Tamer Tahan ist Hooligan – zumindest, wenn er im ARD-Tatort „Die Kälte der Erde“ zu sehen ist. Der 29-Jährige, der seine Kindheit und Jugend in Werne verbracht hat, ist Schauspieler und wirkt in der neuesten Episode des Saarland-Tatorts mit. Zunächst zum Plot: Nach einem Fußball-Derby zwischen Kaiserslautern und Saarbrücken bricht ein Mann mit Schädelfrakturen und einer Stichwunde in der Notaufnahme zusammen und stirbt.
Schnell kommt heraus, dass er die „Dritte Halbzeit“ bei einem Ackermatch, für das sich verfeindete Hooligan-Gruppen zum Kampf verabreden, verbracht hat. Ob von dort auch seine tödlichen Verletzungen kommen, bleibt zunächst unklar, denn: Beide Hooligangruppen schweigen und sprechen nicht mit der Polizei.
Tahan schlüpft in der Tatort-Folge in die Rolle von Rémy Pontier, einem Hooligan der Brigade aus Kaiserslautern. Er ist auch beim Ackermatch dabei. „Zum Anfang gerate ich ins Feld der Ermittler und werde befragt“, erzählt er. Wie es dann weitergeht, verrät er jedoch nicht.
Rolle übers Tatort-Casting
An die Rolle gekommen ist der 29-Jährige über ein Tatort-Casting. Sein Profil ist – wie bei Schauspielern üblich – in einer entsprechenden Datenbank hinterlegt. „Die Caster suchen darin dann für bestimmte Projekte nach geeigneten Schauspielern.“ Tahan arbeitet wie fast alle Schauspieler mit einer Agentur zusammen. „Über die gibt es dann eine Zeitabfrage für den Dreh und wenn alles passt, kommt eine Einladung zum Casting.“ Das findet inzwischen gar nicht mehr zwingend in Präsenz statt, klärt Tamer Tahan auf. Sogenannte E-Castings haben sich vor allem während der Corona-Krise etabliert. „Hier wird eine bestimmte Szene vorgegeben, die ich dann einfach mit dem Handy aufnehme.“
Bei dem 29-Jährigen führte das digitale Tatort-Casting zum Erfolg. Er schaffte es in den Episodencast, welcher sich bei jeder neuen Tatort-Folge ändert. Nur das vierköpfige Ermittlerteam um die beiden Kriminalhauptkommissare Adam Schürk und Leo Hölzer bleibt auch über die Folge hinaus im Saarland-Tatort gleich.
Der Dreh für den Tatort hat mit der Vorproduktion rund einen Monat gedauert. Insgesamt seien es fünf Drehtage in Saarbrücken und in verschiedenen Vororten gewesen. „Es wurde sehr viel vor Ort gedreht“, erzählt Tahan.

Erster größerer Film
In Tahans bisheriger Schauspielkarriere ist der Tatort-Dreh eine ganz besondere Premiere. „Für mich ist das die erste größere Sache in Spielfilmlänge“. Bisher habe er eher in Studenten-Drehs mitgewirkt. „Es war für mich zwar nicht das erste Mal vor der Kamera, aber das erste Mal, dass etwas so ausgestrahlt wird“, fügt er an.
Eigentlich ist der 29-Jährige auch eher auf der Theater-Bühne zu Hause. Aktuell arbeitet er am Deutschen Theater in Berlin, wo er bereits ganz unterschiedliche Rollen eingenommen hat. Generell mag er Rollen, die sehr in die Tiefe gehen und die Abgründe des Menschen aufzeigen. In der Vergangenheit hat der 29-Jährige schon öfter ähnlich böse Figuren wie aktuell im Saarbrücken-Tatort gespielt.

Seine Anfänge im Schauspiel
Doch wie ist der Ex-Werner überhaupt zum Theater gekommen? Die Anfänge im Schauspiel macht Tamer Tahan bereits in der Schule als Teil der Theater-AG im Anne-Frank-Gymnasium in Werne. Nach der Schule ist die Schauspielerei für ihn aber erst einmal nur ein Hobby, denn: Tahan macht eine Ausbildung zum Zahntechniker. Nebenbei setzt er sich aber immer mehr mit der Schauspielerei auseinander.
Daraus nimmt der junge Mann einiges für die Zukunft mit: „Man lernt viel über sich selber, aber auch, wie man gut im Team arbeitet“. Man sei nur so gut, wie das Team, alles müsse stimmen. Beim Kleinkunst- und Kulturverein Flöz K in Werne und auch am Fredenbaum in Dortmund spielt er mit Freunden in Theatergruppen.
Nach der Ausbildung schaut er dann, was mit einem Schauspiel-Studium möglich ist. Er fängt an vorzusprechen, ehe er an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin im Oktober 2018 sein Studium anfängt. Seit August 2021 ist er nun im Deutschen Theater in Berlin festangestellt. Seinen Studienabschluss an der Hochschule hat er seit Anfang 2023 in der Tasche.
Auf seinem Weg erhält Tahan viel Unterstützung – von der Familie, aber auch von Freunden und seinem Schauspiellehrer. „Es ist immer gut, Menschen zu haben, die einen auf dem Weg unterstützen und immer wieder aufbauen.“

Tatort war eine tolle Erfahrung
Der Auftritt im Tatort war für ihn eine „tolle Erfahrung“ in einem „großartigen Team“. „Es war definitiv ein Highlight, das ich lange in Erinnerung behalten werde,“ sagt er. In Zukunft würde er gern auch mal auf der „anderen Seite“ zu sehen sein: „Ich könnte mir vorstellen, irgendwann mal zu einem Ermittlerteam zu gehören.“
Die aktuelle Episode hat Tahan bereits bei einer Preview in Berlin in der saarländischen Landesvertretung gesehen. „Ich habe mich über viele Szenen gefreut, in denen ich zu sehen bin und die dringeblieben sind“. Wer den Tatort am Sonntag (29. Januar) verpasst hat, kann die Folge „Die Kälte der Erde“ nach der Ausstrahlung sechs Monate lang in der ARD Mediathek abrufen.
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