Wohnen im „Geschichtsbuch“
Familie Gottszky
Reinhold und Anne Gottszky, geborene Völkering, leben in einem ausgezeichneten Haus. Das Elternhaus von Anne Gottszky, das denkmalgeschützte Haus Völkering in der Gasthausstraße, sei von dem Ehepaar vorbildlich erhalten und restauriert worden, heißt es in der Begründung zum Felix-Sümmermann-Preis, der dem Ehepaar in Legden überreicht wurde (Münsterland Zeitung berichtete).
In der schmalen Gasthausstraße fällt einem das Haus Nummer 5 direkt ins Auge. Die große dunkle Tennentür prägt die Vorderfront. Schaut man sich das Haus genauer an, fallen einem der alte Türgriff und der Briefschlitz auf. Oben im Giebel weißt eine kleine grüne Tür auf den Speicherboden hin.
Alter Türgriff vom Flohmarkt
"Dahinter trocknen wir jetzt die Wäsche", erklärt Anne Gottszky schmunzelnd. Und der alte Türgriff stammt vom Flohmarkt. "Aber ich finde, er passt gut ins Gesamtbild", ergänzt Ehemann Reinhold. Auch die Klingel und den Briefschlitz hat das Ehepaar auf dem Trödel gefunden. "Wir lieben alte Sachen und wenn wir etwas finden, das zu unserem Haus passt, nehmen wir es meistens mit", so Reinhold Gottszky weiter.
Aus dem 17. Jahrhundert
Im Jahr 2004 hat das Ehepaar das denkmalgeschützte Haus aus dem 17. Jahrhundert komplett saniert. Das Dach wurde isoliert und neu gedeckt, die elektrischen Leitungen allesamt erneuert und auch Fenster und Tennentür sind neu gekommen. Probleme mit der Denkmalbehörde gab es nicht, so Gottszky. "Wenn es während des Ausbaus Probleme gab, konnten diese schnell und unkompliziert gelöst werden", erinnert sich der Maschinenbaumeister.
Doch statt das Haus im Innern modern zu gestalten und nur die Fassade historisch zu erhalten, hat das Ehepaar den gemütlichen, alten Look beibehalten - mit viel Liebe zum Detail. "Wir haben auf dem Dachboden einige alte Sachen gefunden und direkt mit eingebaut. So spenden alte gusseiserne Fenster im Innern Licht, auch die Holztür zum Wohnzimmer lag gut verpackt auf dem Dachboden rum. "Wir mussten unten ein wenig Holz ansetzen, da die Tür zu klein war und die kleinen Fenster hat mir ein Bekannter wieder richtig gekittet", so Gottszky. Silikonfugen hätten nicht zum Gesamtbild gepasst.
Fliesen aus Holland
Auch die Holzdielen, die im Wohnzimmer neu eingebracht wurden, sind auf alt getrimmt. "Das Holz wurde extra getrommelt, damit es Gebrauchsspuren bekommt", so der Vredener. Dort wo der alte Ofen steht, ist die Fläche gefliest. Auch diese Fliesen sehen aus, als hätten sie schon einiges erlebt. Aber: "Die haben wir in Holland gefunden. Die mussten nach dem Legen besonders behandelt werden, damit sie dieses Aussehen bekommen. Allerdings hatte der Fliesenleger die zunächst falsch herum eingebaut, die glatte Seite nach oben", erinnern sich die Gottszky. Also musste ein neuer Quadratmeter Fliesen geholt werden, um den Fehler zu beheben.
Aber so ein altes Haus bringt auch Tücken mit sich. "Wir haben die Wände freigelegt und teilweise so belassen. Daher haben die Handwerker zum Teil auch mächtig geflucht", erinnert sich Anne Gottszky. Denn kaum eine Wand ist gerade, was vor allem Probleme beim Einbau der Küche machte.
Stolz auf den Preis
Insgesamt ist die vierköpfige Familie sehr stolz auf ihr Ackerbürgerhaus, das sie nun in der fünften Generation bewohnt. Dass es am Ende für den Felix-Sümmermann-Preis gereicht hat, hatten sie bis zum Schluss nicht gedacht. Der Felix-Sümmermann-Preis wird alle drei Jahre im Kreis Borken für Verdienste um die Denkmalpflege verliehen. "Wir haben nur ein kleines altes Häuschen, dass sich jetzt in einer Reihe mit dem Hohen Haus in Nienborg und dem dem Gut Heidefeld in Bocholt wiederfindet", erklären die Gottszkys stolz.