Der Rat hat entschieden: Die Schulstraße und das Widukindstadion sind Geschichte, der Schulcampus kommt. Damit sind einige Vredener nicht zufrieden. Sie haben eigene Ideen entwickelt.

Vreden

, 10.12.2018, 12:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Alexander Demes ist unzufrieden. Der Vredener Stadtrat hat seiner Meinung nach eine falsche Entscheidung getroffen. Es geht um den Schulcampus. Ein Thema, das schon seit mehr als sechs Jahren in der Vredener Politik diskutiert wird. Doch der Ratsbeschluss vom 21. November ist nicht das Ende.

Alexander Demes und eine kleine Gruppe Eltern, Anwohner und ehemalige Lehrer wollen den Beschluss nicht hinnehmen. Sie planen ein Bürgerbegehren. Sie möchten erreichen, dass die Bürger über das Thema abstimmen dürfen und so der Ratsbeschluss für die Variante D ohne Schulstraße und ohne Widukindstadion aufgehoben wird.

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Seit Wochen arbeiten die Bürger deswegen an einer eigenen Variante zum Umbau des Schulzentrums, die sie zur Abstimmung stellen wollen. „Ganz unabhängig von jeder Partei“, betont Alexander Demes. Die Ideen sind schon sehr konkret, einen gezeichneten Plan gibt es allerdings noch nicht.

Verkehrssicherheit: Schulstraße optimieren

Der größte und wichtigste Kritikpunkt an der beschlossenen Variante ist für die Gruppe rund um Alexander Demes die Verkehrssicherheit. „Den geplanten Busbahnhof halten wir für unsicher“, so Demes. Egal, in welcher Form. Deswegen stand schnell fest: „Wir wollen definitiv eine Variante mit Schulstraße. Denn wenn die wegfällt, gibt es weniger Verkehrsraum. Und mit weniger Verkehrsraum kann man keine Verbesserung der Situation herbeiführen.“

Die Straße sollte allerdings optimiert werden. „Das ist im Moment nicht optimal geregelt“, findet auch Christel Schroer aus Sicht einer Mutter. Die Bürger-Gruppe hat deswegen Ideen entwickelt. Zum Beispiel soll die Straße eine klassische Einbahnstraße werden, mit Abbiegespuren an der Widukindstraße.

Die Bürger-Gruppe (v.l.): Ansgar Hakvoort, Alexander Demes, Dr. Werner Ihling, Josef Röring Sonnenschein. Auf dem Bild fehlt Christel Schroer.

Die Bürger-Gruppe (v.l.): Ansgar Hakvoort, Alexander Demes, Dr. Werner Ihling, Josef Röring Sonnenschein. Auf dem Bild fehlt Christel Schroer. © Privat

Ein Fahrradweg entlang der Straße soll dafür sorgen, dass der Radverkehr und der motorisierte Verkehr getrennt werden. „Man könnte zum Beispiel einen Fahrradständer auf dem alten Schulhof hinter der Sekundarschule an der Berkel anlegen“, meint Alexander Demes. Schüler könnten dann am alten Abenteuerspielplatz abbiegen und über den roten Weg und eine neue Brücke zum Fahrradständer gelangen. So müssten sie gar nicht mehr über die Schulstraße fahren.

Das sind nur einige Ideen der Bürger-Gruppe, doch grundsätzlich vertreten sie in Sachen Schulstraße die Meinung: „Optimieren statt abschaffen!“

Sportstadion soll bleiben

Die Bürger-Gruppe möchte auf jeden Fall das Sportstadion mit Rundlaufbahn im Schulzentrum erhalten. „Schule und Sport gehören einfach zusammen und sind nicht zu trennen“, meint Alexander Demes. Er sieht keine Notwendigkeit für eine Sportanlage im Schulzentrum und eine zusätzliche Bahn im Sportzentrum an der Ottensteiner Straße. Zumal genau dieser Plan sehr hohe Kosten verursacht.

„Wir haben doch eine attraktive Sportanlage im Zentrum der Stadt, die ausreicht, so dass wir keinen weiteren Leichtathletik-Sportplatz im Sportzentrum brauchen“, meint Alexander Demes. Ihm leuchtet nicht ein, warum man diese Bahn für viel Geld an der einen Stelle ausgibt, um sie woanders zu bauen - wo sie zumal nicht mehr zum Schulsport genutzt werden kann.

Kosten: 1.000 Euro für jeden Vredener Bürger

Die Variante der Bürger-Gruppe ist rund sechs Millionen Euro günstiger als Variante D, weil sie ohne die Bahn am Sportzentrum auskommt.

Mehr als 23 Millionen Euro wird der vom Rat beschlossene Ausbau vermutlich kosten - die teuerste von allen zur Debatte stehenden Varianten. „Bei rund 23.000 Einwohnern in Vreden sind das tausend Euro pro Person, das muss man sich mal vorstellen“, sagt Christel Schroer.

