Beim Stephanussteinigen kam es zu mehreren Infektionen in der Gastronomie. (Symbolbild)

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Das „Stephanussteinigen“ wurde in Vreden zum Superspreading-Event

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Nach den Weihnachtsfeiertagen wurde Vreden zu einem der Corona-Hotspots im Kreis Borken. Dabei spielten womöglich das „Stephanussteinigen“ und ein Reiserückkehrer eine maßgebliche Rolle.

Vreden

, 17.01.2022, 14:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Inzwischen beruhigt sich die Situation in Vreden wieder. Am Montag meldete der Kreis Borken noch 210 Corona-Infizierte für das Stadtgebiet, in der Woche zuvor war es noch fast das Doppelte gewesen. Annähernd zwei Prozent der Bevölkerung wurden zwischenzeitlich als Corona-positiv geführt, viele von ihnen sind zwischenzeitlich genesen.

„Die Situation ist besorgniserregend, aber nicht dramatisch“, beruhigt Bernd Kemper, Erster Beigeordneter der Stadt. Die gute Nachricht: „Die Infektionen sind vom Krankheitsverlauf her, so wie wir das mitgeteilt bekommen haben, eher gemäßigt.“

Nach den Weihnachtsfeiertagen stiegen die Zahlen

Aber wie kam es letztlich dazu, dass die Infektionszahlen ausgerechnet in Vreden so in die Höhe schossen? Auffällig: Vor allem nach den Weihnachtsfeiertagen wurden viele Neuinfektionen gemeldet. Die Pressestelle des Kreises Borken wollte auf Anfrage nicht konkret werden, sprach aber von Infektionen im privaten Bereich und in der Gastronomie in Vreden.

Bernd Kemper hat einen Erklärungsansatz, wie die Infektionszahlen zustande gekommen sind: „Nach dem ,Stephanussteinigen‘ gingen die Zahlen hoch, das ist auffällig, ein Zusammenhang liegt nahe“, sagt er – und schränkt zugleich ein: „Das sind alles Mutmaßungen, so genau können wir das nicht recherchieren.“

Infizierter in der Gastronomie

Tatsächlich aber scheint ein Zusammenhang mit dem „Stephanussteinigen“ zu bestehen. Viele Menschen waren in der Stadt unterwegs, tourten durch die Kneipen, es wurde Alkohol konsumiert – der perfekte Nährboden für das Virus, dessen Omikron-Variante nochmals ansteckender ist.

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Zudem war am zweiten Weihnachtstag ein negativ getesteter Mann als Gast im Vredens'ke Bütt. Was er, so Wirtin Chantal Übbing auf Anfrage, nicht wusste: Der Reiserückkehrer war infiziert und offenkundig auch ansteckend, legte aber gemäß der Regeln ein negatives Testzertifikat vor.

Tests schlagen mit Verzögerung an

Das ist durchaus plausibel, denn die handelsüblichen Schnelltests schlagen erst vier bis fünf Tage nach der ursprünglichen Infektion an. Der Mann war angeblich noch in einer weiteren Lokalität, meldete sich nach Bekanntwerden der Infektion bei Chantal Übbing.

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„Das hätte in Gronau oder anderswo genauso passieren können“, betont Bernd Kemper. Bürgermeister Tom Tenostendarp sieht das ähnlich: „Selbst wenn wir Veranstaltungen unter 2G-Plus haben oder in Kneipen, da kann es sein, dass der ein oder andere durch das Raster fällt, dass ein falsch negativer Test dann ausgestellt wurde. Dann haben wir ein sogenanntes Superspreader-Ereignis.“ Das alles potenziere sich dann und so kämen die Zahlen zustande.

Kontrollen in der Gastronomie

Wie viele Infektionen allein auf den genannten Fall zurückzuführen sind, ist allerdings unklar. Fest steht: Die Nervosität in der Gastronomie ist groß. Mehrere Vredener Wirte wollten sich auf Anfrage nicht äußern oder sich nicht namentlich zitieren lassen. Nur so viel: „Einige haben es beim ,Stephanussteinigen‘ zu bunt getrieben.“ Da seien zu fortgeschrittener Stunde die Masken gefallen, am Tresen wurde es angeblich eng. Unabhängig überprüfen lässt sich das allerdings nicht.

Die Stadt Vreden hingegen hat bei Kontrollen in den vergangenen zwei Wochen nach Angaben von Bernd Kemper keine größeren Verstöße festgestellt: „Wir sind im engen Austausch mit der örtlichen Gastronomie.“ Diese sei sehr bemüht, die Gäste zu schützen. Künftig will die Stadt Vreden weiterhin stichprobenartig kontrollieren – mehr sei aufgrund der personellen Kapazitäten allerdings nicht möglich.