Ausbau der Erdgas-Verdichterstation von Open Grid nach fünf Jahren abgeschlossen

Stromversorgung

Wichtiger Schritt für die Energieversorgung: Der Ausbau der Erdgas-Verdichterstation des Versorgers Open Grid ist abgeschlossen. So kann mehr Gas aus Werne in ganz Deutschland verteilt werden.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 05.11.2018, 15:11 Uhr / Lesedauer: 2 min
Drei neue Verdichtereinheiten sind am Montag beim Versorgungsunternehmen Open Grid Europe in Betrieb gegangen.

Drei neue Verdichtereinheiten sind am Montag beim Versorgungsunternehmen Open Grid Europe in Betrieb gegangen. © Open Grid (A)

Es ist ein nebeliger Montagmorgen, als die erweiterte Erdgas-Verdichterstation des Versorgungsunternehmens Open Grid Europe in Werne ihren Betrieb aufnimmt. An solch einem Morgen fließt viel Strom durch die Haushalte in ganz Deutschland. Genau so viel Energie, wie bei diesen Wetterverhältnissen in der gesamten Bundesrepublik gebraucht wird, fließt durch den Boden in Werne. Denn hier wird das Erdgas verdichtet. In Zahlen sind es 70 Gigawatt oder sechseinhalb Kubikmeter Gas in der Stunde. Damit kommt jeder vierte Kubikmeter Gas, der in Deutschland verbraucht wird, aus Werne.

Mit der Verdichterstation kann die Kapazität um 30 Prozent erhöht werden. Dr. Thomas Hüwener, Mitglied der Geschäftsführung von Open Grid Europe, nennt die Fakten, die zeigen, wie wichtig der Standort in Werne-Ehringhausen für die gesamte Energieversorgung in Deutschland ist. „Nur wenige wissen um die Bedeutung dieser Station. Aber spätestens, wenn man die Fakten nennt, steigt das Interesse und die Menschen werden neugierig“, erzählt Bürgermeister Lothar Christ am Montag (5. November) bei der offiziellen Feier zur Inbetriebnahme.

Weg zur klimaneutralen Energieversorgung

Das gilt auch für die Investitionssumme. 170 Millionen Euro kostet der Ausbau, „mit dem die Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa gewährleistet wird“, wie Dr. Jörg Bergmann, Sprecher der Geschäftsführung der Open Grid Europe GmbH, erklärt. Durch die langfristige Investition sei es nach dem Kohleausstieg möglich, den Weg zu einer klimaneutralen Energieversorgung zu gehen. Künftig werde die Versorgung mit Grünen Gasen, also Öko- und Biogasen, immer wichtiger. Und Erdgas könne da zugemischt werden, so Bergmann.

Nahmen die drei neuen Verdichterstationen am Montagmorgen in Betrieb (v.l.): Dr. Jörg Bergmann (Sprecher der Geschäftsführung von Open Grid Europe), Dr. Jürgen Hambrecht (Betriebsstellenleiter), Bundestagsabgeordneter Michael Thews, Projektleiter Jochen Kemper, Staatssekretär Christoph Dammermann, Dr. Thomas Hüwener (Mitglied der Geschäftsführung), Baustellenmanager Hartmut Sperling und Bürgermeister Lothar Christ.

Nahmen die drei neuen Verdichterstationen am Montagmorgen in Betrieb (v.l.): Dr. Jörg Bergmann (Sprecher der Geschäftsführung von Open Grid Europe), Dr. Jürgen Hambrecht (Betriebsstellenleiter), Bundestagsabgeordneter Michael Thews, Projektleiter Jochen Kemper, Staatssekretär Christoph Dammermann, Dr. Thomas Hüwener (Mitglied der Geschäftsführung), Baustellenmanager Hartmut Sperling und Bürgermeister Lothar Christ. © Andrea Wellerdiek

In dieselbe Kerbe schlägt auch Christoph Dammermann, Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW. Erdgas werde künftig immer wichtiger für Grünes Gas. Deshalb wünscht er sich eine Debatte über eine kluge Energiepolitik. „Wenn wir das Ende der Kohleverstromung und ein hohes Maß an Versorgungssicherheit haben wollen, dann brauchen wir mehr Gaskraftwerke in Deutschland“, sagt er. Und dafür sei eine Investitionssicherheit für Großprojekte wie in Werne nötig.

Auch der Bundestagsabgeordnete Michael Thews (SPD) glaubt, dass Grünes Gas zukunftsträchtig wird. „Es wird einen großen Anteil zum Gelingen der Energiewende leisten.“ Um Energie umweltfreundlich und bezahlbar zu gestalten und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, bedarf es einem Masterplan der künftigen Energieversorgung.

Wichtiger Beitrag für den Wirtschaftsstandort NRW

Ein wichtiger Schritt wurde nun am Standort Werne getan. Die Erweiterung des Versorgungswerkes durch drei neue Verdichtereinheiten leistet laut Staatssekretär Christoph Dammermann einen wichtigen Beitrag zum Industrie- und Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen. „Dass hier 170 Millionen Euro investiert wurden, ist ein Bekenntnis für den Standort NRW. Es zeigt, dass NRW nicht nur ein Standort für Kohle ist, sondern eine sehr, sehr gute und zukunftsorientierte Gas-Infrastruktur hat“, sagt Dammermann.

Mit der erweiterten Verdichterstation gelingt es nun auch, das Gas von Süd nach Nord zu transportieren. Aus Deutschland, Norwegen und den Niederlanden fließt das Gas in fünf Leitungen ins Versorungswerk in Werne. Dort wird das Gas gereinigt und verdichtet. Über acht Ausgangsleitungen wird es in ganz Deutschland verteilt. Der Standort Werne ist damit ein wichtiger Knotenpunkt für die Energieversorung deutscher Haushalte.

Fünf Jahre dauern die Arbeiten

Die Erweiterung war ein Mammutprojekt. 2013 starteten die Verantwortlichen mit den ersten Vorbereitungen. Etwa ein Jahr beschäftigten sie sich allein mit der Einbindung des Projekts in den laufenden Betrieb. An 90 Stellen wurde in die bestehende Anlage mit insgesamt 12.000 Kilometern Leitung eingegriffen. Nun, fünf Jahre später, kann die Anlage fristgerecht in Betrieb genommen werden. An dem Großprojekt waren 400 Mitarbeiter aus 150 Firmen und 15 Nationen beteiligt. Etwa 1,2 Millionen Arbeitsstunden kamen insgesamt zusammen.

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