Aus in Werne: Haben Videotheken eine Zukunft?

Internet als große Konkurrenz

Acht Jahre lang hat Tanja Bode Werne mit den neusten Hollywood-Filmen versorgt. Doch Ende Februar ist damit Schluss. Ihre Videothek „Video In Werne“ am Neutor schließt. Wir haben mit ihr gesprochen - und mit Blick auf die Entwicklung in ganz Deutschland die Frage gestellt: Haben Videotheken noch eine Zukunft?

WERNE

, 21.01.2015, 05:04 Uhr / Lesedauer: 2 min
Tochter Sarah Bode sortiert die DVDs, die ab sofort nicht mehr nur verliehen, sondern auch verkauft werden. Denn bald ist Schluss in der Werner Videothek.

Tochter Sarah Bode sortiert die DVDs, die ab sofort nicht mehr nur verliehen, sondern auch verkauft werden. Denn bald ist Schluss in der Werner Videothek.

„Wir sind einfach an einem Punkt angekommen, an dem nur diese Entscheidung Sinn gemacht hat“, erklärte Tanja Bode die Schließung auf Anfrage unserer Redaktion.

Zu groß sei die Konkurrenz aus dem Internet, zu widrig die Umstände. „Viele Leute, die früher auch zu uns kamen, schauen sich die Filme jetzt im Netz an. Manche legal, manche illegal“, erklärt sie - die Statistiken der Unternehmensberatung Deloitte untermauern ihren Eindruck.

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Bode ist nicht die einzige, die aufgeben muss. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Videotheken in NRW um mehr als die Hälfte zurückgegangen, wie Zahlen des IVD (Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland) zeigen. Schaut man auf ganz Deutschland, ist die Tendenz eine ähnliche.

Es ist eine Entwicklung, die auch Tanja Bode in Werne allzu deutlich spürte - und die sie nun dazu zwang, ihren Laden zu schließen. Die Umsätze seien in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. „Da mussten wir jetzt einfach einen Schnitt machen, um kein Minus einzufahren“, sagte die 45-Jährige. 

Weniger Umsatz - ebenfalls ein allgemeines Phänomen. Auch das belegen Zahlen des IVD. In den vergangenen zehn Jahren sank demnach der Umsatz der deutschen Videotheken um 92 Millionen Euro - und damit um gut 30 Prozent.

Sicherlich habe sie in all den Jahren eine treue Stammkundschaft aufbauen können, sagte Tanja Bode, aber das reiche heutzutage einfach nicht mehr. „Wir haben schon länger überlegt, den Laden aufzugeben“, betonte sie, die das Geschäft zusammen mit ihrem Mann Jürgen führt. Deutschlandweit verloren die Videotheken in den vergangenen Jahren die Hälfte ihrer Kunden - ein drastischer Einbruch.

Für sie persönlich sei es eine schmerzhafte Entscheidung gewesen, so Bode: „Das ist nicht leicht, wenn man hier so lange Zeit viel Herzblut reingesteckt hat.“ Auch für ihren Mitarbeiter, der stundenweise in der Videothek aushilft, tue es ihr leid. „Früher hatten wir mal drei Angestellte, aber das haben wir reduziert, seitdem wir wussten, dass wir sowieso nicht mehr ewig bleiben wollen.“

Wie es mit den großen Räumlichkeiten am Neutor weitergeht, weiß Bode nicht. Sicher sei nur, dass sie Ende Februar den Laden ausgeräumt haben möchte. Deshalb werden alle vorhandenen DVDs, Blu-Rays und Konsolenspiele - bis auf wenige Ausnahmen - verkauft.

Videothek Atlantis in Castrop-Rauxel - gegen den Trend

Ein Beispiel gegen den Negativ-Trend gibt es in Castrop-Rauxel. Nachdem dort 2013 zunächst die letzte verbliebene Videothek mangels Nachfrage dicht gemacht hatte, gab es im vergangenen Jahr einen Neustart.

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