
Wernes Politik (hier Adelheid Hauschopp Francke von der SPD) macht der Stadt Druck in Sachen Baumpflanzungen. © Montage Püschner
Werner Politik macht weiter Druck bei Baumpflanzungen - So reagiert die Stadt
Politik
Bürger und Politik haben der Werner Stadtverwaltung eine klare Ansage gemacht: Wer Bäume fällt, muss neue pflanzen - und zwar viele. Nun nennt die Stadt Zahlen. Und die haben es in sich.
Der Baumbestand in Werne war zuletzt wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Spätestens nachdem die Stadt auf Anfrage erklärt hatte, es seien binnen eines Jahres fast 80 Bäume ohne eingetragenen Grund gefällt worden. Die Gründe - allen voran eine „schlechte Vitalität“ - ließen sich jedoch im Nachhinein durchaus erschließen, hieß es. Doch das änderte nichts daran, dass es fortan wieder in der Politik rumorte. Auch, weil das seit etlichen Jahren geforderte Pflanzkonzept immer noch nicht vorlag.
Inzwischen ist die Verwaltung einen Schritt weiter, wie Adrian Kersting von der Abteilung Straße und Verkehr nun in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Mobilität und Klimaschutz erklärte. In diesem Zusammenhang präsentierte er den Zwischenstand des „Straßenbaumkonzepts Werne 2030“. So lautet zumindest der aktuelle Arbeitstitel, aus dem freilich nicht folgt, dass man erst in acht Jahren richtig loslegt.
Bei fast 200 gefällten Bäumen ist noch keine Nachpflanzung erfolgt
Tatsächlich sollen schon im Herbst 2022 bis zu 96 neue Bäume gepflanzt werden. Und das ist auch dringend nötig, denn die Auswertung des Baumkatasters hat ergeben: Bei 191 von der Stadt zuletzt gefällten Straßenbäumen ist noch keine Nachpflanzung erfolgt. 100 dieser Bäume standen im Innenbereich der Lippestadt, die übrigen 91 im Außenbereich.
Grundsätzlich werde bei Nachpflanzungen das Ziel verfolgt, bestimmte Straßenbilder aufrecht zu erhalten, so die Verwaltung. Heißt: Im Idealfall wird der Baum genau an dem Standort nachgepflanzt, an dem der alte gefällt wurde. Nicht immer könne dabei jedoch die gleiche Baumart wie zuvor gepflanzt werden. Nämlich dann nicht, wenn die betroffene Baumart durch Krankheiten gefährdet ist. Hinzu kommt: Nicht jeder Standort ist problemlos für eine Nachpflanzung geeignet.
Ist beispielsweise der Raum zu knapp, sodass der Baum nicht auf natürliche Art wachsen kann oder müssten vorhandene Ver- beziehungsweise Entsorgungsleitungen aufwendig verlegt werden, sehe man von einer Nachpflanzung an diesem Standort ab.
Bei Straßenbäumen in Grünanlagen - etwa in Bereichen von Baumgruppen - ist eine Ersatzpflanzung aus Sicht der Verwaltung einerseits nicht erforderlich, da es dort in der Regel ausreichend „natürlichen Nachwuchs“ gibt. Andererseits sei sie an einigen Stellen auch nicht sinnvoll, weil der nachgepflanzte Baum vom vorhandenen Bestand zu sehr beschattet würde.
Immerhin: In 95 Fällen plant die Stadt eine Standortverbesserung, um Nachpflanzungen an der ursprünglichen Stelle zu ermöglichen. „Verbesserung heißt, dass wir dort baulich etwas ändern und beispielsweise auch das Substrat austauschen. Das werden wir im Einzelfall betrachten müssen“, erklärte Kersting. Die Maßnahmen könnten teils sehr aufwendig - und kostspielig - sein.
Bei den 96 Bäumen, die noch in diesem Herbst gepflanzt werden sollen, handelt es sich allerdings um diejenigen, bei denen eine solche Standortverbesserung nicht erforderlich ist. 61 von ihnen befinden sich im Außenbereich, die übrigen 35 im Innenbereich der Stadt. Die Gesamtkosten nach aktueller Kalkulation: fast 58.000 Euro.
„Wir werden alles daran setzen, die 96 Standorte vollends zu bepflanzen. Es hängt aber immer auch von der Haushaltslage ab“, merkte Kersting an. Eine Aussage, die im Ausschuss überhaupt nicht gut ankam. „Das Geld muss doch da sein. Wir haben es schließlich in den vergangenen Jahren eingespart“, entgegnete Adelheid Hauschopp-Francke (SPD), um direkt danach deutlich zu machen, dass die Verwaltung nun auch in der Realität und nicht bloß auf dem Papier liefern muss. „Die Werner werden allmählich ungeduldig. Ich habe langsam Sorge, dass sich die Bürger bald selbst Bäume kaufen, um sie zu pflanzen“, so die SPD-Frau.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
