Haben die Corona-Krise noch nicht ganz überwunden: Taxi-Unternehmer Ulrich (l.) und Adrian Kemper.

© Nils Dietrich

Taxi-Gewerbe: Tagsüber wird in Vreden Geld verdient, nachts wird es verbrannt

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Die Corona-Pandemie hat das Taxi-Gewerbe schwer getroffen. Kaum ist die Branche aus dem Gröbsten raus, lauert auch schon die nächste Herausforderung – wie bei Taxi Kemper aus Vreden.

Vreden

, 06.09.2021, 18:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ulrich Kemper ist ein alter Hase im Taxi-Geschäft. Da bringt einen nicht mehr so viel aus der Ruhe. Aber sowas wie die vergangenen eineinhalb Jahre hat auch der Senior-Chef des Vredener Taxiunternehmens noch nicht erlebt. Die Corona-Pandemie hat alles durcheinandergeworfen und dabei ein Gewerbe getroffen, das ohnehin mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen hat.

Längst besteht das Taxi-Geschäft nicht mehr daraus, Kunden nach telefonischer Bestellung von A nach B zu bringen. Heute bringen andere Tätigkeiten die Butter aufs Brot: „Die Taxiunternehmer im Altkreis leben von den Krankenfahrten“, sagt Ulrich Kemper.

Die Corona-Delle schwindet allmählich

Hinzu kommen Schul- und Flughafenfahrten, die für Umsatz sorgen: „Das ist längst nicht auf dem Niveau von vorher“, so Ulrich Kemper weiter. Viele Unternehmen hätten das Reisen wegen Corona eingeschränkt und setzten auf Videokonferenzen - sehr zum Leidwesen des Taxiunternehmers.

Immerhin: Von den dunklen Tagen des ersten Lockdowns ist das Gewerbe inzwischen ein ganzes Stück entfernt, berichtet Junior-Chef Adrian Kemper: „Da war es extrem, die Krankenhäuser waren leer.“ Und wenn die Schulen geschlossen sind, müssen dort auch keine Schüler hingebracht werden.

Das ist nun abgehakt, vorerst zumindest. Ein weiteres Standbein ist das Geschäft am Wochenende. Partygäste und Müßiggänger müssen schließlich auch nach Hause gebracht werden. „Das läuft seit zwei Monaten wieder besser“, sagt Ulrich Kemper. Großereignisse wie das Dodgeball Festival am vergangenen Wochenende sorgten hier für zusätzlichen Schub.

Wobei: „In Vreden ist dieses Geschäft generell gut, auch wegen der vielen Kirchdörfer“, erklärt der Senior-Chef. Und dann erst die ganzen Veranstaltungen: „Bei der Kirmes war richtig was los.“ Dann wären da noch Silvester, neun Schützenfeste, Weihnachten – und schon ist das Jahr rum.

Für das anstehende Karpaten-Festival haben sie extra eine Ausnahmegenehmigung vom Kreis bekommen. Normalerweise darf ein Taxi-Unternehmen aus Vreden Fahrgäste nur nach Ahaus bringen, aber nicht aus Ahaus nach Vreden.

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Trotz der sich aufhellenden Stimmung plagen die Unternehmer ernsthafte Sorgen – womit sie in der Region nicht allein sind. Tagsüber verdienen Ulrich Kemper und seine Fahrer Geld, nur nachts verbrennen sie es. Seit Einführung des Mindestlohns ist das Unternehmen dazu übergegangen, dass in Zeiten mit schwacher Auslastung nur noch ein Wagen fährt – in Vreden und Stadtlohn zusammen. Hierfür kooperiert Kemper mit einem anderen Anbieter.

Das sei so etwas wie Verlustbegrenzung, meint Ulrich Kemper, denn lohnen tue sich das Geschäft beispielsweise unter der Woche nachts schon lange nicht mehr. Aber es besteht für die Taxiunternehmen eine Pflicht, ihre Dienstleistungen rund um die Uhr anzubieten – Nachfrage hin oder her. Ulrich Kemper fordert deswegen eine Entbindung von dieser Betriebspflicht und finanzielle Unterstützung.

Die Ersten geben schon auf

Und der auf dem Gewerbe lastende Druck ist augenscheinlich groß. Einige Unternehmer haben bereits das Handtuch geworfen. „Es will einfach keiner mehr machen“, so Adrian Kemper. „Viele überlegen auf Mietwagen umzusteigen.“

Bedeutet: Die Wagen kommen dann ausschließlich auf Vorbestellung. Einziger Nachteil: Hier werden 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig, beim klassischen Taxi hingegen sind es sieben.

Nicht zuletzt ist der Fachkräftemangel im Taxi-Gewerbe angekommen. Besonders am Wochenende drückt der Schuh. Vor zwei Wochen haben Kempers noch eine Stellenanzeige geschaltet und angeboten, auch den erforderlichen Personenbeförderungsschein zu bezahlen. Bewerbungen: Null. Ulrich Kemper seufzt: „Wir sind eigentlich nur noch froh, dass wir die Leute nach Hause kriegen.“

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