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90. Geburtstag allein: Enkel überraschen Oma mit Geburtstagsständchen
Coronavirus in Werne
Das öffentliche Leben liegt unter der Kontaktsperre brach. Geburtstagsfeiern werden abgesagt, ebenso Hochzeiten. Um ihren Liebsten in der Krise nahe zu sein, werden einige Werner kreativ.
Eigentlich war das alles ganz anders geplant: Sophie Thiesens Oma ist am Mittwoch 90 Jahre alt geworden. Diesen runden Geburtstags sollte die Seniorin eigentlich groß im Kreise ihrer Liebsten feiern. Im Hotel Ickhorn. Einige Verwandten wären dafür extra aus München angereist, Sophies Schwester aus Shanghai. Doch das Coronavirus, das sich immer weiter in Deutschland ausbreitet, hat diese Pläne zunicht gemacht.
„Meine Oma hat kurzzeitig noch überlegt, ob man die Feier zu Hause macht. Sie hatte noch Essen bei Tiemann bestellt. Als aber das Kontaktverbot kam, ist alles abgesagt worden“, sagt Sophie Thiesen. Auch, weil ihre Oma Angst vor dem Virus habe, da sie mit ihren 90 Jahren zur Risikogruppe gehöre, sagt die 26-Jährige.

Zum 90. Geburtstag gab es ein Ständchen mit Sicherheitsabstand und einen Schokokuchen in Herzform. © Privat
Ausgangssperre wegen Coronavirus sorgt für Absage der Feier
„Man kann das Virus ja in sich tragen und sich gesund fühlen.“ Deshalb wisse man eben nicht, ob man es trage oder nicht, sagt Sophie. In letzter Zeit habe sie die ein oder andere Besorgung für ihre Großmutter gemacht. „Sie hat Angst, sich bei den Leuten anzustecken“, sagt Sophie. Auch die ununterbrochenen Nachrichten darüber machten ihr Sorge.
„Es war für meine Oma sehr schlimm, weil wir schon immer einen engen Familienkontakt hatten. Es ist der erste Geburtstag, den wir nicht zusammen feiern können.“ Das nehme die ganze Familie sehr mit, sagt Sophie.
Damit ihre Oma den Geburtstag aber nicht ganz alleine feiern muss, hat sich die Wernerin eine Überraschung einfallen lassen. Gemeinsam mit ihrem Verlobten und einem Schokokuchen in Herzform besuchte sie ihre Oma in sicherem Abstand vor der Haustür, die Schwestern aus Shanghai und Horstmar waren samt Familie per Skype über die Handys der Familie zugeschaltet. Gemeinsam sangen sie der 90-Jährigen „Happy Birthday“.
Die Eltern, die in einem Haus mit der Großmutter in der Wohnung über ihr wohnen, hatten sie für diese Überraschung abgelenkt. Sophie und ihr Verlobter brachten sich in dieser Zeit vor der Haustür in Stellung. Von dort aus können die beiden direkt in das Wohnzimmer der Seniorin schauen.
Hochzeit wegen Corona-Krise in Werne wurde abgesagt

Stephanie (l.) und Sarah wollten sich eigentlich am 30. Mai das Ja-Wort geben. Wegen des Coronavirus wird daraus im Mai allerdings nichts. © Privat
Auch Sarah Hoer (25) und Stephanie Hartmann (35) hat das Coronavirus überrascht. Eigentlich wollten die beiden am 30. Mai heiraten. „Wir haben mit den konkreten Planungen vor einem Jahr angefangen“, sagen die beiden, die seit dem 20. Februar 2017 ein Paar sind. „Heiraten wollten wir im Rathaus in Werne, die Feier sollte in Bergkamen stattfinden“, sagen die beiden. Sarah kommt aus Bergkamen.
Doch nach den ersten Krankheitsfällen in Deutschland sei dann kurze Zeit später auch das Standesamt auf die beiden zugekommen. Zu dieser Zeit hätten die beiden noch heiraten können, dann allerdings alleine. Auch die Gäste hätten aus Angst vor dem Virus bereits ihre Absagen bekundet. „Wir hatten uns ganz viel Mühe gegeben, auch beim Ja-Wort, mit vielen kleinen Überraschungen. Ohne Gäste, da wäre die Mühe umsonst gewesen“, sagt Stephanie.
Die beiden wandten sich an die Veranstaltungshalle in Bergkamen. Die Feier dort zu verschieben, sei gar kein Problem gewesen. Nun heiraten Sarah und Stephanie am Tag der Deutschen Einheit, am 3. Oktober. „Dann wird es auf jeden Fall was“, sagen die beiden. „Wir hoffen, dass der Spuk bis dahin vorbei ist.“ Wenn nicht, dann werde trotzdem geheiratet - ob mit oder ohne Gäste. „Wir können nur hoffen, dass die Menschen da gut durchkommen.“
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
