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Ausbildung in Werne: Wo gibt’s noch freie Stellen, wo ist alles dicht?
Wirtschaft in Werne
Die Corona-Krise hinterlässt in der Wirtschaft deutliche Spuren - auch auf dem Ausbildungsmarkt. Gibt es in Werne überhaupt noch freie Stellen? Und wenn ja - bei welchen Unternehmen?
Schon in wenigen Wochen starten die ersten Ausbildungen. In einem unserer letzten Berichte haben wir uns über die aktuelle Azubi-Situation in Kreis Unna und Werne informiert. Unter anderem startete die Bundesagentur für Arbeit erst vor kurzem die Kampagne: „Ausbildung – jetzt erst recht“ und auch Uta Leisentritt von der Mittelstandsvereinigung sprach von hervorragenden Chancen, für 2020 noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Doch welche Unternehmen in Werne entpuppen sich noch als solch eine Goldmine?
Kurz bevor der Startschuss für die Ausbildungen fällt und die Azubis in ihren Startlöchern stehen, haben wir uns auf die Suche nach diesen freien Ausbildungsstellen begeben. Dabei ist aufgefallen, dass nur noch wenige freie Plätze verfügbar sind. Zumindest bei den Unternehmen, bei denen wir nachgehört haben.
Angehende Berufskraftfahrer fehlen bei mehreren Unternehmen
Wer sich für eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer interessiert, hat noch gute Chancen, beim Unternehmen RCS für Rohstoffverarbeitung und Entsorgung einen Platz zu ergattern. Auf Anfrage unserer Redaktion seien noch zwei Stellen offen, die belegt werden könnten.
Auch bei den Firmen Stroetmann und Höttcke-Holz in Werne gibt es noch eine offene Ausbildungsstelle für angehende Berufskraftfahrer. Ansonsten seien bei den Unternehmen schon alle weiteren Ausbildungsplätze für 2020 besetzt.

Viele Azubi-Stellen sind, entgegen offiziellen Aussagen, schon besetzt. Zumindest bei den Werner Firmen, bei denen wir nachgefragt haben. © picture alliance / dpa
Das Unternehmen RCS für Rohstoffverarbeitung und Entsorgung hat dieses Jahr sogar mehr Azubis als geplant eingestellt. Grund dafür war die Corona-Krise. Ein eher ungewöhnlicher Fall für diese doch sehr chaotische und unsichere Zeit. „Als wir durch die Bewerber mitbekommen haben, dass viele Ausbildungsstätten dieses Jahr gar nicht ausbilden können, wollten wir so viele Azubis wie nur irgendwie möglich aufnehmen,“ sagt Jessica Böckmann von der Personalabteilung der Firma.
Zum Beispiel habe sie vier angehende Maschinen- und Anlagenführer mehr als vorgesehen unter Vertrag genommen. Aber auch bei anderen ausgeschriebenen Ausbildungsstellen spiegelte sich das solidarische Verhalten der Firma wider.
Pflegedienst sucht weiterhin mehrere Azubis
Eine regelrechte Goldgrube an freien Ausbildungsplätzen ließ sich in der Pflegebranche finden. Daniel Weigert von der Personalabteilung des Palliativpflegedienstes Constanze Jakubke verriet uns, dass sie noch insgesamt acht freie Ausbildungsstellen für die Städte Lünen, Werne, Herbern und für den ambulanten Dienst zur Verfügung hätten.
Davon sind für den Standort in Werne sogar vier freie Plätze der Gesamtanzahl, der noch zu besetzenden Stellen frei. Bis jetzt seien es nämlich erst zwei von den zehn möglichen Azubis, die sich dieses Jahr zum Gesundheitsfachmann ausbilden lassen.
„Wir hoffen noch, Azubis für uns gewinnen zu können und suchen auch bis kurz vor knapp“, sagt Weigert. Er hofft, dass die potenziellen Anwärter nicht durch ein falsches Bild in den Medien abgeschreckt würden. „Wir sind hier nicht eingesperrt“, versichert er.
Gastronomie- und Hotelbranche sind besetzt
In der Gastronomie- und der Hotelbranche sieht es für Ausbildungssuchende für 2020 in Werne nicht mehr gut aus. Für die Arbeitgeber aus dieser Branche ist es natürlich ein Segen, in Coronazeiten nicht leer auszugehen und ausbilden zu können. „Tatsächlich waren wir dieses Jahr sehr frühzeitig besetzt - noch vor der Corona-Pandemie,“ sagt Gerda Wittenbrink, Mit-Inhaberin vom Wittenbrink´s Hof.
Sie haben statt nur einem Azubi für die Ausbildung zum Koch gleich zwei unter Vertrag nehmen können. „Die beiden haben nämlich schon vorher ein Praktikum bei uns gemacht“, sagt Wittenbrink.

Viele Lehrstellen in Werne sind bereits besetzt. Die Firma Euroroll sucht aber u. a. noch Industriemechaniker. © picture alliance / dpa
Das hat auch Hendrik Kroes, Gastgeber vom Hotel am Kloster, so erlebt: „In unserer Branche haben wir es in den letzten Jahren oft erlebt, dass sich weniger junge Menschen für diesen Bereich interessieren und sich auch manchmal erst kurz vor Ausbildungsbeginn bewerben.“
Dieses Jahr ist das allerdings anders. „Jetzt bilden wir einen angehenden Koch mehr als im letzten Jahr aus. Also drei anstatt zwei- Das freut uns natürlich sehr“, sagt Kroes. Aber auch hier ergab sich die erfreuliche Fügung schon vor der Corona-Krise durch vorzeitige Praktika.
Last-Minute-Bewerbung bei Euroroll
Für wen es auch etwas außerhalb vom Werner Stadtgebiet sein kann, der hat bei der Firma Euroroll im Gewerbegebiet noch die Möglichkeit, sich für die Ausbildung zum Industriemechaniker oder zum technischen Produktdesigner zu bewerben. Aber auch hierbei gilt: Bei Interesse so schnell wie möglich bewerben, damit es dieses Jahr noch losgehen kann.
Alle Ausbildungen sollen trotz Corona wie gewohnt ablaufen - natürlich unter den nötigen Sicherheits- und Schutzmaßnahmen. Ansonsten können die Azubis also durchatmen und den Beginn ihrer Ausbildung gespannt abwarten.
Diejenigen, die ihre Ausbildung allerdings erst nächstes Jahr starten möchten, haben noch freie Bahn. Für das kommende Jahr sind soweit noch keine Plätze vergeben. Hier fängt bei einigen Firmen aber schon die nächste Bewerberphase an. Also gilt auch hier, sich frühzeitig zu informieren und zu bewerben.