
Auch am Pranger ist die Stimmung gut: Insgesamt 65 Hobby-Darsteller, Kameraleute, Techniker und Helfer engagieren sich für das Projekt. „Alles Leute, die einfach Bock darauf haben", sagt Produzent Markus Beyer. © Stephan Rape
Video und viele Fotos: Der Teufel persönlich steht in Vreden vor der Kamera
Privates Filmprojekt
Horrordreh in Vreden: Markus Beyer (45), begeisterter Mittelalter- und Horrorfilm-Fan, macht seinen Traum wahr. Er dreht ein eigenes Horrormärchen. 65 Darsteller helfen ihm dabei.
Der Teufel reitet durch Vreden. Oder nein, genauer gesagt, geht er durch Vreden. Sein Pferd führt er am Strick, als er sich vor dem Bauernhausmuseum langsam dem Pranger nähert. „Ruhe und Go!“ – eine donnernde Stimme zerreißt die Stille am Samstagnachmittag. Ein Film wird gedreht. Einige Spaziergänger und Radfahrer bleiben interessiert stehen.
Wieder und wieder läuft die Figur mit dem dunklen Kapuzenmantel und dem Pferd am Strick vor dem Bauernhausmuseum auf und ab.
„Es macht so Laune“, freut sich Markus Beyer. Der 45-jährige Südlohner ist Produzent, Drehbuchautor und Regisseur des Streifens, der gerade entsteht. Vielen ist er als Bruder Bommek von verschiedenen Mittelalter-Veranstaltungen in der Region bekannt. Doch jetzt gerade dreht sich alles um den Film. „Ich bin schon lange Hobbydarsteller. Doch ich wollte auch einmal meinen eigenen Film, mein eigenes Drehbuch, meine eigenen Ideen umsetzen“, sagt er.
Schon jetzt ist klar: Freigabe erst ab 18
Die eigene Idee: Devilstone Ritual, das Ritual des Teufelssteins. Ein Film, der auf einer Sage beruht, die in Heiden spielt und die Aloys Küper für den dortigen Heimatverein aufgeschrieben hat. „Die Sage habe ich aufgegriffen und weitergesponnen“, erklärt Markus Beyer.
Der Film wird nachher nichts für zarte Nerven: ein Horror-Märchen nennt ihn der Drehbuchautor. Kein Splatterfilm, aber schon mit krassen und blutigen Szenen. „Der wird definitiv erst ab 18 freigegeben“, sagt der Hobby-Regisseur grinsend.
Markus Beyer dreht für Horrorfilm am Bauernhausmuseum
Zwei Dinge sind ihm wichtig: „Wir zeigen keine nackte Haut, und es gibt fast keine Dialoge.“ Der ganze Film – insgesamt peilt er momentan rund 50 Minuten an – komme mit zwei oder drei Sätzen aus. „Eigentlich wollte ich ursprünglich einen Kurzfilm von vielleicht 15 Minuten drehen“, gibt er zu. Doch mit jeder Szene kam eine neue Idee. Und so stieg die Spielzeit.
Reines Hobbyprojekt: 65-köpfiges Team ist begeistert dabei
Das ganze Projekt ist reines Hobby. Gage bekommt keiner der Schauspieler. Auch das Team hinter der Kamera – Kameraleute, Techniker, Maske, Pferdetrainer der Kranenburger Turmreiter – sie alle arbeiten kostenlos.

Horrorfilm-Dreharbeiten mitten in Vreden: Eine 65-köpfige Hobbytruppe um den Südlohner Markus Beyer (Bruder Bommek) hat am Samstag in Vreden Filmaufnahmen für den Film Devilstone Ritual gemacht. Und auch im Mittelalter-Ambiente darf das Smarthpone nicht fehlen. © Stephan Rape
Sie sind begeistert bei dem Hobbyprojekt dabei. So wie der Rest des insgesamt rund 65-köpfigen Teams, das Markus Beyer zusammengetrommelt hat. Alles Bekannte und Freunde, die teils mehrere Stunden mit dem Auto oder Zug angereist sind. Alle ähnlich begeistert von Film, Horror, Mittelalter.

