
Mehr als 100 Ukrainerinnen und Ukrainer feierten am 24. August ihren Nationalfeiertag in Vreden. © Hannah Lehmbrock
Vreden in Blau und Gelb: Mehr als 100 Ukrainer feiern ihre Unabhängigkeit
Feiertag
An ihrem Nationalfeiertag am 24. August zogen viele Ukrainerinnen und Ukrainer zum Vredener Rathaus. Dort feierten sie ihre Unabhängigkeit und bedankten sich für die Hilfsbereitschaft.
Blau-gelbe Luftballons, Haarbänder und Fahnen. „Slawa Ukrajini“ (Ruhm der Ukraine) rufen sie laut. Am Mittwoch (24. August) feierten Ukrainerinnen und Ukrainer in Vreden den Nationalfeiertag ihres Landes. Vor 31 Jahren hatte das Land seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärt.
Mit 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war vorher gerechnet worden, es kamen etwa doppelt so viele. Viele Vredener standen gespannt am Fenster oder vor ihren Geschäften, als die große Gruppe singend den kurzen Weg vom Pfarrheim St. Georg zum Rathaus zieht.

In der Ukrainer tragen die meisten Menschen am Nationalfeiertag traditionelle Kleidung. In Vreden wählten die meisten blau und gelb. © Hannah Lehmbrock
Auch Olha Overkamp trägt ein gelbes Kleid. Normalerweise ziehe man zum Nationalfeiertag traditionelle Kleidung an, in diesem Jahre wollte sie aber Flagge zeigen. Sie floh zu Kriegsbeginn aus der Ukraine, ihr Mann Daniel Overkamp holte sie an der polnischen Grenze ab. Normalerweise gehe sie am Nationalfeiertag mit Freunden in der Ukraine aus.
Nationalfeiertag schon seit 2014 anders
Doch schon seit Russland 2014 die Krim annektiert habe, werde der Tag in der Ukraine anders gefeiert, erklärt Andriy Nechyporenko, der schon seit rund 20 Jahren in Vreden lebt und die Feier organisiert hat. Seitdem werde an dem Tag nicht mehr nur gefeiert, sondern auch aller gedacht, die Opfer von Krieg, Grausamkeit und Folter werden – „denn es passiert weiter“, sagt er.

Viele blau-gelbe Fahnen und Luftballons: Die Ukrainerinnen und Ukrainer zeigten stolz ihre Farben. © Hannah Lehmbrock
Auch Olena Bazhanska nimmt am Umzug teil. Die 28-Jährige arbeitete in Lwiw als Lokaljournalistin und wollte die Ukraine lange nicht verlassen. Früher habe sie den Nationalfeiertag drei Tage lang auf großen Plätzen im Stadtzentrum gefeiert und Konzerte besucht, heute mache sie sich große Sorgen um ihren Vater und ihren Onkel, die noch immer in der Ukraine kämpfen.
„Viele verstehen die Bedeutung dieses Tages jetzt mehr“, sagt Oleksandr Semko, der im April nach Vreden kam. Zuhause in der Ukraine habe er den Nationalfeiertag kaum gefeiert. Aber auch er ging raus auf der Straße. Außerdem gebe es am 24. August häufig besonders Speisen, sagt er. „Sehr oft gibt es Borschtsch und mit Fleisch gefüllte Teigtaschen“, so eine Frau, die schon vor 30 Jahren nach Deutschland ausgesiedelt sei. Normalerweise würde sie an diesem Tag arbeiten. In diesen Jahr sei das aber anders und die sie sagte zu, als eine Bekannte sie bat, mitzukommen.
Große Dankbarkeit für die Hilfsbereitschaft
Mit einem landestypischen Gebäck gibt es für über 100 Ukrainerinnen und Ukrainer zum Vredener Rathaus. Dort bat eine Sprecherin die Stadt Vreden und ihre Bürgerinnen und Bürger darum, sich niemals an der Krieg in ihrem Land zu gewöhnen. „Die Ukraine existiert weiter“, sagte sie und richtete sich auf ukrainisch an die Gruppe. Während der Rede hielten viele den Blick gesenkt, manche weinten.

Vredens Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp bekam landestypisches Gebäck von den Ukrainerinnen und Ukrainern geschenkt. © Hannah Lehmbrock
Auch Vredens Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp kämpfte sichtlich mit den Tränen. Die Worte der Frau hätten ihn tief berührt. „Obwohl sie uns allen hier schon ans Herz gewachsen sind, hoffe ich, dass sie alle schnell wieder zurück in ihre Heimat können“, sagt er. Blau und Gelb seien auch die Farben der Stadt Vreden und er sei dankbar für die vielen hilfsbereiten Mitbürgerinnen und Mitbürger, Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung. Am Vredener Rathaus wurde am Mittwoch auch die ukrainische Flagge gehisst. „Danke“ und „Dankeschön“ riefen viele Ukrainerinnen und Ukrainer dem Bürgermeister zu.
Neu in Ahaus, neu im Münsterland und neu in NRW. Aber ein frischer Blick auf die Dinge soll ja bekanntlich helfen, zumindest hofft er das. Pendelte beruflich bisher zwischen Lokal- und Sportjournalismus und kann sich nur schwer entscheiden.
