Ein Abiball ist teuer. Gerade jetzt, wo in allen Bereichen die Preise steigen, wird die Fete zum Abschluss der Schulzeit für viele Jahrgangsstufen zu einem kostspieligen Vergnügen. Der Abiturjahrgang 2023 des St. Christophorus Gymnasiums in Werne hat sich dafür etwas besonderes überlegt, um die Kosten für seine Feier selbst zu finanzieren. Denn die Schüler vermieten ihre Arbeitskraft an Betriebe und Privatleute. Unter dem Motto „rent an Abiturient“ wollen sie Geld verdienen um so die Kosten etwas aufzufangen.
„Im Sommer war auf jeden Fall die Gartenarbeit sehr gefragt“, verrät GSC-Schüler Jan Glebe, „Aber auch Bier zapfen oder Kellnern auf Geburtstags- und Weihnachtsfeiern sind Anfragen, die sehr häufig kommen.“ Gerade Letzteres seien Anfragen, „die sehr beliebt sind und sehr schnell angenommen werden.“
Skurrile Anfragen fürs Babysitten
Doch es gibt auch Anfragen, die die Abiturienten nicht annehmen. So kamen zum Beispiel schon fragwürdige Anfragen von Eltern. „Wir sollten zum Beispiel auf kleine Kinder aufpassen. Die ganze Nacht, während die Eltern auf einem Konzert sind“, berichtet Jan Glebe. Auch eine Anfrage zum Schwimmen gehen mit kleinen Kindern gab es wohl schon. Das sei jedoch „nicht verantwortbar“ findet Glebe.
Stufenkoordinator Stefan Müller schob solchen Anfragen in der Vergangenheit einen Riegel vor. „Wenn dann beispielsweise so eine Anfrage kommt, wie das Babysitten über Nacht, wenn die Eltern in Köln auf einem Konzert sind, dann sagen wir als Lehrer da auch schon, dass das nicht geht“, erklärt der Stufenleiter, der das Projekt von seiner ehemaligen Schule in Essen kannte und am GSC ins Leben gerufen hatte.
„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“
Streit untereinander gibt es laut Glebe bei den angehenden Abiturienten nicht. „Wir haben ein Email-Postfach, welches von uns Schülern verwaltet wird. Dann geht die Anfrage in unsere Whatsapp-Gruppe und es wird gefragt, wer das gerne übernehmen würde. Und dann bekommt derjenige, der sich zuerst meldet den Auftrag“, erklärt der 18-Jährige das Verfahren.
Auch bei der Bezahlung haben die Abiturienten einen Plan. Einen Festpreis gibt es für die Arbeit nicht, doch das Finanzielle wird immer fair für die Schüler geregelt. „Häufig sagen die Leute bereits in der Anfrage, was sie sich als groben Richtwert für die Bezahlung vorstellen können. Wir machen das ja auch nicht nur, um unsere Abi-Kasse zu füllen, sondern wollen den Menschen auch helfen. Es ist also eigentlich eine Win-Win-Situation“, erklärt auch die 17-jährige Johanna Lorscheider.

Mit der Schulzeit seien die Arbeiten in der Regel gut kombinierbar. „Schule geht natürlich an erster Stelle vor. Aber bei mir passt das zum Beispiel ziemlich gut, weil ich freitags immer eine Doppelstunde frei habe und dort kann ich dann immer einkaufen gehen“, sagt Selma Dogan. Sie hat über die „rent an Abiturient“-Aktion vom GSC eine Verbindung zu einer Seniorin hergestellt, für die sie mittlerweile regelmäßig Einkäufe und ähnliche Besorgungen erledigt.
Für die anstehenden Abi-Klausuren machen sich die Schüler keine Sorgen, was die Arbeit angeht. Ganz im Gegenteil. „Ich finde es eigentlich echt gut, wenn ich dann zwischen dem ganzen Lernstoff nochmal ein wenig Abwechslung mit Arbeiten habe und einfach etwas rauszukommen. Ich sehe das Ganze also eher positiv, als dass es mich stören würde“, erklärt Grebe.
Selma Dogan möchte während der Klausurenphase ebenfalls nicht auf ihre Arbeit verzichten. „Solange das irgendwie vereinbar ist, werden wir denke ich alle bereit sein, auch in dieser stressigen Zeit die Leute zu unterstützen“, sagt die 17-jährige Schülerin. Denn das wollen die Schüler - neben der Finanzierung ihres Abiballs tun. Menschen unterstützen.
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