Markus Beyer hat mit 65 Mittelalter-, Horror- und Filmfreunden in Vreden für einen Horrorfilm gedreht. "Devilstone Ritual" soll Ende 2023 fertig sein. © Stephan Rape
So wie Sascha Bauschen: Der Hobby-Kameramann aus Coesfeld ist eigentlich CNC-Zerspanungstechniker. Er hat sich selbst Kamerawagen, Klappen und allerlei weiteres Equipment gebaut. Er sei ganz einfach begeisterter Filmer. „Und hier kann ich die ganze Ausrüstung endlich mal aus dem Keller holen und aufbauen“, sagt er mit einem Strahlen im Gesicht.
Wind macht Kunstnebel und dem teuflischem Auftritt Probleme
Wieder und wieder fährt er auf dem Kameraschlitten vor und zurück. Tüftelt an letzten Einstellungen. Problem für das Filmteam: Der Wind hat gerade gedreht. Der Kunstnebel aus der Nebelmaschine, der den Teufel in dieser Einstellung eigentlich umwehen soll, verflüchtigt sich direkt.
Ein Problem, das das Team schnell in den Griff bekommen muss. Denn bis zum Abend ist der Drehplan noch zum Bersten gefüllt. Bei Einbruch der Dunkelheit sollen noch Feuer und Fackeln dazukommen. „Dafür kommen extra Vertreter vom Kreis Borken her. Die achten auf den Brandschutz und dass den denkmalgeschützten Gebäuden nichts passiert“, sagt Markus Beyer. Samt der Genehmigungen ist das ein ziemlicher Kostenpunkt an diesem Drehtag, aber einer, der es ihm wert ist.

Bei Markus Beyer (45, r.) laufen alle Fäden zusammen. So ein Drehtag ist für den Produzenten, Drehbuchautoren und Regisseur natürlich Stress. "Aber sehr positiver, angenehmer Stress", sagt er strahlend. © Stephan Rape
Insgesamt hat er rund 3000 Euro in das Projekt investiert. Vor allem in Requisiten. „Was jetzt noch dazu kommt, ist das Catering an den Drehtagen“, sagt er. Die Finanzierung jedenfalls sei gesichert.
Arbeit läuft seit Anfang 2022 und wohl bis Ende 2023
Anfang 2022 ging es mit dem Projekt los. „Da hatte ich die Idee und habe das Drehbuch geschrieben“, sagt Markus Beyer. Am Samstag ist erst der dritte Drehtag. „Es muss ja immer bei allen in den Kalender passen“, sagt er. Eben ein Hobbyprojekt. Ungefähr ein Drehtag pro Monat komme so zusammen. So groß wie am Samstag ist das Team am Set aber nicht immer. Im Kern gehören zehn Leute zum Produktionsteam und acht zum Kreis der Hauptdarsteller.
Markus Beyer hofft, dass der Film Ende 2023 fertig ist. Samt der eigentlichen Arbeit nach dem Dreh: Schnitt, Post-Produktion, alles Arbeit am PC, die sich noch einmal hinziehen kann.

Der Teufel führt sein Pferd am Strick und nähert sich dem Pranger - die Bauernhausmuseumsanlage im Vredener Stadtpark diente am Samstag als Filmkulisse. © Stephan Rape
„Es bleibt ein Hobbyprojekt. Wir haben keine Bindung, keinen Druck, keinen fixen Abgabetermin“, sagt er. Natürlich sei so ein Dreh auch so schon stressig genug: „Aber es ist sehr schöner Stress. Es macht riesigen Spaß.“
Zwischen kleinen Festivals, Filmpreisen und Privatproduktion
Ist der Streifen einmal fertig, will er ihn auf verschiedenen Fantasy-Film-Festivals vorführen. Gleichzeitig will er ihn selbst auf DVD und Blue-Ray veröffentlichen. „Erstmal als reine Privatproduktion“, sagt er. Doch er peilt den ein oder anderen Filmpreis an. Damit im Rücken könne er an professionelle Produktionsfirmen herantreten. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
