Hotspots und Kaltluftströme: Klimakarte soll Stadt bei Bebauungsplanung helfen
Umwelt
Die Ergebnisse einer Klimaanalyse sollen der Stadt Werne dabei helfen, ihre zukünftigen Bebauungs-Planungen klimagerechter auszurichten. Die aktuellen Hotspots sind auf der Karte kaum übersehbar.

Die Klimakarte für Werne zeigt einige rote Hotspots - vor allem in Gewerbegebieten. © Felix Püschner
Woher weht hier eigentlich der Wind? Und wo sollte man dementsprechend lieber keine großen Hallen als Barrieren hinbauen, um sogenannte Wärmeinseleffekte und Hitzestress für die Bevölkerung zu vermeiden? Die Stadt Werne hat jetzt eine erste Antwort auf diese Frage - beziehungsweise ein Hilfsmittel, auf das sie bei der zukünftigen Planung von Bebauung zurückgreifen kann: Karten, die im Zuge einer umfangreichen Klimaanalyse erarbeitet wurden und unter anderem Kaltluftströmungen in windschwachen Nächten aufzeigen.
Das Stadtgebiet wird dabei - je nach Temperatur - in unterschiedliche „Klimatope“ eingeteilt. Zwischen der heißesten und der kältesten Kategorie kann der Temperaturunterschied durchaus schon mal 10 Grad betragen. Heißt zum Beispiel: Während die Einen entspannt bei 23 Grad einen Nachtspaziergang am Feldrand machen, schwitzen sich die Anderen bei 33 Grad in der Innenstadtwohnung ein paar Kilometer weiter kaputt.
Neues Industriegebiet würde am Rande der Luftleitbahn liegen
Dr. Monika Steinrücke vom Büro K-Plan aus Bochum erläuterte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung die Ergebnisse der Analyse für Werne. Die gute Nachricht: Das „Innenstadtbiotop“, die heißeste Kategorie, taucht in Werne lediglich an einer Stelle auf - und zwar im Gewerbegebiet zwischen Werne und Stockum. Das könne sich jedoch schnell ändern, sagte Steinrücke. Und das nicht zum Positiven.
Denn insbesondere Gewerbegebiete mit großen Lagerhallen sorgen nicht nur an ihrem Standort für eine teils erhebliche Erhitzung, sondern versperren auch den auffrischenden Winden Richtung Kernstadt häufig den Weg. Dabei verläuft die sogenannte Luftleitbahn in Werne von Nord nach Süd. Ein neues Industrie- und Gewerbegebiet nördlich der Nordlippestraße würde voraussichtlich am Rande einer solchen Bahn liegen.
Das bedeutet aber keinesfalls das Aus für die Planungen, wie Planungsdezernent Ralf Bülte betonte: „Die Karte führt nicht dazu, dass wir nicht mehr planen dürfen. Aber wir wissen jetzt, wo es nicht mehr so gut geht. Früher waren wir naiv und haben einfach dort gebaut, wo freie Flächen waren.“
Steinrücke erklärte, dass man beim Bau von großen Hallen durchaus einiges berücksichtigen könne, um für einen frischen Windzug zu sorgen. Einen Effekt habe es schon, wenn man die Hallen längs zur Windströmung ausrichte, da der Widerstand dann nicht so groß sei. Zudem könne Dachbegrünung einen positiven, wenn auch nicht erheblichen Effekt haben. Die überströmende Luft erhitze sich über begrünten Dächern nämlich nicht so stark.
Wernes Planungsdezernent versicherte, man würde den umfassenden Bericht samt Karte zur Klimaanalyse definitiv in die konkreten Detailplanungen für neue Gewerbegebiete mit einbeziehen. Auch in die für das Gebiet an der Nordlippestraße. Sofern diese Planungen denn überhaupt zustande kommen. Darüber entscheiden bekanntlich die Bürger am 12. Dezember.