„Eindruck braucht Ausdruck“ Ausstellung trauernder Kinder und Eltern überrascht

„Eindruck braucht Ausdruck“: Ausstellung trauernder Kinder und Eltern überrascht
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Wer davon hört, dass in der Sparkasse Westmünsterland in Vreden Bilder trauernder Kinder, Jugendlicher und verwaister Eltern ausgestellt werden, der mag zunächst abgeschreckt sein und denken, dass dort alles in schwarz erscheint. Doch wer die Ausstellung „Der Trauer Ausdruck geben“ des Jugendhospizdienstes Omega besucht, bekommt sehr schnell einen ganz anderen Eindruck.

Die Idee schlummerte schon länger bei der Koordinatorin Beate Bäumer-Messink. Zusammen mit der Künstlerin Helga Wilms bot sie den Menschen in ihren Trauergruppen an, ihrer Trauer mit selbst gemalten Bildern Ausdruck zu verleihen. Die meisten hätten der Idee erstmal skeptisch gegenübergestanden. „Ich kann doch gar nicht malen“, war wohl einer der häufigsten Sätze, die Bäumer-Messink gehört hat.

Die Bilder sind nicht nur schwarz-weiß, sondern durchaus auch mal farbenfroh.
Die Bilder sind nicht nur schwarz-weiß, sondern durchaus auch mal farbenfroh. © Privat

Doch viele ließen sich trotzdem auf das Experiment ein. Entstanden sind 24 Bilder, die noch bis zum 30. Dezember zu den Öffnungszeiten in der Sparkasse an der Wessendorfer Str. 8-12 ausgestellt werden. Jedes Bild ist einzigartig, genauso wie die Geschichte dahinter. Zu sehen sind Naturmotive, Collagen, Abstraktes, hinter Tüchern verbergen sich Bilder der Angehörigen.

Ein Motiv in vielen Bildern, und das hat auch Beate Bäumer-Messink überrascht, ist der Regenbogen: „Das war nicht das Thema und wir haben es auch nicht vorgegeben.“ Trotzdem scheint er ein wichtiges Symbol für die Trauernden zu sein. Ebenfalls überraschend: Die meisten Bilder sind sehr bunt. Viele zeigen das, was der Verstorbene besonders gemocht hat. „Viele hatten erst so gar keine Idee, was sie malen sollen“, so Bäumer-Messink. Doch während des Prozesses hätten sich die Ideen einfach immer weiterentwickelt.

Ein anderer Blickwinkel

An den Nachmittagen, an denen die Trauernden mit der Künstlerin an ihren Bildern gearbeitet haben, habe eine besondere Atmosphäre geherrscht. „Es war auch traurig. Aber die Künstlerin war begeistert, wie offen alle waren. Alle haben sich gegenseitig unterstützt, ihre Geschichten erzählt.“ Dabei sei es nicht nur wichtig gewesen, der eigenen Trauer Ausdruck zu verleihen, sondern auch an den Verstorbenen zu erinnern. „Sich nochmal präsent zu machen, zu zeigen: Sie haben gelebt.“ Die Kreativität gebe oft nochmal einen anderen Blickwinkel.

Trauer zuzulassen sei auch in der Weihnachtszeit wichtig, so Bäumer-Messink. Genauso wichtig sei es aber nach Möglichkeit auch zuzulassen, dass man trotzdem schöne Weihnachten hat. Jeder trauere anders, so Bäumer-Messink. Das sieht man auch an den 24 Bildern. Einen ganz wichtigen Hinweis wollte eines der trauernden Kinder den Besuchern der Ausstellung aber noch mit auf den Weg gegeben: „Sie müssen unbedingt die Tücher hochheben!“