
Astrid Klein Günnewyck, Marianne Terwersche, Beate Bäumer-Messink, Mareen Weddewer, Sonja Terhechte und Irmgard Terhürne (v.l.) begleiten Familien in den schwersten Lebensphasen. © Carina Strauss
Wegbegleiter in schweren Situationen verschenken Zeit und ein offenes Ohr
Ambulanter Hospizdienst
Bei der Diagnose einer lebensverkürzenden Krankheit bricht für eine Familie eine Welt zusammen. Gut, wenn dann jemand da ist, der unterstützt. Solche Ehrenamtlichen werden in Vreden geschult.
Es ist eine muntere Truppe, die in ihrem kleinen Büro in Vreden zusammengekommen ist. Die Gruppe des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Omega versteht sich zum Teil schon einfach nur durch Blicke. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie wollen Familien in der schwersten denkbaren Lebenssituation unterstützen.
Dabei geht es vor allem darum, Familien, in denen ein Kind oder Jugendlicher lebensverkürzend erkrankt ist oder aber ein Elternteil im Sterben liegt, zu begleiten. „Und das schon ab dem Zeitpunkt der Diagnose einer lebensverkürzenden Krankheit“, wie Koordinatorin Beate Bäumer-Messink betont.
Eltern und Kinder in schwierigen Situationen unterstützen
Die Begleitungen können sehr unterschiedlich aussehen. Die Ehrenamtlichen können für das betroffene Kind, für die Eltern, oder eben auch für die Geschwisterkinder da sein. „Ich bin seit einigen Jahren in einer Familie und kümmere mich dort um das jüngere Geschwisterkind. Da geht es um die Hausaufgaben, die Freizeitgestaltung, aber auch darum, bei Ängsten und Nöten zuzuhören“, berichtet eine der Frauen.
Für diese Arbeit sei ihnen im Vorbereitungskurs des Hospizdienstes ein guter Maßnahmenkoffer an die Hand gegeben worden. „Wir können die Tatsachen nicht ändern, aber wir können den Druck ein wenig von den Familien nehmen.“
Zeit und ein offenes Ohr für die Familien
Einen solchen Vorbereitungskurs wird es auch demnächst wieder geben. Der Infoabend dazu findet am 7. September um 19 Uhr im Pfarrheim St. Georg an der Freiheit in Vreden statt. Bei dem Vorbereitungskurs wird unter anderem vermittelt, wie die Kommunikation mit der betroffenen Familie und dem erkrankten Kind aussehen kann, welche Methoden zur Kontaktaufnahme genutzt werden können und wie man mit Trauer umgeht.
Doch was kann man nun als Ehrenamtlicher oder Ehrenamtliche für die betroffenen Familien tun? „Wir gehen mit den Kindern zum Beispiel zu den Sterbenden, klären auf, geben kindgerechte Informationen.“ Die Familien werden entlastet, wo es geht, die Ehrenamtlichen sind Ansprechpartner in Trauersituationen. „Das Größte, das wir zu verschenken haben, ist unsere Zeit und ein offenes Ohr“, sind sich alle einig. Dabei sei immer wichtig: „Wir wollen die Familie entlasten, nicht belasten. Wir richten uns immer nach den Wünschen der Familie.“
Nicht nur die Trauer gehört zur Arbeit
Und gerade für die Kinder sind sie da, wenn es die anderen Familienmitglieder nicht sein können. „Die Kinder in der Familie waren mal traurig, haben viele Erklärungen gebraucht, aber dann haben wir auch wieder Spiele gespielt und man hat sie durch die ganze Straße lachen gehört“, erzählt eine der Ehrenamtlichen von ihren Erfahrungen.
Oft sei es auch so, dass die Kinder nicht verstehen, dass es nicht an ihnen liegt, wenn sich das Verhalten der Eltern verändert, sondern dass mit einer Erkrankung oft eine Wesensveränderung einhergeht. Auch hier wird mit kindgerechten Informationen aufgeklärt.
Eine Aufgabe, die für die Ehrenamtlichen trotz des schwierigen Themas auch Positives bereithält. „Die Arbeit und auch die Treffen hier in der Gruppe sind eine große Bereicherung“, sind sich alle einig. Viele von ihnen haben selbst Erfahrungen mit schwerstkranken Angehörigen oder dem viel zu frühen Tod gemacht. Und: „Ich möchte vorbereitet sein, weil sterben müssen wir alle. Früher oder später wird der Tod in jeder Familie ein Thema“, so eine der Ehrenamtlichen.
Die Arbeit im Hospizdienst ist vielfältig
Dabei muss es nicht immer gleich die Begleitung einer Familie sein, mit der die Ehrenamtlichen den Hospizdienst unterstützen. „Jeder Input ist wichtig. Das können die Begleitungen sein. Wer aber sagt, das ist eher nichts für ihn, dafür würde er uns gerne bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen, der hilft uns genauso“, erklärt Beate Bäumer-Messink.
Genauso bräuchten Familien auch immer mal Hilfe mit Verträgen, Hilfe dabei Anträge zu stellen, oder aber Fahrdienste müssten in Anspruch genommen werden. Die Aufgaben, die es im Hospizdienst zu verteilen gibt, sind also genauso vielfältig wie die Ehrenamtlichen selbst. Hinzu kommt der Austausch bei den Treffen der Gruppe, wo jeder wertvolle Erfahrungen einbringen kann und Tipps weitergegeben werden können.
Vorbereitungskurs für Ehrenamtliche
- In dem Vorbereitungskurs werden ehrenamtlich Interessierte auf die Familienbegleitung vorbereitet. Für Interessenten gibt es einen Infoabend am 7. September um 19 Uhr im St.-Georgs-Pfarrheim Vreden.
- Die Kurse sind auf verschiedene Mittwochabende und ganze Samstage verteilt. Termine: 14.9., 17.9., 21.9., 24.9., 28.9., 19.10., 29.10., 5.11., 9.11., 19.11., 26.11., 3.12., 7.12.
- Anmeldungen und Rückfragen: Beate Bäumer-Messink, Tel. mobil: 0177 4085512, Mail: jugendhospiz@omega-hospiz.de
Geboren und aufgewachsen an der Grenze zwischen Ruhrpott und Münsterland, hat Kommunikationswissenschaft studiert. Interessiert sich für Tiere, Kultur und vor allem für das, was die Menschen vor Ort bewegt.