Stoffwindeln mögen eine gute Sache sein, eine Förderung wollte die Mehrheit der Vredener Politiker am Dienstagabend aber nicht auf den Weg bringen.

© picture alliance/dpa

Stoffwindeln sind für die Stadt Vreden kein Thema, Lastenräder schon

rnFördermittel

Welche Windeln Vredener in Zukunft benutzen, wollten die Vredener Politiker am Dienstagabend nicht bestimmen. Bei Lastenrädern sah das schon ganz anders aus: Sie werden gefördert.

Vreden

, 20.08.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Familien in Vreden, die in Zukunft Stoff- statt Einwegwindeln benutzen, bekommen von der Stadt keine Förderung. Das hat der Bau- und Planungsausschuss am Dienstagabend entschieden. Die Grünen hatten das beantragt: Die Stadt solle jede Familie, die nur noch Stoffwindeln für ihre Kinder benutzt, mit je 100 Euro fördern.

Jetzt lesen

Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch hatte Probleme mit dem Thema: „Als Verwaltung stehen wir dem sehr ambivalent gegenüber“, sagte er. Einerseits könne damit natürlich der Restmüll in der Stadt erheblich reduziert werden. Andererseits sehe er zwei Schwierigkeiten: „Wie sollen wir das kontrollieren, ob die Menschen tatsächlich Stoffwindeln benutzen und wie weit mischen wir uns als Stadt in private Entscheidungen der Menschen ein?“, fragte er.

Ein Kaufbeleg würde für die Förderung reichen

Gerd Welper (Grüne) wollte das so nicht hinnehmen. „Ein Kaufbeleg für das System würde ja ausreichen, um die Förderung zu überprüfen“, sagte er. Das würde ja bei anderen Förderungen auch so gemacht. Und schließlich gehe es immerhin um rund zehn Prozent des Hausmülls in der Stadt.

„Wir halten diese Förderung für einen wichtigen Baustein im Prozess für den European Energy Award“, machte er deutlich. Diese Auszeichnung trägt die Stadt Vreden seit 2012, seit 2015 in Gold. Aktuell wird an der Rezertifizierung gearbeitet. Mit dem European Energy Award (eea) sollen Energieeinsparung, Energieeffizienz und der Einsatz erneuerbarer Energien ausgezeichnet werden.

Windeln sind keine Aufgabe der Stadt

Die CDU lehnte den Antrag ab: Dr. Michael Göring sagte: „Wir begrüßen alle Vorstöße in Richtung Umweltschutz.“ Gerade auch die kleinen Schritte könnten etwas bewirken. „Aber wir können nicht jede Einzelmaßnahme fördern“, fügte er hinzu. Am Ende sei jeder selbst gefordert, sich für den Umweltschutz einzusetzen.

Auch Hendrik Mulder (FDP) wollte die Entscheidung für oder gegen Stoffwindeln den Eltern überlassen. „Das ist nicht Aufgabe der Stadt“, sagte er. Auch wenn die Idee insgesamt gut sei. „Wer es will, macht es auch ohne Förderung“, erklärte er.

Reinhard Laurich (SPD) konnte der Idee dennoch etwas abgewinnen: „Erst schmunzelt man ja vielleicht über diese Idee“, sagte er. Dennoch sei es ein wichtiges Umweltthema, das er voll und ganz unterstützen könne. Außerdem habe die Stadt ja in der Coronakrise gerade erst viel Geld ohne jede Kontrolle über die „Vreden hilft“-Gutscheine verteilt. Das könne also kein Argument sein.

Jetzt lesen

Noch einen Schritt weiter ging Elmar F. Kampshoff (UWG): Wenn man sich immer nur darauf zurückziehe, den Bürger entscheiden zu lassen, komme man nicht vorwärts. Man müsse ein Signal setzen. Er schlug vor, die Idee erst einmal über zwei Jahre als Pilotprojekt anzubieten. Dann könne man weitersehen. „Wir könnten so sehr viel sensiblen Müll vermeiden“, sagte er.

Antrag abgelehnt und kopfschüttelnde Kommentare

Doch das verfing nicht. Mit zwölf Gegenstimmen wurde der Antrag schließlich abgelehnt. Aus dem Publikum wurde die Diskussion nach 20 Minuten kopfschüttelnd kommentiert: „Das ist hier der Bauausschuss“, sagte einer der Zuhörer. Es gebe Wichtigeres zu bereden.

Lastenräder werden in Zukunft gefördert

Deutlich positiver kam die zukünftige Förderung von Lastenrädern in der Stadt weg: Jeder, der sich so ein Rad anschafft, kann mit einer Förderung von 15 Prozent des Kaufpreises, aber höchstens 600 Euro, rechnen. Nach einiger Diskussion ob der Förderbetrag gedeckelt werden soll oder nicht, fiel die Abstimmung einstimmig.

Insgesamt stehen für diese Förderung 5000 Euro zur Verfügung. „Ein sinnvoller Beitrag, um mehr Menschen dazu zu bringen, das Auto einmal stehen zu lassen“, so der Bürgermeister. Ein möglicher Eingriff in private Entscheidungen der Vredener war bei diesem Punkt kein Thema mehr.