
© Stephan Teine
Zwei Frauen suchen dringend einen neuen Besitzer für über 1000 Kostüme
Kostümverleih
Der Kostümverleih in Südlohn wird nach der kommenden Session schließen. Die beiden Betreiberinnen suchen dringend einen Nachfolger. Maria Emmerich und Agnes Lansing erklären warum.
Maria Emmerich und Agnes Lansing wollen nicht mehr. Das heißt, sie wollen eigentlich schon, aber nach 15 Jahren sei es dann doch gut gewesen, sagen sie. Allerspätestens nach der nächsten Karnevalssession werden die beiden 71 und 69 Jahre alten Südlohnerinnen ihren Kostümverleih an der Vennstraße schließen. Endgültig. Da gibt es kein Vertun mehr.

Über 1000 Kostüme haben sich in den 15 Jahren angesammelt. Die möchten die beiden Frauen in gute Hände abgeben. © Stephan Teine
Wer mit den beiden spricht, merkt sofort, wie viel Spaß ihnen ihre mehr als 1000 Kostüme machen. „Aber nach 15 Jahren reicht es auch einfach“, erzählen sie an diesem heißen Sommer-Mittwoch. Wer denkt da an Kostüme oder Karneval? „Eigentlich ist immer Saison“, erzählt Maria Emmerich. Ist der Karneval vorbei, schließen sich Abifeiern oder Mottopartys an, dann kommen oft große Geburtstagsfeiern im Sommer oder das Oktoberfest. Allein 100 Dirndl haben die Frauen inzwischen im Repertoire. Genau wie Lederhosen.
Ein wenig Wehmut schwingt mit
Aber natürlich seien die Monate von Januar bis März die absolute Hochsaison: Drei Stunden täglich stehen die Frauen dann in ihrem Geschäft. Jetzt im Moment sind es noch drei Stunden in der Woche. Immer freitagsnachmittags. „Unsere Kunden sind schon schwer enttäuscht, dass wir aufhören wollen“, erklärt Maria Emmerich. Ein wenig wehmütig ist sie selbst auch. Schließlich hat der Kostümverleih ihr immer jede Menge Spaß gemacht.
Und auch zwischen den Festen bleibt genug zu tun. Ausbessern, sortieren, neu bestellen, organisieren. Über mangelnde Arbeit konnte sich das Duo in den vergangenen Jahren wirklich nicht beschweren. Dabei hatte sich alles aus einem reinen Hobby entwickelt: „Hier in der Nachbarschaft Horst und Venn haben wir immer für Karneval zusammen genäht“, erzählt Maria Emmerich von den Anfängen. Nach und nach haben sich das immer weiter verselbstständigt. Vor 15 Jahren hat sie den Kostümverleih gegründet. Agnes Lansing kam vor sechs Jahren dazu. Gemeinsam haben sie das Geschäft ausgebaut. Dabei hat sich das Geschäft auch verändert: „Kinderkostüme haben wir fast gar nicht mehr“, erklärt Agnes Lansing. Bei den vielen Kinderfilmen oder Superheldenfiguren kämen sie nicht mehr mit. „Und die Kinder wollen ja immer die ganz aktuellen Helden als Kostüm haben“, erklärt Maria Emmerich. Sie setzen lieber auf Stammtische oder andere Gruppen, die ein einheitliches Kostüm suchen.
Klare Entscheidung für die Suche nach einem Nachfolger
Doch so groß die Freude an ihrem Geschäft auch ist, so klar war die Entscheidung, nun aufzuhören. „Da waren wir uns schnell einig“, sagt Agnes Lansing. Zweimal habe sie noch nachgefragt, ob Maria Emmerich wirklich und ganz bestimmt aufhören wolle. „Ich wollte“, sagt die bestimmt.

Aktuell drei Stunden in der Woche – immer freitags – ist der Kostümverleih geöffnet. © Stephan Teine
Was sie sich nun wünschen? Einen Nachfolger, der den Kostümverleih weiterführt. Am liebsten sogar von Südlohn aus: „Wir liegen hier eben einfach perfekt zentral im Kreis Borken“, sagt Maria Emmerich. Die Kunden kommen aus der gesamten Umgebung. „Sie kommen sogar aus aus Xanten zu uns“, erklärt Agnes Lansing. Immerhin eine Anreise von 60 Kilometern. Wie viele Kunden genau zu ihnen kommen, mögen sie nicht abschätzen. Eine Menge jedenfalls. So sind fast alle Kostüme für die kommende Session schon ausgebucht.
Umsonst gibt es die Kostüme nicht
Was der Nachfolger mitbringen muss? Näh- oder Schneiderkenntnisse, die Liebe zu Karneval und Kostümen und etwas Geld. „Eine rund fünfstellige Summe“, erklärt Maria Emmerich. Schließlich sollen die über 1000 Kostüme ja den Besitzer wechseln. Neue Räume könnten sie auch vermitteln – mitten in Südlohn und „zu einem unschlagbar günstigen Preis“. Aber da hüllen sich die beiden Frauen noch in Schweigen.
Über die viele freie Zeit, die die beiden Frauen in Zukunft haben werden, machen sie sich keine Gedanken. „Die kriegen wir schon gefüllt“, sagt Agnes Lansing laut lachend.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
