
In London begann und endete die Reise von Wolfgang Kröger und seinem Fahrrad. © Kröger
Bike on Train: Vredener (66) erkundet besonderen Mythos in Großbritannien
Reisen
Während andere mit 66 Jahren schon längst die meisten Tage daheim verbringen, ist das für Wolfgang Kröger keine Option. Im Gegenteil – er erkundete einen Mythos Großbritannien.
Einmal um die Welt und wieder zurück. Wenn er könnte, würde Wolfgang Kröger das am liebsten jetzt sofort machen. Schließlich machte er schon im Jahr 1987 eine Weltreise und ist sowieso eigentlich immer unterwegs. Zuletzt zog es den Vredener allerdings nicht allzu weit weg aus der Heimat, doch trotzdem erlebte der 66-Jährige in Großbritannien ganz besondere Geschichten und erkundete dabei den Mythos „Lands End-John o’ Groats“.
Wer Kröger so reden hört, der merkt schon, was für ein Typ der Vredener ist. Schließlich dauert das Telefonat mit ihm über eine Stunde, er schwärmt ausgiebig davon, wie bemerkenswert England, Schottland und Wales und wie einzigartig die Leute „auf der Insel“ seien. Zum Beispiel traf Kröger auf einen Wanderer, der in elf Monaten einmal rund um England gehen wollte – und 20 Kilogramm Gepäck durchgehend mit sich trug.
„Ich bin irgendwie seit meinem 16. Lebensjahr mit diesem Land verbunden und wollte schon immer Mal diese Route entdecken“, sagt er. Ganze 22 Tage war der 66-Jährige unterwegs, fuhr mit dem Schiff aus den Niederlanden für etwa 130 Euro nach Großbritannien und reiste dann via „Bike on Train“ durch Großbritannien, von Ende bis Ende.

Das schönste Bild der Reise entstand im englischen Cornwall. © Kröger
Denn die Tour von Land’s End, also dem südwestlichsten Zipfel Englands, nach John o‘ Groats, dem nordöstlichen Zipfel Schottlands, kennen dabei die meisten Reise-Fanatiker, schließlich sei die Route so etwas wie der Jakobsweg – fast schon ein Mythos, sagt Wolfgang Kröger. Doch er wollte nicht nur den 1400-Kilometer-langen Weg gehen beziehungsweise fahren, sondern die ganze Geschichte rund um die Route erleben und nahm deswegen oft „nicht den direkten Weg“.
„Man kann für knapp 280 Euro für die Zeit ein Zugticket, den Great-Britain-Pass, für ganz Großbritannien kaufen“, erzählt er. Also ist er damit dann immer eine Station weiter gereist, hat sich dann eine Jugendherberge oder günstiges Hotel gesucht, ist an besonders schönen Orten auch Mal zwei oder drei Tage geblieben und dann mit Fahrrad „in alle Himmelsrichtungen“ auf Sightseeing-Tour gegangen. „Bike on Train“ nennt sich dieses Konzept.

Wolfgang Kröger erreichte den bekannten Wegweiser in John o‘ Groats. © Kröger
„Dazu braucht es natürlich erstmal ganz viel Planung und Organisation. Du musst ein halbes Jahr googeln und telefonisch alles vorarbeiten“, so der Vredener. Doch das alles hat sich gelohnt. „Diese Menschen dort geben mir das gewisse Etwas. Das ist einfach ein Showteam, das du nirgendwo anders findest. Weder am Kölner Bahnhof, noch in Australien oder Holland“, sagt er lachend.
Unter anderem erzählt Wolfgang Kröger von einer argentinischen Schulklasse, die ebenso den Mythos „Land‘s End-John o‘ Groats“ mit dem Bus erleben wollte. „Die haben dann in einer Unterkunft bis 3 Uhr nachts Party gemacht und haben den ganzen Laden da aufgeräumt. Das war einfach super witzig“, erinnert sich der Vredener.
Wolfgang Kröger reist drei Wochen durch Großbritannien
Und Wolfgang Kröger ist einer, das wird auch ganz schnell am Telefon deutlich, der will genau diese Menschen treffen und kennenlernen. „Ich muss immer Infos über alles haben“, so der Reise-Fan mit einem Lachen. „Die meisten Leute dort fanden das super, in Wales hat mich sogar einer direkt zur eigenen Familie eingeladen.“
In London startete die circa dreiwöchige Tour Anfang September, dann ging es über Cornwall, Wales, Liverpool, Glasgow schlussendlich entlang der „Land’s End nach John o‘ Groats“-Route immer weiter Richtung Norden, bis dann dort zu guter Letzt die Küste erreicht wurde. Auch hier war der berühmte weiße Wegweiser an der Grenze Schottlands eigentlich eher nebensächlich. Schließlich ging es um das Erlebnis, um Land und Leute.

