
© Markus Gehring
„Kahlschlag“ am Ölbach sorgt für Entsetzen bei Spaziergängern – warum er trotzdem sein muss
Heckenpflege in Vreden
Es ist kein schöner Anblick, erst recht nicht für die, die den Spazierweg mit seinem dichten Gehölz am Rand zu schätzen wussten: Die Hecke am Roten Weg in Höhe Schelver Diek wird gekürzt.
Baumstümpfe statt Baumstämme und abgeholzte Sträucher – manche Spaziergänger am Roten Weg am Ölbach reiben sich momentan in Höhe Schelver Diek verwundert die Augen. Es sieht nach Kahlschlag aus am Wegesrand. Ist es auch irgendwie, aber mit einem Hintergrund: Die Hecke wird „auf den Stock gesetzt“, wie Bauhofleiter Martin Terbrack erklärt.
„Die grüne Lunge der Stadt“
Christoph Jolk ist einer der vielen Anwohner, die den Roten Weg täglich zum Spazierengehen nutzen. Der Vredener ist extra in das Viertel dort gezogen, weil ihm der Rote Weg am Ölbach so gut gefiel. „Das ist ein richtiges kleines Naherholungsgebiet, ich sehe das sogar als grüne Lunge in der Stadt“, betont er im Gespräch mit der Redaktion. Ein Spaziergang über den Roten Weg sei so etwas wie ein Ausflug in den Wald. Und nun? Bagger, Motorsäge und freie Sicht statt Gehölz – und Christoph Jolk fragt sich, ob das wirklich in dem Ausmaß nötig ist.
Bauhofleiter Martin Terbrack sieht keine Alternative zum „auf den Stock setzen“. Entlang des Wanderwegs am Ölbach gebe es zu beiden Seiten die frei wachsende Hecke, „und alle acht bis zehn Jahre muss die runterkommen“, sagt Martin Terbrack. Aus ökologischen Gründen sei die Heckenpflege notwendig.
Stadt Vreden wünscht sich Wallhecke ohne Pappeln
Das Besondere an der Hecke am Roten Weg sei der dort sehr hohe Baumanteil. „Vor allem die Zitterpappel, die wir da nicht haben wollen, steht da“, erläutert der Bauhofleiter. Die Stadt Vreden möchte wie angekündigt die Pappeln nach und nach aus den Wallhecken verbannen, um den heimischen Gehölzen mehr Spielraum zu geben.

Alle 50 Meter bleibt ein großer Baum stehen, sonst wird das Gehölz zurückgeschnitten beim „Auf den Stock setzen" der Hecke am Roten Weg entlang des Ölbachs zwischen Schelver Diek und Haydnstraße. © Markus Gehring
Nun ist das, was die Spaziergänger als schön und dicht empfinden, aus der fachlichen Sicht nicht optimal. „Wenn es zu dicht ist, dann beschatten sich die Bäume gegenseitig“, erklärt Martin Terbrack. Am Ende würden die Bäume absterben, zuerst würden natürlich Äste vertrocknen. „Da geht es auch um die Verkehrssicherheit“, lenkt der Bauhofleiter den Blick auf das, was die Stadt Vreden im Auge behalten muss: Dass es durch herabstürzende Äste nicht gefährlich wird für die Spaziergänger.
Ulmen sollen in der Wallhecke wieder austreiben
Und das Teilstück am Ölbach zwischen der Brücke am Schelver Diek und dem ehemaligen Spielplatz an der Haydnstraße sei letztmals 2003 „auf den Stock gesetzt“ worden, der Zeitraum war doppelt so lang wie er hätte sein sollen. Viele Pappeln wurden und werden entfernt, die Ulmen sollen wieder austreiben ebenso wie die Heckengehölze. Wo Pappeln gefällt werden und Lücken entstehen, pflanzt der Bauhof heimische Hölzer an, Hartriegel, Haselnuss und Co..

Der Rote Weg entlang des Ölbachs zwischen Schelver Diek und Haydnstraße wird nach der Heckenpflegemaßnahme erneuert – dann wird der Weg mit einem gelben Sandsteinmaterial befestigt, kündigt Vredens Bauhofleiter Martin Terbrack an. © Markus Gehring
Wann wird es denn wieder in etwa so natürlich aussehen wie zuvor? Martin Terbrack ist sich sicher, dass im Sommer schon wieder „Hüfthohes“ gewachsen ist. Nach einem Jahr seien die Gehölze schon wieder „mannshoch“ , stellt er in Aussicht. Dann werden die Spaziergänger im Übrigen auch auf neuem Unterboden laufen: Weil jetzt für die Heckenpflege großes Gerät zum Einsatz kommen muss, wird der „Rote Weg“ leiden und im Anschluss wird der Weg wie schon andernorts geschehen mit einem gelben Sandsteinmaterial befestigt.

Auch an diesem Teilstück des Roten Wegs am Ölbach zwischen Schelver Diek und Haydnstraße wird die Hecke in den nächsten Tagen noch "auf den Stock gesetzt", bis ihn Höhe des ehemaligen Spielplatzes an der Haydnstraße. © Markus Gehring
Christoph Jolk ist skeptisch. Er sieht die Heckenpflege durchaus als Gratwanderung. Die Frage, was wirklich notwendig ist, sollte immer gestellt werden. Zumindest ist er froh, dass die Hecke am Roten Weg nur in Teilstücken bearbeitet wird. An der längsten Strecke bleibt es also grün.
Bedeutung des Wanderweges nicht unterschätzen
Der Wanderweg sei in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen, betont der Vredener: „Das ist außer dem Stadtpark der einzige grüne Ort, wo kein Verkehr ist.“ Beim Spaziergang dort sei man mitten in der Stadt und bekomme trotzdem weder von der Bebauung noch vom Verkehr etwas mit.
Einige Tage war Pause. Aber wenn der Bagger repariert ist, werden die Bauhof-Mitarbeiter mit den Arbeiten fortfahren, sagt Martin Terbrack.

Nur noch Baumstumpf statt Baumstamm: Die Motorsäge wird bei der Heckenpflege angesetzt, um die Zitterpappel zugunsten einheimischer Gehölze zu verdrängen. © Markus Gehring
Wallheckenpflege als Projekt
- Die Stadt Vreden versucht, die Vielzahl von Wallhecken in der Stadt und im Außenbereich regelmäßig „auf den Stock setzen“ zu lassen. Dort, wo das Gehölz unproblematisch zu entfernen ist, bietet die Stadt Vreden das den Einwohnern an.
- Vredener können sich um die Heckenpflege bewerben und das Holz dann für sich verwenden. Je nach Qualität des Holzes gibt es den Quadratmeter umsonst oder bis zu einem Preis von zwei Euro pro Quadratmeter.
- Bis zum 1. März können Fällarbeiten erledigt werden.