
© Dominik Gumprich (A)
Burgtreff in Werne bleibt dicht: Wirtin Angi (33) orientiert sich anders
Kneipe in Corona-Krise
Seit fast einem Jahr ist die Kneipe Burgtreff in Werne geschlossen. Daran wird sich auch nach dem Lockdown nichts ändern. Betreiberin Angi Kowalski (33) hört auf. Es war keine Entscheidung des Herzens, sondern der Vernunft.
Der Zapfhahn im Burgtreff bleibt trocken: Die Kneipe in der Burgstraße in Werne hat schon seit fast einem Jahr aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Und auch wenn der Lockdown irgendwann enden wird, bleibt der Burgtreff dicht. Denn die Betreiberin Angela Kowalski (33), die alle nur Angi nennen, hört auf. Schweren Herzens hat sie nun diese Entscheidung getroffen. Es ist eine Entscheidung der Vernunft, wie sie sagt.
Erst als Aushilfe, dann als Chefin im Burgtreff tätig
Angela Kowalski musste irgendwann einen endgültigen Schlussstrich ziehen. Zu lange ist die Zukunft der Kneipe Burgtreff in der Corona-Krise schon ungewiss. Weil sich beruflich nun etwas Neues für sie ergeben hat, hat sie ihren Pachtvertrag zu Ende März gekündigt. Dann beginnt nicht nur für viele Stammkunden in der alt eingesessenen Kneipe in Werne eine neue Zeitrechnung, sondern auch für Angi Kowalski selbst.
Die beliebte Wirtin, die zunächst fünf Jahre als Aushilfe im Burgtreff gearbeitet hat und dann vor drei Jahren selbst hier Chefin wurde, geht bald ganz andere Wege. Sie wird nicht weiter in der Gastronomie arbeiten, sondern zu ihrem gelernten Beruf als technische Produktdesignerin zurückkehren. Seitdem sie ihre Kneipe an der Burgstraße aufgrund der Corona-Krise schließen musste, arbeitet sie in ihrem Ausbildungsberuf in Teilzeit. Nun hat sich die Chance auf eine Vollzeitstelle ergeben.
Traum der eigenen Kneipe geht zu Ende
Und damit beendet sie ihren Traum von der eigenen Kneipe. Eigentlich, so Angela Kowalski, hätte sie gern beides miteinander vereinbart. „Aber irgendwann reicht es. Man weiß ja nie, wann es wieder weitergehen wird“, sagt die 33-Jährige. Sie musste ihre Kneipe bereits seit Beginn der Corona-Pandemie geschlossen halten. Ein Hygienekonzept mit einer begrenzten Gästezahl und genügend Abständen zwischen den Stühlen war in der kleinen Kneipe nicht umsetzbar.
So ist es kein abruptes Ende für Angi Kowalski im Burgtreff. Schon lange hat sie ihre Kneipe nicht mehr aufschließen dürfen und Bier ausschenken können. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es ist auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Aber am meisten werde ich meine Gäste vermissen. Das ist auch jetzt das, was ich am meisten vermisse. Ich habe viele Freunde gefunden. Das nagt schon an einem“, sagt Angi Kowalski.
Keine Privat-Insolvenz, staatliche Hilfen für Betrieb
Vor Monaten hatte sie noch Hoffnung, dass es irgendwie bald im Burgtreff weitergehen kann. Bis Dezember 2020 hat sie auch staatliche Hilfen erhalten. „Ohne wäre es überhaupt nicht gegangen. Zum Glück war ich nicht privat auf Hilfen angewiesen oder musste in Insolvenz gehen. Ich bin nicht pleite oder so“, erzählt die Wirtin.

Seit fast einem Jahr sind die Türen an der Kneipe in der Burgstraße geschlossen. Und das wird auch nach dem Corona-Lockdown so bleiben. © Wilco Ruhland (A)
Für sie geht es nach eigener Aussage nun in einem ganz anderen Leben weiter. „Ich bin froh, dass ich mit meinem Büro-Job jetzt normale Arbeitszeiten habe“, sagt sie. Gern zurückdenken wird sie dennoch aber vor allem an lange Nächte im Burgtreff wie zur Kneipennacht oder Sim-Jü-Kirmes. „Das waren immer die tollsten Abende.“
Als Gast zurück in die Kneipe
Künftig, so Angi Kowalski weiter, möchte sie unbedingt mit ihren Freunden als Gast in einer Werner Kneipe sitzen. Vielleicht ja auch wieder im Burgtreff - unter einem neuen Pächter. Zuvor aber muss sie ihre Kneipe noch ausräumen.
„Das wird schon komisch. Es gibt einige Andenken von Gästen - zum Beispiel beschriftete Bierdeckel oder ein kleines Krokodil aus Perlen. Die werde ich auf jeden Fall mitnehmen und ihnen einen besonderen Platz bei mir zuhause geben“, sagt Angi Kowalski. Die Entscheidung, den Burgtreff zu schließen, sei eine Entscheidung der Vernunft gewesen. „Hätte ich sie mit dem Herzen getroffen, dann hätte ich den Laden behalten.“