Auch von den Seehunden an der schottischen Ostküste war der Vredener begeistert. © Kröger
Ob es auf diesem Weg nun die Feierei nach dem 2:1-Sieg seines Liverpooler FC gegen Ajax Amsterdam das große Highlight des Hinweges war oder die Burgen im walisischen Swansea oder auch der vom Dudelsack-begleitete Zugumstieg in Glasgow, könne er gar nicht so genau sagen. Irgendwann sagte Kröger nur „das waren alles geile Sachen“ und beschloss damit auch zumindest dieses Thema erstmal.
Es schien dann allerdings doch so, dass ihm die Rückfahrt noch etwas mehr imponiert hätte. Schließlich ging es dort entlang der schottischen Ostküste, vorbei an Mythen über Robin Hood und Harry Potter sowie Seehunden, die „aus einem Meter Entfernung in die Kamera lachen“ und immer wieder im Anblick von „malerischen Landschaften“. Auch, wenn die Übernachtungsmöglichkeiten vielleicht hier und da etwas gewöhnungsbedürftig waren.
„Das kann man mit den Häusern hier nicht vergleichen, diese Seeküstenhäuser sind schon ziemlich runtergekommen, aber das ist auch überhaupt nicht schlimm. Viel mehr geht es dann darum, dass die Gastgeber dich abends einladen und dann sogar noch am nächsten Morgen mit dir mitgehen und dir zeigen, wo es weitergeht“, schwärmt der Vredener, der dann aber eben doch nach 22 Tagen endgültig wieder in London ankam und sein Abenteuer beendete.
„Das hat natürlich unheimlich an Energie gekostet. Es gibt ja oft nichts Richtiges zu futtern und du freust dich, wenn du morgens Mal einen Cappuccino trinken kannst“, erzählt der 66-Jährige, der sich merkbar noch wesentlich jünger fühlt. „Mich fasziniert das Extreme, ich bin auch von diesen Länder- oder Atlantiktouren begeistert. Eigentlich fühle ich mich da viel eher noch wie ein junger Erwachsener, der noch was erleben will“, sagt er. Schließlich wusste schon Udo Jürgens, dass das Leben mit 66 Jahren erst anfängt.
Reise kostete insgesamt 2000 Euro
Ein besonderer Dank gilt aber auch noch seinem Fahrrad: „Es hat überhaupt keine Probleme bereitet, das habe ich ihm auch oft genug gesagt. Es hatte keinen Kettenriss oder einen platten Reifen, das war super“, so der Vredener. Insgesamt haben die 22 Tage knapp 2000 Euro nun gekostet, man müsse mit 70 Euro am Tag rechnen. „Das bezahlen andere für einen Zehn-Tage-Urlaub und ich habe dabei noch richtig viel erlebt“, freut sich Wolfgang Kröger.
Gebürtig aus dem wunderschönen Ostwestfalen zog es mich studienbedingt ins Ruhrgebiet. Seit ich in den Kinderschuhen stand, drehte sich mein ganzes Leben um Sport, Sport und Sport. Mittlerweile bin ich hierzulande ansässig geworden und freue mich auf die neuen Herausforderungen in der neuen Umgebung.
