Früher war hier eine Diskothek, jetzt ist hier einer von Vredens größten Besuchermagneten: An der Up de Hacke 32 sind die „Retro-Nerds Münsterland“ zu Jahresbeginn eingezogen, nach langen Vorbereitungen und einem zwischenzeitlichen Corona-Lockdown haben sie schließlich Ende August ihre Tore geöffnet.
Und was sie hier zu bieten haben, trifft augenscheinlich den Geschmack vieler Menschen, die in der Zeit vor Smartphones und Online-Zocken aufgewachsen sind. In dem Kleinod für Videospiel- und Automatenfreunde stehen rund 100 Arcade-Spiele und 15 Flipper. Darunter sind Arcade-Klassiker wie „Pac Man“ und „Space Invaders“, aber auch ein Rennspiel, an dem bis zu acht Spieler gleichzeitig teilnehmen können. Hinzu kommen rein elektromechanische Spiele und sogar ein Quiz-Automat aus den 60er-Jahren.
Mindestalter 20 Jahre
Die „Retro-Nerds“, das ist ihnen wichtig, interessieren sich nicht nur für Flipper und Arcade, auch wenn die neue Lokalität zunächst etwas anderes vermuten lässt. Alte Konsolen- oder Computerspiele, bekannt von C64 und Amiga, lassen die Herzen der Technikfreunde ebenfalls höher schlagen. Einzige Bedingung: Die Geräte müssen ein Mindestalter von 20 Jahren haben.
Und für solche Spiele und Liebhaberstücke gibt es augenscheinlich zahlreiche Liebhaber: „Wir haben viele Besucher und sehr, sehr viele, die eine weite Reise auf sich nehmen“, sagt „Flipper-Frank“, der bei dem gemeinnützigen Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. 200 Kilometer Anfahrt seien keine Seltenheit.
Anreise aus Süddeutschland
Den Rekord aber stellte kürzlich ein Spiele-Liebhaber aus Augsburg auf, der sich extra einen Tag freinahm, um freitagmorgens nach Vreden aufzubrechen. Der in der Szene durchaus bekannte Mann, so „Flipper-Frank“, buchte sich für zwei Nächte in einem hiesigen Hotel ein. „Wir sind ein Verein, der die Leute hier in die Gegend zieht.“ Vergleichbare Angebote seien in Deutschland an einer Hand abzuzählen.
„Die Leute kommen zu uns, denn die Automaten, die wir hier stehen haben, wecken Erinnerungen“, erklärt „Flipper-Frank“. Früher hatten solche Spiele einen ganz anderen Stellenwert: „Man konnte das ja früher alles nicht über das Internet spielen, sondern musste irgendwo hinfahren.“ Einfach und allein aus dem heimischen Wohnzimmer online gehen, das war eben nicht möglich. „Das war seinerzeit auch ein soziales Event, man verabredete sich mit Freunden, um gemeinsamen zu spielen.“
Einmal im Monat geöffnet
Mit ihrem Angebot haben „Flipper-Frank“ und seine Mitstreiter offenbar einen Nerv getroffen. Die große Resonanz freue sie. Genaue Zahlen will der Vredener nicht nennen, aber: „Wir sind gut besucht.“ Darunter befinden sich nicht nur Spiele-Fans von früher, die sich auf Zeitreise begeben wollen. Mitunter zeigen auch Väter ihren Kindern, wie sie sich ihre Zeit damals vertrieben haben.
Jeden dritten Samstag im Monat von 14 bis 21 Uhr hat die Retro-Spielhalle für die Öffentlichkeit geöffnet, lediglich ein Kostenbeitrag von 20 Euro ist zu entrichten. Dafür gibt es dann eine Art Automaten-Flatrate, der alte Münzeinwurf ist nicht mehr notwendig.
Online-Buchung möglich
Und noch eine Neuerung gibt es: So besteht die Möglichkeit, Tickets online zu kaufen, damit die Spiele-Liebhaber mit einer langen Reise nicht am Eingang abgewiesen werden müssen, weil die Lokalität so voll ist. Wer es in diesem Jahr nicht mehr schafft, kann ab Januar wieder bei den „Retro-Nerds“ alte Spiele-Erinnerungen auffrischen.

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