Fische in der Lippe im Fokus Widerstand gegen neues Wasserkraftwerk angekündigt

Widerstand gegen neues Wasserkraftwerk in der Lippe angekündigt
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Zu einem Vortrag über die Fische der Lippe hatte die Biologische Station in ihr Forum in Bergkamen-Heil eingeladen. Im Fokus des Abends stand das Lippe-Wehr in Stockum. Gegen ein geplantes kleines Wasserkraftwerk erhob sich auf der Versammlung starker Widerstand.

Referentin war die renommierte und im Bereich des Naturschutzes engagierte Wissenschaftlerin Dr. Margret Bunzel-Drüke von der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest (ABU). Im Auditorium der sehr gut besuchten Veranstaltung waren neben Vertretern des Fischereiverbandes NRW Vertreter örtlicher und überregionaler Natur- und Heimatschutzverbände, Dr. Mario Sommerhaeuser vom Vorstand Emschergenossenschaft/Lippeverband sowie Bürgerinnen und Bürger der umliegenden Gemeinden. Was sich dann im Laufe des Abends sehr schnell zeigte, war die bei den Anwesenden vorhandene Sorge um den zukünftigen Zustand der Lippe und damit auch um den Fischbestand im längsten Fluss Nordrhein-Westfalens.

Auch die Vertreter des Fischereiverbandes NRW mit ihrem designierten Vorsitzenden Uli Beyer (2.v.l.) gaben ihre Statements ab.
Auch die Vertreter des Fischereiverbandes NRW mit ihrem designierten Vorsitzenden Uli Beyer (2.v.l.) gaben ihre Statements ab. © Diethelm Textoris

Lippe wandelt sich stetig

In ihrem Vortrag ging Bunzel-Drüke weit zurück in die Geschichte des Flusses, den sie als kühles Herz Westfalens bezeichnete. In den Jahrtausenden haben der Lauf, die Ufer und der Zustand des Flusses immer wieder Veränderungen durchlebt. Daraus ergaben sich Auswirkungen auf die Fischfauna, genauso wie die späteren Eingriffe durch die Menschen im Zuge von Flussbegradigungen, Eindeichungen und industriellen Einleitungen. Oder durch aktuelle oder zukünftige Renaturierungsmaßnahmen, bei diesen aber vornehmlich im positiven Sinne.

Ausführlich ging Dr. Bunzel-Drüke auf die vom Landesfischereiverband mit der ABU Soest durchgeführte Untersuchung der Fischfauna in der Lippe ein. Bei der wurden 48 Fisch- und Rundmaularten nachgewiesen und ihre regionale Verbreitung untersucht.

Trotz Fischtreppen sind die Wehre (hier am ehemaligen Steag Kraftwerk in Lünen) oft unüberwindbare Hindernisse für die Fische.
Trotz Fischtreppen sind die Wehre (hier am ehemaligen Steag Kraftwerk in Lünen) oft unüberwindbare Hindernisse für die Fische. © Diethelm Textoris

Wehre problematisch für Fische

Als Problembereich für die Fischpopulation erwies sich dabei der Bereich der Wehre, die konzentriert zwischen Haus Dahl und Werne-Stockum zu finden sind. Sie stellen für die meisten Fische unüberwindbare Hindernisse dar, bei denen auch angelegte Fischtreppen meistens keine wesentliche Hilfe leisten.

Das konnte man durch implantierte Sender nachweisen, ebenso wie ein Irren der Fische zwischen den Wehren. Da die Wehre inzwischen ihre eigentliche Funktionalität verloren hätten, sollten sie ihrer Meinung nach so schnell wie möglich abgerissen werden. An erster Stelle der Dringlichkeit setzte sie dabei das marode Wehr in Werne Stockum. Ein weiteres Problem ist die wegen der behördlichen Genehmigungen augenblicklich noch legale Einleitung von schwer belastetem, vor allen Dingen salzhaltigem Grubenwasser in die Lippe.

Gegen Grubenwasser und Kraftwerk

Nach dem Vortrag gab es eine rege Diskussion unter den Anwesenden. Wenn es dabei auch durchaus unterschiedliche Betrachtungsweisen und Problemlösungsansätze gab, so herrschte doch eine weitgehende Einmütigkeit in folgenden Punkten: Die Genehmigungsbehörde, hier vornehmlich das Regierungspräsidium in Arnsberg, sollte die Einleitungen des Grubenwassers schnellstmöglich stoppen, notfalls müssten bei der Landesregierung Gesetze und Vorschriften novelliert werden.

Keinen Sinn sahen die meisten Anwesenden in der Errichtung eines Kleinkraftwerks im Bereich des Wehres Stockum, das auf Staatskosten aufwändig renoviert werden müsste und dessen Leistung schwankend und so minimal ist, dass sie von einem einzigen Windrad übertroffen werden könnte. Mit dem aber der Natur nachhaltige Schäden zugefügt würden.

Eines wurde daher zum Schluss ganz deutlich: Gegen das geplante Kleinkraftwerk in Werne und auch gegen weitere Einleitungen von belastetem Grubenwasser wird es erheblichen Widerstand der Naturschutzorganisationen und auch aus sensibilisierten Bevölkerungskreisen bis hin zu gerichtlichen Auseinandersetzungen geben.

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