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Für die Bürger-Gruppe kommt das nicht in Frage. „Wir haben lange überlegt, was es rechtfertigt, so viel mehr Geld auszugeben“, erzählt Alexander Demes. Zu einem Ergebnis seien sie nicht gekommen.

Nachteile für Anwohner in allen Himmelsrichtungen

„Die beschlossene Variante D bedeutet für die Anwohner in keiner Himmelsrichtung eine Verbesserung“, meint Alexander Demes. Dr. Werner Ihling wohnt beispielsweise in der Siedlung an der Berkelaue. Er ist davon überzeugt, dass die Lärmbelastung bei der geplanten Anordnung der Mehrfachturnhalle und der Sportplätze steigen würde, da der Schall sich an der Hallenwand brechen würde.

„Für das Kleinspielfeld, das dort im Moment ist, gilt ja schon heute aus Lärmschutzgründen eine Zeitbeschränkung am frühen Morgen und am Abend“, sagt er. Die geplanten neuen Sportplätze seien ja dann ebenfalls gesperrt und somit nur eingeschränkt von Hobby-Sportlern zu nutzen.

Die vom Rat beschlossene Variante D

Die vom Rat beschlossene Variante D © Stadt Vreden

Deswegen schlägt die Bürger-Gruppe vor, die Sporthallen am Rand des Geländes zu platzieren und so auch als Schallschutz für die Anwohner zu nutzen.

Der geplante große Parkplatz an der Zwillbrockerstraße und der Busbahnhof an der Widukindstraße ist aus Sicht der Bürgergruppe für die Anwohner ebenfalls nicht tragbar. Ansgar Hackvoort wohnt in der Kerssenbrockstraße und meint: „Gerade der Busbahnhof macht uns Sorgen. Wie sollen denn da zu Stoßzeiten im Minutentakt Busse rein- und rausfahren? Die Straße ist so schon eng.“ Dieses Problem würde nicht entstehen, wenn die Schulstraße erhalten bleibt. Parkplätze könnten entlang der Straße wie bisher angelegt werden.

Große Mehrfachsporthallen seien „unzumutbar“

In der beschlossenen Variante ist eine Vierfachsporthalle vorgesehen. Für den ehemaligen Sportlehrer Josef Röring-Sonnenschein ist das total indiskutabel. „Das ist viel zu laut, das ist unzumutbar“, meint der ehemalige Fachbereichsleiter Sport am Gymnasium. „Wenn ich früher die Belegungspläne gemacht habe, haben sich die Kollegen immer um die Einzelhallen gerissen.“ In einer Vierfachsporthalle müssten „die Schüler mit Ohrschutz Sport machen“.

Die Bürger-Gruppe schlägt deswegen vor, eine Doppelsporthalle und eine Dreifachsporthalle zu bauen, wobei ein Teil der Dreifachsporthalle für den TV Vreden reserviert bliebe.

Schulcampus ohne „logisches Konzept“

Die Verwaltung hat sich mehrfach für einen gemeinsamen Schulhof von Sekundarschule und Gymnasium ausgesprochen. Die Bürgergruppe jedoch vermisst ein „logisches Schulhof- und Nutzungskonzept“. Das größte Problem: Die beiden Schulen haben zurzeit gar nicht zur selben Zeit Pause. Die Schüler würden sich also bei einem gemeinsamen Hof gegenseitig stören.

„Und wenn die beiden Schulen gemeinsam Pause haben, sind 2000 Schüler zur selben Zeit auf dem Hof. Wie soll das mit der Aufsicht funktionieren?“, fragt sich nicht nur Christel Schroer.

Bei der Alternativ-Variante trennt die Schulstraße die beiden Schulhöfe voneinander. Ein Übergang für Fußgänger soll aber zumindest optisch und verkehrstechnisch eine Verbindung schaffen.

Städtebaulich die „schlechteste Variante“

Die Bürger-Gruppe hat noch mehr Kritik-Punkte. Aus städtebaulicher Sicht beispielsweise sei die beschlossene Variante die schlechteste Möglichkeit. „Die große Sporthalle mittendrin trennt doch wieder alles voneinander ab“, meint Alexander Demes. Einen großen Anbau für eine gemeinsame Mensa halten sie nicht für notwendig, zumal die Zahl der Schüler, die über Mittag bleiben, mit der Rückkehr zu G9 sinken werde.

Außerdem sei die Bauzeit bei der eigenen Variante wesentlich kürzer, weil die Grundstruktur erhalten bleibt. „Man könnte eins nach dem anderen umsetzen. Dadurch wären die Schüler nicht so stark eingeschränkt“, sagt Alexander Demes. Bei der Variante D müsste erst alles abgerissen werden, bevor mit dem Aufbau begonnen werden kann.