Ein guter Moment, ein guter Gedanke, eine gute Idee. Alle großen Firmen und Weltneuheiten hatten so ihren Anfang. Mit einer Idee. Auch der Südlohner Mario Alves hatte eine. Er möchte zusammen mit seinem Kumpel Lars Sparwel die Welt erobern, oder zumindest die Wohnungswände in Vreden und Umgebung.
Das Duo steckt hinter dem jungen Start-Up „Greenwall“ und produziert ganz besondere Wände und Bilder. Auf einer Korkplatte ordnen die beiden Freunde Moospflanzen an – in jedem Muster, jeder Form, jeder Größe. „Alles ist eigentlich möglich“, sagt Mario Alves und hat dabei ein großes Lächeln im Gesicht.
Und tatsächlich: Von Schriftzügen über Fotos vom Central Park bis zum „klassischen“ Wald-Look scheint alles zu gehen. Das zeigen die Beispiele, die die beiden Südlohner zum Gespräch ins Atelier der Vredener Firma „Welf“ mitgebracht haben. „Welf“ ist einer von bisher sechs Kunden, bald schon sollen es doppelt so viele sein. Erst kürzlich musste das Team einen Kunden mit seinem Wunsch schon auf Dezember vertrösten. Das Geschäft wächst mit der Zahl der Aufträge.
„Wir möchten die Natur zurück in die Zimmer bringen“, erklärt der Gründer, der die Idee zu „Greenwall“ vor knapp einem halben Jahr hatte. „Ich kam von der Nachtschicht und habe eine Serie angeschaut, in der es darum ging, dass England und Island hierbei schon große Vorreiter sind“, erzählt der 29-Jährige. Fortan ließ ihn die Idee nicht mehr los, unbedingt wollte er die grünen Wände auch ins Münsterland bringen.

Auf bis zu acht Millimeter dünnen Korkplatten ordnen die beiden Start-Up-Gründer die Moospflanzen so an, dass sich daraus ein Muster, ein Schriftzug oder was immer der Kunde sich wünscht, ergibt. Dabei steht Nachhaltigkeit im Vordergrund.
„Unser Moos kommt aus Island und der Kork aus Portugal“, sagt Mario Alves. Angefangen hat er als Einzelkämpfer, seit September ist Kindheitskumpel Lars Sparwel mit dabei. Während des Gesprächs sagt der 27-Jährige wenig. „Ich bin nicht so der große Redner, das macht Mario schon ganz gut“, sagt Lars Sparwel und lacht.
Man merkt, dass die beiden gut zusammenpassen, sich ergänzen. Der eine ist eher der Denker, der andere eher der Redner. Sie kennen sich schon seit dem Kindesalter, auch wenn sich ihre Wege immer wieder trennten. Lars Sparwel ist Konstruktionsmechaniker, Mario Alves lernte ursprünglich im Restaurant und reiste beispielsweise zwei Jahre durch Österreich und Australien. Nun arbeiten beide nicht nur bei „Schmitz Cargobull“ zusammen, sondern eben auch im Start-Up.
Als Firmenhalle dient bisher Mario Alves‘ Wohnung. Knapp 20 Kilogramm Moos werden dort gelagert. „Wer weiß, wie wenig so eine Handvoll Moos wiegt, weiß auch, wie viele Kartons bei mir rumstehen“, sagt dieser und lacht. Bald soll das alles weg sein und an Restaurant-, Hotel- oder Geschäftswänden hängen.
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„Wir haben gerade schon so einen kleinen Boom“, sagt der Südlohner, der arbeitsbedingt nach Vreden gezogen ist. „Aber wir wollen das auch alles direkt re-investieren und immer stetig wachsen.“ Passende Kunden für die Produkte von „Greenwall“ seien „eigentlich alle“, sagt er. Jeder eben, der ein bisschen zurück zur Natur kommen und seine eigenen vier Wände mit mehr als einem üblichen Bild aus dem Einrichtungshaus verschönern wolle.
Dabei ist für ihn auch klar: Die Moos-Wände sehen nicht nur besonders aus, sondern haben auch für das eigene Leben einen spürbaren Vorteil. „Es verbessert die Luft im Raum merkbar und sorgt dazu für einen Schallschutz. Außerdem haben wir von unseren Kunden schon gehört, dass die Mitarbeiter noch motivierter bei der Arbeit sind“, erzählt „Denker“ Lars Sparwel, der von der Idee seines Kumpels sofort begeistert war.
Sechs bis acht Wochen Arbeit
Ganz günstig sind die Moos-Bilder nicht. Ein Kleidungsgeschäft beispielsweise hat sich jetzt eine dreieinhalb Meter lange Wand vom Start-Up designen und montieren lassen und legte dafür knapp 4000 Euro auf den Tisch. Nachhaltigkeit kostet. Im Fall von „Greenwall“ stecken in so einem Projekt allerdings auch sechs bis acht Wochen Arbeit. Allein das Moos zu sortieren und von Ästen oder Tierchen zu trennen, nehme einige Stunden in Anspruch, erklären die Freunde. Als „Drecksarbeit“ bezeichnen sie diesen Vorgang, der aber eben unumgänglich sei.

In Zukunft soll das junge Unternehmen wachsen, so viel ist klar. Einen Unternehmer wie bei der TV-Sendung „Höhle der Löwen“ soll es aber nicht geben. „Es soll ja unser Ding bleiben“, erklärt Mario Alves. Deshalb soll es als nächsten Schritt erst einmal eine Webseite geben, bisher sind die Gründer nur mit einem Account auf Instagram vertreten.
„Aber der ist nur, damit uns mehr Leute kennenlernen. Wir wollen keinen Online-Shop haben, weil wir glauben, dass das dann zu weniger Qualität führt. Wenn wir zu viel produzieren müssen, wird das Produkt ja schlechter. Und uns ist eben ganz wichtig, dass wir nachhaltig und hochwertig bleiben“, sagt der Südlohner.
Ausstellung bei „Welf“
Stattdessen möchten die beiden Freunde zum Beispiel durch eine Ausstellung am 25. November, 16 Uhr, bei „Welf“ auf sich aufmerksam machen.
Um dann vielleicht irgendwann eben doch ganz groß zu werden. In die Zukunft blick Mario Alves realistisch und zuversichtlich: „Klar hat man diesen Traum, irgendwann in einer großen Produktionshalle mit einem langen Fließband zu arbeiten. Aber wir haben ganz klein angefangen, gehen jetzt erstmal Schritt für Schritt und bleiben dran.“
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