
© Johannes Schmittmann
Wie aus einer Salzgrotte im Abstellraum die Sole Oase in Lünten wurde
Wellness und Gesundheit
Die Lüntenerin Karina Nienhaus hat vor zwei Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Seitdem schreibt sie mit der Sole Oase eine einzige Erfolgsgeschichte.
Mitten im Dorfkern, nur einen Steinwurf von der St.-Bruno-Kirche entfernt, liegt die Sole Oase mit ihren drei Salzgrotten. Von Montag bis Samstag herrscht hier – im sonst so beschaulichen Lünten – ab 9.30 Uhr Hochbetrieb. Auch am Morgen des Vor-Ort-Termins stehen bereits vor der Eröffnung drei Mütter mit ihren Kindern vor der Tür. „Das ist normal. Wir sind quasi immer ausgebucht“, sagt Karina Nienhaus, Inhaberin der Sole Oase. Doch für Stress ist an diesem Ort kein Platz. Man ist per Du, die Stimmung ist gelöst.

In der Sole Oase gibt es nicht nur Salzgrotten, sondern auch Naturprodukte und ein Café. © Johannes Schmittmann
„Es ist mir sehr wichtig, dass – egal ob Kinder oder Erwachsene – alle gerne hierher kommen“, erklärt Karina Nienhaus. Das klingt erst einmal naheliegend, allerdings steckt hinter der Sole Oase mehr als ein Ort für Wellness und Entspannung. „Die meisten kommen, weil sie irgendwelche gesundheitlichen Probleme haben. Durch die Saline und warm beleuchtete Himalaya-Salzsteine können zum Beispiel Probleme mit den Atemwegen sehr schnell gelindert werden“, so Nienhaus. Andere ihrer Kunden kommen mit Hals-, Nasen-, Ohren- oder Hautbeschwerden.
Das Grundprinzip der Salztherapie ist vergleichbar mit dem heimischen Inhaliergerät, allerdings viele Nummern größer: Ein Ultraschall-Vernebler zerstäubt in der Grotte eine Sole-Lösung in hoher Konzentration als feiner, trockener Nebel, der so bis in die tiefsten Bereiche der Atemwege vordringen kann.
Der trockene Sole-Nebel bindet das Wasser aus der Atemluft und fördert die Entkrampfung und Durchblutung der Bronchien. Die Schleimhäute werden auf natürlichem Weg befeuchtet. Außerdem werden Giftstoffe, Bakterien und Allergene so duch Schleim und Sekretbildung gebunden und durch Husten gelöst. Angenehme 22 Grad beträgt die Innentemperatur der Grotte, die Luftfeuchtigkeit liegt bei 50 bis 60 Prozent.

Die Sole Oase verfügt über drei verschiedene Grotten. Hier zu sehen: die große Grotte. © Sole Oase
25 Minuten dauert die Therapie im Schnitt, ein Vorgespräch mit einer der Mitarbeiterinnen ist obligatorisch, um verschiedene Dinge abzuklären. „Wer unter Herzproblemen leidet, muss erst mit seinem Arzt sprechen. Genauso braucht es bestimmte Vorkehrungen, wenn der Kunde unter Mukoviszidose leidet“, sagt die 34-Jährige. Wer mit einer Erkältung kommt, muss wenigstens 24 Stunden fieberfrei sein.
Eigener Sohn vor zwei Jahren erkrankt
Doch wie kommt man überhaupt darauf, in einem 1400-Seelen-Ort wie Lünten eine Sole Oase zu eröffnen? „Es war eine ganz pragmatische Entscheidung. Wir hatten einfach keine Lust mehr, mit unserem kranken Sohn wenigstens einmal pro Woche zur nächstgelegenen Salzgrotte nach Ochtrup zu fahren“, erklärt Karina Nienhaus. Also entschloss sie sich mit ihrem Mann, eine kleine Salzgrotte in den eigenen vier Wänden zu errichten. Sieben Monate dauerte es, bis die Genehmigung erteilt wurde. Dann konnte es losgehen.
„Es war alles ein bisschen provisorisch. Im Abstellraum war die Grotte, im Flur war die Theke und ein kleiner Verkaufsraum“, sagt die 34-Jährige und lacht bei der Erinnerung. An einen Betrieb, wie er heute existiert, dachte sie dabei nicht. „Ich ging davon aus, dass ein paar Nachbarn die Grotte vielleicht mitbenutzen, aber ab dem Tag, an dem ich ein bisschen Werbung gemacht habe, war ich von 8 Uhr morgens bis 18 Uhr abends ausgebucht.“ Nach drei Monaten betrug die Wartezeit bis zu einem freien Termin vier Wochen. Für die Lüntenerin war klar: Es braucht mehr Platz.

Das Team der Sole Oase rund um Karina Nienhaus (2.v.l.) wächst und wächst. Zwölf Mitarbeiterinnen beschäftigt die Inhaberin mittlerweile. © Sole Oase
Drei verschiedene Grotten
Durch einen Zufall bekam sie im Juni 2018 mit, dass direkt im Dorfkern ein Ladenlokal frei werden würde. Aus Bottrop ließ sie eine Firma anreisen, die ihr drei verschiedene Salzgrotten baute: die Kindergrotte (fünf Tonnen Salz), die Wellnessgrotte und die Große Grotte (je zehn Tonne Salz). Auch nach der Expansion riss der Erfolg nicht ab. Ganz im Gegenteil. Schnell waren auch hier die Termine vergriffen.

Verschiedenste Teesorten gibt es in der Sole Oase. © Johannes Schmittmann
„Manche Kunden fahren bis zu einer Stunde für die Behandlung“, sagt die Lüntenerin. 150 Kunden sind es mittlerweile pro Tag, die die Salztherapie in Anspruch nehmen. Von Säuglingen über schwangere Frauen bis hin zu Senioren. Alle Grotten sind barrierefrei zugänglich. Neben der klassischen Therapie wird aktuell auch autogenes Training unter der Leitung von Annegret Heijnk angeboten. „Wir planen auch noch Yoga und Vorlesestunden für Kinder.“
Gleichzeitig wächst auch ihr Sortiment im Verkaufsbereich. Hier werden unter anderem zahlreiche Teesorten, Liköre, Peelings oder Cremes angeboten. Zu den Bestsellern gehört von Anfang an der Aroniasaft. Auch der Café-Betrieb wird immer besser angenommen – nicht nur von ihren Stammkunden. „Viele Holländer kommen vorbei, nachdem sie den Fischteich besucht haben oder im Wald spazieren waren.“
Nicht von ungefähr kommt Karina Nienhaus‘ Überlegung, an einem anderen Ort eine Zweigstelle zu eröffnen: „Aber dafür muss schon alles passen.“
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
