Resi Resing arbeitet seit 60 Jahren im Haus Terrahe und denkt noch lange nicht ans Aufhören

© Victoria Garwer

Resi Resing arbeitet seit 60 Jahren im Haus Terrahe und denkt noch lange nicht ans Aufhören

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Mit ihren 78 Jahren könnte Resi Resing sich guten Gewissens zur Ruhe setzen. Doch darauf hat sie keine Lust. Sie arbeitet weiter im Haus Terrahe und fühlt sich alles andere als alt.

Vreden

, 10.02.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Routiniert schnappt sich Resi Resing ein Glas, zapft ein Bier und hält schon das nächste Glas bereit. Auch wenn es nur für das Pressefoto ist: Die 78-Jährige will ein perfektes Bier abliefern. Und das kann sie. Schließlich arbeitet sie schon seit 60 Jahren in der Gastronomie. Von Anfang an im Haus Terrahe in Vreden.

Am 2. Februar 1960 hatte sie ihren ersten Tag. „Am 1. Februar durfte ich nicht anfangen, weil es ein Montag war. Die Chefin war ein bisschen abergläubisch. Damals hieß es: Wer montags anfängt, der bleibt nicht lange“, erinnert sich Resi Resing mit einem Lächeln im Gesicht. Offenbar hat es was gebracht, denn nach sage und schreibe 60 Jahren ist die Vredenerin immer noch im Haus Terrahe im Einsatz.

Eingestellt im ersten Selbstbedienungsladen in Vreden

Eingestellt wurde sie damals im Lebensmittelladen, der zu der Zeit im Haus Terrahe untergebracht war. „Das war der erste Selbstbedienungsladen in Vreden“, erzählt die heute 78-Jährige. Vorher gab es nur Tante-Emma-Läden, wo die Kunden von den Verkäufern bedient wurden.

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In den neuen Läden konnten die Kunden zum ersten Mal mit einem Korb durch die Gänge laufen und die Waren aus dem Regal nehmen. „Das hat den Leuten total Spaß gemacht. Auch wenn es damals noch alles sehr klein war. Heute sind die Supermärkte ja riesig.“

Die Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten hatte Resi Resing schon hinter sich, als sie im Haus Terrahe anfing. Schnell hat sie auch Aufgaben in der angrenzenden Wirtschaft übernommen. Eine Ausbildung im Bereich Gastronomie hat sie nicht. „Aber die Chefin hat sehr viel Wert darauf gelegt, dass wir das gut lernen, dass wir wissen, wie man richtig bedient“, erzählt die Vredenerin.

Kurz nach Münster, dann zurück ins Haus Terrahe

Nach fünf Jahren hat sie die Festanstellung im Haus Terrahe aufgegeben, weil ihr Mann aus beruflichen Gründen nach Münster musste. Dort arbeitete sie in einer Metzgerei. Doch schon nach eineinhalb Jahren zog es das Paar zurück nach Vreden - und Resi Resing ins Haus Terrahe.

Resi Resing liebt die Gastronomie. Vor allem, weil sie dabei so viele gut gelaunte Menschen trifft.

Resi Resing liebt die Gastronomie. Vor allem, weil sie dabei so viele gut gelaunte Menschen trifft. © Victoria Garwer

Seitdem arbeitet sie immer wieder als Aushilfe - bei Beerdigungen, Hochzeiten, Geburtstagen oder Taufen. „Letztens hat hier jemand seinen Geburtstag gefeiert und erzählt, dass ich auch schon bei seiner Hochzeit, bei den Taufen der Kinder und bei den Kommunionen dabei war“, berichtet Resi Resing nicht ganz ohne Stolz.

„Ich muss nicht arbeiten, es macht mir Spaß“

Dieser Kontakt und diese Geselligkeit sind es, die die 78-Jährige immer wieder in die Wirtschaft ziehen. „Die Leute wollen hier in der Regel eine fröhliche Zeit verbringen. Die gute Laune ist einfach toll.“ Und: „Ich muss nicht arbeiten, es macht mir einfach Spaß.“

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Das sehen auch ihre Arbeitgeber. „Einmal, nach einer Zwölf-Stunden-Schicht, als die jüngeren Kollegen schon alle am Stöhnen waren, wollten wir Resi nach Hause schicken. Aber sie hat gesagt: Nein, jetzt mache ich das auch zu Ende“, erzählt Ulf Dingslaken. Er betreibt das Haus Terrahe heute zusammen mit Markus Krandick.

