Seit über 30 Jahren - um genau zu sein seit 1989 - betreibt Christian Rasche seine Wasserkraftanlage an einem Seitenarm der Lippe unweit des Wehrs in Werne-Stockum. Seinen gesamte Schweine- und Bullenmastbetrieb versorgt er mit dem aus dem Wasser gewonnenen Strom. Er erzielt sogar Überschüsse damit, die er verkauft und mit denen er sich neben der Landwirtschaft und der „Pension Rasche“ ein drittes Standbein aufgebaut hat.
Seit über 30 Jahren versorgt er seinen Betrieb mit dem regenerativen Strom; seit etwa zehn Jahren kämpft er für den Erhalt seines kleinen Kraftwerks. Denn seitdem engagieren sich Umweltaktivisten für den Abriss des Wehrs. Durch die Stauanlage könnten Fische nicht ungehindert wandern, viele blieben auf der Strecke, argumentieren sie. Außerdem führe das stehende Gewässer oberhalb der Wehranlage zur Bildung von giftigen Gasen und verhindere die Ansiedlung von Vögeln, wie beispielsweise des Eisvogels, der an anderer, fließender Stelle der Lippe nachgewiesen werden kann.
Für Christian Rasche aber hängt seine Existenz daran, dass er seinen Wasserstrom gewinnen kann. „Wenn das Wehr abgerissen werden würde, hätte das riesige Auswirkungen für mich“, sagt der Landwirt. „Das wäre der Worst Case. Das würde finanziell ein so großes Loch reißen, dass man überlegen müsste, wie es weitergeht.“

Umdenken beim Umweltschutz
1990 hatte er sogar noch einen Umweltpreis für sein kleines Wasserkraftwerk gewonnen. „Und jetzt ist alles anders. Ich verstehe das nicht“, sagt er. „Dabei bin ich wirklich gesprächs- und kompromissbereit.“ Da das Land, auf dem die große Wehranlage steht, ihm gehört, ist er aktuell eine Kooperation mit einem privaten Investor eingegangen, dem er sein Gelände zur Verfügung stellen möchte: Der Werner Ingenieur Michael Detering verfolgt schon seit dem vergangenen Jahr Pläne, eine zweite, effizientere Wasserkraftanlage direkt in die Wehranlage im Hauptfluss der Lippe zu bauen.
„Er ist ja auch bereit, eine fischfreundliche Fischtreppe einzubauen“, bemerkt Rasche. „Deswegen verstehe ich die Bedenken der Umweltschützer nicht.“ Auch eine fischfreundliche Turbine sieht Detering in seinen Plänen vor. Doch den Umweltschützern reicht das nicht; die Verluste für Tier- und Umwelt seien nach wie vor zu hoch. „Sie sind einfach überhaupt nicht gesprächs- oder kompromissbereit“, bemängelt der Landwirt.
Auch Photovoltaik könnte den Verlust nicht ausgleichen. Zu wenig konstant sei die Stromgewinnung, sagt Rasche, der bereits einige Solarmodule auf den Dächern hat. Wie und ob sein Betrieb auch in der Zukunft Bestand haben kann, darüber ist er sich sehr unsicher. Davon, eine Abfindung zu bekommen, geht er nicht aus. Welche Zukunft das Wehr haben kann, wird aktuell von der Bezirksregierung Arnsberg geprüft.
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