
© Jörg Heckenkamp
Disco-Radler aus Herbern kontra Autofahrer: „Manche bekämpfen einen regelrecht“
Mit Video
Für Karl Jehle hat „Freude bereiten“ große Bedeutung. Als verrückter Radfahrer „Diskallico“ bringt er viele Menschen zum Lächeln. Zum Weinen ist ihm dagegen zumute, wenn er an manche Autofahrer denkt.
Der 59-jährige Karl Jehle ist als leuchtender und blinkender Radfahrer unter dem Kunstnamen „Diskallico“ in unserer Region unterwegs, oft auch in Werne. Mit seinem Leucht-Rad und seiner blinkenden Kleidung inklusive Wohlfühl-Musik zaubert er vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht. . Seine Gesichtszüge entgleiten ihm dagegen, wenn er an manche Autofahrer denkt. „Die bedrängen mich ganz bewusst. Manches ist lebensgefährlich.“
Wenn Jehle von derartig rücksichtlosen Autofahrern redet, kann sein Gesichtsausdruck innerhalb von Sekundenbruchteilen von sonnig auf sauer kippen. „Manche bedrängen mich aus Versehen, aber manche legen es direkt drauf an“, sagt Jehle und Verbitterung macht seine Stimme hart: „Ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs und kann das beurteilen. Ja, manche bekämpfen schon regelrecht uns Fahrradfahrer.“
Eine prägnante Situation für solche Gefährdungen ist die Werner Straße in Herbern, etwa in Höhe der Einfahrt zum Sportplatz des SVH. „Da gibt‘s eine Mittelinsel. Und da müssen natürlich die Autofahrer mich kurz vorher noch überholen.“ Allerdings sei die Straße dort nicht breit genug für Auto und Radfahrer. „Also bedrängen sie mich, vom vorgeschriebenen Abstand von 1,50 Meter keine Spur.“

Sorgt in Herbern und Umgebung für Aufsehen: Karl Jehle mit seinem Licht- und Musik-Fahrrad namens Diskallico. © Thomas Peek
Innerhalb weniger Tage hat Jehle „die exakt gleiche Gefahrenlage an dieser Stelle zwei Mal erlebt“. Das hat ihn so aufgebracht, dass er in den Sozialen Medien das Nummernschild des einen Dränglers, garniert mit deftigen Vorwürfen, veröffentlich hat. Er wolle sich das nicht mehr gefallen lassen und schrieb zu einer Anschwärz-Aktion: „Diese verhaltensauffälligen Autofahrer mache ich zu Radfahrern!“
Im Gespräch mit der Redaktion zeigte sich Jehle dann etwas zurückhaltender. Er wolle vor allem aufklären, um das Verhalten „der meistens jüngeren Autofahrer“ zu verändern. So sei er beispielsweise bei einer Radfahrer-Aktion in Hamm dabei. „Dort will ich auf das Problem des mangelnden Abstands und des rücksichtslosen Verhaltens von Autofahrern aufmerksam machen.“

In der Dunkelheit leuchtet und blinkt das Disco-Fahrrad von Karl Jehle. © Jörg Heckenkamp
Aufgeben ist für ihn allerdings keine Option. Obwohl „ich die gefährlichen Situationen immer und überall erlebe“. Denn seine Auftritte als Diskallico und die positiven Reaktionen darauf sind Balsam für einen Mann wie Jehle, der auf eine lange, schwere Krankheitsgeschichte zurückblickt. „Ich möchte Freude bereiten“, sagt er. „Und ich möchte einfach in Ruhe und ungefährdet durch die Gegend radeln“.
Jeden Tag Menschen hautnah - nichts ist spannender als der Job eines Lokalredakteurs. Deshalb möchte ich nichts anderes machen - seit mehr als 35 Jahren.