Resi Resing hat vor circa 20 Jahren zusammen mit dem Schwiegervater des damaligen Betreibers Gäste im Haus Terrahe empfangen.

Resi Resing hat vor circa 20 Jahren zusammen mit dem Schwiegervater des damaligen Betreibers Gäste im Haus Terrahe empfangen. © Privat

Auch körperlich scheint die 78-Jährige mit dem durchaus anstrengenden Job in der Gastronomie keine Probleme zu haben. Die jungen Leute, die würden schon manchmal stöhnen, sagt sie. Aber die seien das viele Stehen auch einfach nicht gewöhnt. Sie selber habe damit kein Problem.

Und der Stress? „Welcher Stress? Stress wäre es doch nur, wenn es mit den Kollegen Ärger geben würde. Aber das ist nicht der Fall. Und ich fühle mich hier überhaupt nicht alt“, stellt Resi Resing klar.

Resi Resing gibt Erfahrungen an junge Kollegen weiter

Ihrem Chef Ulf Dingslaken ist eine Sache ganz wichtig: „Wir beschäftigen Resi nicht, weil sie es nötig hat, oder als Beschäftigungstherapie. Wir brauchen sie und sie ist immer wieder eine riesige Hilfe.“ Markus Krandick fügt hinzu: „Es ist total gut, eine so erfahrene Person im Team zu haben, die den jungen Kollegen viel beibringen kann.“

Ulf Dingslaken (l.) und Markus Krandick sind froh, dass sie Resi Resing haben.

Ulf Dingslaken (l.) und Markus Krandick sind froh, dass sie Resi Resing haben. © Victoria Garwer

Mit ihren 60 Arbeitsjahren ist Resi Resing schon viel länger dabei als alle anderen. Der ehemalige Betreiber Martin Terrahe zum Beispiel war fünf Jahre alt, als sie angefangen hat. Irgendwann hat er die Wirtschaft von seinem Vater übernommen, heute ist er selbst in Rente.

Haus Terrahe hat sich in den 60 Jahren verändert

Nicht nur viele unterschiedliche Personen und mehrere Betreiber hat die Vredenerin kennen gelernt, auch das Gebäude hat sich verändert. Sie weiß noch, wie damals Bier gezapft wurde, wo heute die Garderobe ist. Und im Gewölbekeller, der heute ein Partykeller ist, musste man früher kriechen. Dort wurden die Bierfässer kühl gelagert.

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Zu der Zeit hatte das Haus Terrahe noch die Adresse Königstraße 60. Das ist auf den Arbeitszeugnissen zu lesen, die Resi Resing aufbewahrt hat. Heute ist dasselbe Gebäude unter der Adresse Königstraße 6 zu finden.

Resi Resing holt zwei Stücke weißen Stoff aus ihrer Tasche. Es sind die sorgfältig zusammengefalteten weißen Spitzen-Schürzen aus ihrer Anfangszeit. „Wir haben immer schwarz-weiß getragen. Heute ist das ja alles viel lockerer“, erzählt sie.

Moderne Kasse stellt Resi Resing vor Herausforderung

Und noch etwas ist ihr in Erinnerung geblieben. „Es wurde mal ein System eingeführt, da sollte ich Nummern auf die Zettel schreiben, die in die Küche gehen. Ich habe bis heute nicht verstanden, was das soll“, sagt sie und fängt laut an zu lachen.

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Eine Sache überlässt sie aber dann doch lieber anderen: den Umgang mit der modernen Kasse mit Touchscreen. „Ich traue mich das einfach nicht. Ich glaube, ich könnte das wohl, aber ich traue es mich einfach nicht.“ Aber jetzt, wo sie eine neue Brille hat, könnte sie das ja vielleicht doch mal ausprobieren, meint sie.

Ans Aufhören denkt Resi Resing sowieso noch lange nicht. „Solange man mich hier gebrauchen kann, mache ich weiter.“