Ein Haus für weniger als 250.000 Euro? Hinter so einem Preisschild kann sich doch nur eine absolute Bauruine verstecken - oder etwa nicht? Tatsächlich sind bei solchen „Schnäppchen-Häusern“ oftmals noch eine gehörige Portion handwerkliches Geschick und zusätzliche finanzielle Investitionen gefragt. Aber ist das immer noch ausnahmslos der Fall?
Wir haben uns auf verschiedenen Online-Portalen umgesehen, welche Bestandsimmobilien in Lünen, Werne und Selm aktuell für weniger als 250.000 Euro zu haben sind. Anfallende Nebenkosten für Makler, Notar etc. haben wir dabei ausgeklammert. Gefunden haben wir jeweils sieben Häuser in Lünen und Selm sowie zwei in Werne.
Den optisch besten Eindruck hat auf uns dabei eine Immobilie in Selm gemacht. Das modernisierte Einfamilienhaus mit drei Zimmern und einer Wohnfläche von 118 Quadratmetern kostet 245.000 Euro. Bad, Zimmertüren, Böden und Co. wurden erst kürzlich erneuert. Der Haken an der Sache: Das 1984 errichtete Gebäude hat lediglich die Energieeffizienzklasse E.
Haushälfte in Selm für 160.000 Euro
Und was hat Selm sonst noch so zu bieten? Wer einen besonders niedrigen Kaufpreis zahlen will, kann auch eine Doppelhaushälfte mit vier Zimmern, 80 Quadratmetern Wohnfläche und Garage für 160.000 Euro kaufen. Allerdings ist hier noch einiges zu tun - auch wenn das Objekt aus dem Jahr 1920 laut Angaben des Anbieters zuletzt 2016 saniert wurde. Hinzu kommt: Beim Blick auf den Energieausweis sollte man schwindelfrei sein. Effizienzklasse H dürften jedenfalls die wenigsten Menschen als Pro-Argument für einen Kauf einstufen.
Wer in Lünen für unter 250.000 Euro ein Haus kaufen möchte, sollte entweder selbst handwerklich begabt sein oder das nötige Kleingeld haben, um Fachleute zu bezahlen. Den besten optischen Eindruck macht hier noch eine Immobilie in Lippholthausen für 185.000 Euro. Sechs Zimmer und 107 Quadratmeter Wohnfläche bekommt man zu diesem Preis. Das Haus auf dem 450 Quadratmeter großen Grundstück wurde 1961 gebaut, hat allerdings ebenfalls nur Energieeffizienzklasse F. Geheizt wird hier noch mit Kohle.
„Schnuckeliges Zechenhaus“ in Lünen
Apropos Kohle: In Lünen-Süd wird derzeit auch ein „schnuckeliges Zechenhaus mit Potential“ angeboten, wie es im Inserat heißt. 168.000 Euro müssen Interessenten für die 55 Quadratmeter Wohnfläche zahlen. Tapeten und Fliesenspiegel versprühen tatsächlich noch den Charme längst vergangener Bergbauzeiten. Doch siehe da: Beheizt wird das 1955 gebaute Häuschen nicht mit Kohle, sondern mit Gas. Die Energieeffizienzklasse der stark renovierungsbedürftigen Immobilie liegt dennoch bei H. Immerhin: Dach, Heizung und Fassade wurden 2008 erneuert. Die Fenster hingegen 2014.
In Werne ist die Angebotslage bei den Eigenheimen für unter 250.000 Euro deutlich dünner als in den Nachbarkommunen. Lediglich zwei Objekte sind hier derzeit zu haben. Eines davon befindet sich in der ehemaligen Zechenkolonie Evenkamp und kostet 238.000 Euro. Das 1905 errichtete Haus mit 91 Quadratmetern Wohnfläche hat die Effizienzklasse H und wurde zuletzt 1994 saniert - und das merkt man auch beim Blick auf die Fotos.
Immobilie Nummer zwei liegt in Stockum. Fünfeinhalb Zimmer und 99 Quadratmeter gibt es für 225.000 Euro. Auch diese Doppelhaushälfte ist stark renovierungsbedürftig. Und das hatte wohl auch der Anbieter im Sinn, als er den Interessenten in der Objektbeschreibung ein paar motivierende Worte mit auf den Weg geben wollte: „Aufgrund der notwendigen Renovierungsmaßnahmen (Heizung, Elektrik, Fenster, Leitungsrohre, Bad uvm.) besteht hier die Möglichkeit mit gut kalkuliertem Budget und viel Fleiß diese Immobilie zum neuen Zuhause für Ihre Familie zu machen“, heißt es dort.
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