
© privat
Im Aldi-Markt hat sich die Routine mit Corona eingespielt
Ein Jahr mit Corona
Die Corona-Pandemie hat Lydia Wälter nah am Menschen erlebt. Als Mitarbeiterin des Aldi-Marktes in Vreden. Ein Jahr nach unserem ersten Gespräch mit ihr berichtet sie von ihren Erfahrungen.
Seit neun Jahren ist Lydia Wälter im Aldi-Markt an der Wüllener Straße im Einsatz und hat dort die Kunden täglich aus unterschiedlichen Perspektiven im Blick. Im Schichtdienst (von 6 bis 14.30 Uhr oder 12.50 bis 21.15 Uhr) legt sie in fast allen Bereichen des Marktes Hand an. Mal ist sie für das Auspacken und Einsortieren der gelieferten Waren zuständig, mal für das Kassieren. Und wie hat sie das Corona-Jahr und seine Lockdowns am Arbeitsplatz und persönlich erlebt?
„Das Jahr ist vorbei gerauscht, ich bin richtig erschreckt, dass es schon wieder Ende April ist“, sagt die 38-Jährige. Vielleicht auch deswegen kommt ihr alles so schnell vor, so vermutet sie, „weil ich das Glück habe, arbeiten zu können, es für mich so etwas wie Routine geben kann.“ Das erlebten sicher Menschen, die im Homeoffice arbeiten ganz anders als sie.
Kunden bleiben in der Regel höflich
Routine habe sich aber nach ihrer Beobachtung inzwischen auch bei den Kunden eingestellt, nur das Bild im Markt habe sich eben verändert: „Die wissen einfach, dass sie Maske tragen müssen.“ Das habe sich eingespielt, fast sei es wieder wie vorher. Allerdings gebe es keine Stoßzeiten mehr wie früher. Das Einkaufsverhalten habe sich offenbar auch mit Blick auf Homeoffice wohl verändert, vieles habe sich entzerrt. „Die Menschen nutzen auch zwischendrin mal die Zeit zum Einkaufen.“
Einen Ansturm auf Toilettenpapier und bestimmte Lebensmittel wie beim ersten Lockdown haben Lydia Wälter und Kollegen auch nicht nochmal erlebt: „Bestenfalls, dass mehr Konserven gekauft werden, aber gehortet wird nicht mehr.“ Kunden, die sich über das Masken-Gebot oder andere Hygiene-Vorschriften aufregen, unhöflich werden, ist sie auch in der immer länger dauernden Corona-Zeit nicht begegnet. Aber: „Jeder ist coronamüde.“
Freundlichkeit als Argument
Damit sie mit vielleicht genervten Kunden dennoch keine Probleme bekommt, vertraut sie auf ihr Gegenmittel: Freundlichkeit. „Das Sprichwort, wie es in den Wald schallt, so kommt es heraus, stimmt schon“, ist sie sich sicher. Wenn dann mal jemand aus Versehen seine Maske vergessen habe, könne man mit einem freundlichen Hinweis viel bewirken. Und wie schon vor einem Jahr unterstreicht Lydia Wälter nochmal die besondere Mentalität der Vredener, der Münsterländer, deren Rücksichtnahme.
Hoffnung auf schnelleres Impfen
Ganz persönlich freut sie sich, dass ihre Eltern inzwischen geimpft sind, auch wenn eine Impfung bei ihr noch aussteht. „Das Impfen könnte wirklich schneller gehen“, bedauert sie. Angst, sich anzustecken hat sie nach wie vor keine, wohl aber Respekt, sodass sie auch ihre privaten Kontakte auf ein Minimum zurückgeschraubt hat. Auch daran habe man sich mittlerweile gewöhnt und eine gewisse Routine entwickelt. Statt der analogen Begegnungen gebe es dann einfach mehr digitale. Außerdem bezeichnet Lydia es als Glück, vor Ort arbeiten zu können und ihren Freundeskreis in der Nähe zu haben.
In einem Punkt hat sie sich allerdings noch so gar nicht mit den Folgen von Corona abgefunden: „Dass die Vredener Kirmes und auch unser Lüntener Schützenfest ausfallen müssen, ist wirklich sehr bedauerlich.“ Schnell hat sie aber einen Trost parat: „Auch die Zeit wird wieder kommen, und zuerst hoffe ich auf Treffen im kleinen Kreis, beim Grillen zum Beispiel.“ Ohnehin ist ihr ganz persönlicher Zukunftswunsch der: „Dass wir alle, meine Familie, Freunde gesund bleiben und gut rauskommen aus der Krise.“
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
