Wer wird neuer CDU-Chef in Werne? Die Kandidaten im Check

Kandidaten-Check: Wer wird neuer CDU-Chef?
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Anfang August verkündete Rolf Weißner überraschend seinen Rückzug aus der Lokalpolitik. Weißner war unter anderem seit 2022 Vorsitzender des CDU-Stadtverbands. Zudem hatte er das Amt des 1. stellvertretenden Bürgermeisters inne. Durch seine Entscheidung wurden also gleich zwei bedeutende politische Posten in Werne vakant. Bürgermeister Lothar Christ (parteilos) hatte daraufhin betont, die Nachfolge schnellstmöglich klären zu wollen. In ihrer kommenden Sitzung Ende September könnten die Ratsmitglieder die Neubesetzung dann formell bestätigen.

Bei der Union schien man unterdessen keinen allzu großer Zeitdruck bei der Suche nach einem neuen Partei-Chef zu verspüren. Uta Leisentritt, eine von drei stellvertretenden Parteivorsitzenden und zugleich Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, erklärte, man habe keine Eile. Der Vorstand funktioniere auch in seiner jetzigen Form. Spätestens bis Ende des Jahres wolle man die Neubesetzung an der CDU-Spitze jedoch „in trockenen Tüchern“ haben.

Inzwischen zeichnet sich ab, dass es doch schneller klappen könnte. Auf Anfrage unserer Redaktion sprach Leisentritt am Montag (28. August) von einer „zeitnahen“ Entscheidung. Es habe bereits erste Gespräche mit möglichen Nachfolgern gegeben. Näher ins Detail gehen - oder gar Namen nennen - wollte sie allerdings (noch) nicht.

Aber wer kommt überhaupt für den Posten des Partei-Chefs in Frage? Unsere Redaktion hat einige potenzielle Weißner-Nachfolger in den Blick genommen und gibt eine Einschätzung.

Uta Leisentritt
Uta Leisentritt © CDU

Option 1: Die zweifache Chefin

Eine mögliche Variante wäre, dass Leisentritt selbst den Parteivorsitz übernimmt und das Amt gegebenenfalls zusätzlich zu ihrer Rolle als Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion stemmt. Letztere Funktion erfüllt sie seit gut einem Jahr. Da übernahm sie den Posten von Willi Jasperneite. Der wiederum fungierte zuvor mehrere Jahre in doppelter Funktion als Fraktions- und Parteichef. Die Konstellation wäre also definitiv kein Novum.

Uta Leisentritt sitzt bereits seit 2014 im Stadtrat. Seit 2020 ist sie unter anderem Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung. Unsere Einschätzung: Sie ist auch die Favoritin auf den Parteivorsitz.

Markus Rusche
Markus Rusche © CDU

Option 2: Die zweite Kraft

Markus Rusche ist sowohl stellvertretender Partei- als auch stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Zudem ist er Vorsitzender des Bezirksausschusses und sitzt als Ratsmitglied unter anderem im Planungsausschuss. Dort fällt Rusche regelmäßig als Freund klarer Worte auf. Seinen Standpunkt macht er unmissverständlich deutlich - egal ob es seinen politischen Gegnern passt oder nicht.

Rusche scheut keine Konfrontation und bringt auch mal eine Portion Schärfe in die Debatte. Daran gemessen, kann man ihn fast schon als Gegenentwurf zu Rolf Weißner sehen. Als Partei-Chef könnten sich einige Wähler Rusche wohl trotzdem ganz gut vorstellen.

Christian Lang
Christian Lang © CDU

Option 3: Die Junior-Lösung

Christian Lang ist der dritte im Bunde unter den stellvertretenden CDU-Parteivorsitzenden. Das Ratsmitglied ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familien. Außerdem ist Lang Fraktionsgeschäftsführer, sitzt unter anderem im Ausschuss für Schule und Sport. Lang ist 1996 geboren und wäre so etwas wie die Junior-Lösung an der Parteispitze. Klingt spannend, aber auch gewagt.

Martin Cyperski
Martin Cyperski © Jörg Heckenkamp

Option 4: Der ruhige Vertreter

Das trifft allerdings auch auf den nächsten Kandidaten zu: Martin Cyperski ist Jahrgang 1995. Der Ratspolitiker ist Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses. Innerhalb der Ratsfraktion bekleidet er gemeinsam mit Markus Rusche die Position des stellvertretenden Vorsitzenden. Im Stadtverband fungiert Cyperski als Geschäftsführer. Unsere Einschätzung: Die Rolle des ersten Vorsitzenden wäre durchaus überraschend.

Jörg Weber
Jörg Weber © Vanessa Trinkwald

Option 5: Die Überraschung

Überraschend wäre es für viele Werner wohl auch, wenn die Wahl des Partei-Chefs auf Jörg Weber fällt. Er ist zwar Vorsitzender des Betriebsausschusses Bad, fungiert im Stadtverband allerdings „nur“ als Beisitzer. Andererseits hat Weber eine besondere Vorgeschichte. Schon mit 21 Jahren zog er für die CDU in den Stadtrat ein. Das war vor rund 30 Jahren. Von 1999 bis 2004 war Weber zudem stellvertretender Bürgermeister von Meinhard Wichmann. Auch das Amt des Fraktionsgeschäftsführers hatte Weber bereits inne. Erfahrung bringt er also ausreichend mit.

Wilhelm Jasperneite
Wilhelm Jasperneite © Felix Püschner

Option 6: Der Rückkehrer

Das wäre ein Comeback, mit dem wohl niemand ernsthaft gerechnet hätte: Wilhelm „Willi“ Jasperneite ist mittlerweile Ehrenvorsitzender der CDU. Wie man die Partei führt, wird er nicht vergessen haben - zumal das Engagement ja noch nicht lange zurückliegt. Dagegen spricht allerdings, dass Jasperneite sich seinen Rücktritt im vergangenen Jahr gut überlegt und betont hatte, kürzer treten zu wollen.

Seine neue Rolle scheint ihm zudem zu gefallen. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schön das ist, nicht immer reden zu müssen, sondern einfach mal zuhören zu können“, hat Jasperneite vor nicht allzu langer Zeit am Rande einer Ausschusssitzung gegenüber den anwesenden Reportern mit einem Lächeln angemerkt. Ganz hat er die Zügel jedoch noch nicht aus der Hand gegeben. Jasperneite ist nach wie vor Ratsmitglied und zudem Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Partnerschaften, Stadtmarketing und Brauchtumspflege. Ein Parteivorsitz wäre allenfalls als Übergangslösung vorstellbar.

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