Betrug bei Führerschein-Prüfung Fahrlehrer: „In Werne ist mir nur ein Fall bekannt“

Betrug bei Führerschein-Prüfung: Fahrlehrer: „Kenne nur einen Fall“
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Der TÜV-Verband berichtet in einer aktuellen Mitteilung über eine „besorgniserregende Steigerung bei den aufgedeckten Täuschungsversuchen“. Nach den Erhebungen gab es in den ersten drei Quartalen dieses Jahres bereits 2711 Täuschungsversuche bei den Theorieprüfungen. Das sind 38 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Wie sieht die Situation in Werne aus? „Wir scheinen davon verschont zu bleiben“, sagt Experte Falk Rzepka. „Ich habe noch von keinen Betrugsversuchen bei uns gehört. Bis auf einen Fall.“

Verschiedene Betrugs-Muster

Die Betrugsversuche bei der theoretischen Führerscheinprüfung sind unterschiedlicher Natur. Ein Drittel der Täuschungsversuche sind sogenannte Stellvertreterprüfungen, bei denen anstelle des Fahrschülers eine andere Person bei der Prüfung antritt (33 Prozent). Bei 31 Prozent der versuchten Täuschungen wurden andere unerlaubte Hilfsmittel wie klassische Spickzettel verwendet. Aber auch technische Geräte wie Smartphones, Kopfhörer oder Kameras werden beim Täuschen verwendet: In 30 Prozent der Täuschungsfälle wurden technische Hilfsmittel eingesetzt. An solch einen Fall kann sich Rzepka erinnern.

„Wie in anderen Städten auch, werden die theoretischen Prüfungen nicht mehr in den Fahrschulen selbst, sondern in speziellen Prüfungsräumen abgenommen“, sagt der Inhaber der Fahrschule FR an der Bahnhofstraße. In Werne sei das in den Räumen des TÜV Nord an der Tenhagenstraße. Genau dort sei der einzige ihm bekannte Fall passiert.

Mit Mini-Kamera, Ohrhörer und Funk hat eine Bande Wackelkandidaten bei ihrer theoretischen Führerschein-Prüfung unterstützt. Die Bande ging der Polizei in Siegen in Netz.
Mit Mini-Kamera, Ohrhörer und Funk hat eine Bande Wackelkandidaten bei ihrer theoretischen Führerschein-Prüfung unterstützt. Die Bande ging der Polizei in Siegen in Netz. © picture alliance / dpa

Dortmunder Prüfling hat betrogen

„Es handelte sich aber um keinen Fahrschüler aus Werne.“ Sondern eine Dortmunder Fahrschule habe einen ihrer Prüfling dort untergebracht. Der habe dann mittels technischer Hilfsmittel wie einer Minikamera sowie einem Helfer draußen versucht, die Prüfung zu manipulieren. „Der ist aber aufgefallen“, sagt Rzepka, dem ansonsten keine weiteren derartigen Manipulationsversuche in der Lippestadt bekannt sind.

Die jetzt veröffentlichten, gestiegenen Zahlen von Betrugsversuchen verortet er daher eher in großstädtischer Umgebung „wie Dortmund und dem Ruhrgebiet“. Er könne sich vorstellen, dass es dort häufiger zu solchen Manipulationen kommt. Wenn so eine Schummelei funktioniert habe, „dann spricht sich das herum und andere versuchen es dort ebenfalls.“

Ein Betrug bei der Theorie-Prüfung falle letztlich aber auf den Fahrschüler zurück. „Der kennt dann die Regeln nicht in der Praxis, was letztlich zu mehr Fahrstunden und viel mehr Kosten führt“, sagt der Experte.

Gewalt gegen die Prüfer

Ein ernstes Problem für die Prüfstellen ist laut TÜV-Verband, dass die Gewaltbereitschaft bei Täuschungsversuchen steigt: In 58 Fällen sind Prüferinnen und Prüfer verbal oder körperlich bedroht worden. Das sind 28 Fälle mehr als im Vorjahreszeitraum, ein Plus von 81 Prozent. Bei 38 aufgedeckten Täuschungsversuchen sind sie verbal angegriffen und in 20 Fällen ist ihnen sogar körperliche Gewalt angedroht worden. „Verbale oder sogar körperliche Gewalt bei aufgedeckten Betrugsversuchen ist absolut inakzeptabel“, sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. Bei 337 erkannten Täuschungsversuchen haben die Prüforganisationen die Polizei alarmiert.

Bisher müssen die Täter kaum mit ernsthaften Konsequenzen rechnen. „Wer bei der Fahrprüfung betrügt, ist eine potenzielle Gefahr für die Verkehrssicherheit“, sagt Goebelt. „Die zuständigen Fahrerlaubnisbehörden sollten den rechtlichen Rahmen ausschöpfen und eine Sperrfrist bis zur nächsten Prüfung von bis zu neun Monaten verhängen. Das ist längst nicht überall gängige Praxis.“

Eine abschreckende Wirkung dieser erst seit dem vergangenen Jahr geltenden Sanktionsmöglichkeit sei derzeit nicht zu erkennen. Auch eine Überprüfung der grundsätzlichen Fahreignung mit Hilfe einer MPU komme bei Täuschungsversuchen in Betracht.

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