Mit den geplanten Maßnahmen solle mehr Druck auf die Impfunwilligen ausgeübt werden, so lautet der allgemeine Tenor zur „Impfpflicht durch die Hintertür". Bei einer Umfrage in Südlohn zeigte sich, dass es wichtig sei, Verantwortung für sich und seine Mitmenschen zu übernehmen, dass es aber auch bei jedem selbst liege solle, die Entscheidung zu treffen.

© picture alliance/dpa

„Wer sich nicht impfen lassen will, der sollte den Test bezahlen“

rnSpahn-Pläne

Die aktuellen Pläne des Bundesgesundheitsministeriums haben auch in Südlohn Gehör gefunden. Der Tenor: Das Impfen ist eine individuelle Entscheidung, Konsequenzen sind nachvollziehbar.

Südlohn

, 05.08.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die „Impflicht durch die Hintertür“, die dem Maßnahmenpapier von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angedichtet wird, schlägt politisch hohe Wellen. Es wird vor der kommenden Ministerpräsidentenkonferenz am 10. August kontrovers diskutiert.

Wie steht man in Südlohn zu diesen Plänen, um einen vierten Corona-Lockdown zu vermeiden und sicher durch Herbst und Winter zu kommen? Wir haben nachgefragt. Vorweg: Sämtliche Interviewpartner haben sich impfen lassen. Und: Fast durchgängig ist man der Meinung, dass diese Entscheidung jedem selbst überlassen werden solle.

Jetzt lesen

Ein zentraler Punkt in den Plänen von Jens Spahn ist der, dass, sobald gewisse Werte überschritten sind, Ungeimpfte zum Beispiel bei manchen Veranstaltungen oder auch bei Restaurant- und Hotelbesuchen weitere Einschränkungen hinnehmen müssten – oder auch Kontaktbeschränkungen. Dass es solche Vorzüge für Geimpfte geben soll, das hält Urban Albersmann für nicht „unbedingt angebracht“. Er selbst sei geimpft, trage Verantwortung auch für die Familie.

Debatte darf zu keiner Zweiklassengesellschaft führen

Er könne aber die Meinung der Menschen nachvollziehen, die Zweifel ob der Spätfolgen der Impfung haben. Von Beginn an hätte er sich in dem gesamten Impfprozess mehr Transparenz gewünscht. „In jedem Fall sollte eine Zweiklassengesellschaft vermieden werden, es gibt aktuell genug Probleme“, so der Südlohner.

Jeder trage Verantwortung für sich und seine Mitmenschen, meint Urban Albersmann. Es müsse allerdings Sorge dafür getragen werden, dass Maßnahme das Impfen betreffend nicht zu einer Zweiklassengesellschaft führten.

Jeder trage Verantwortung für sich und seine Mitmenschen, meint Urban Albersmann. Es müsse allerdings Sorge dafür getragen werden, dass Maßnahme das Impfen betreffend nicht zu einer Zweiklassengesellschaft führten. © Michael Schley

Einschränkungen für Ungeimpfte im Grunde für „sinnlos“ halten dagegen Christina und Frank Frericks aus Oeding. Auch wenn sie beide geimpft seien – die Entscheidung solle jedem selbst überlassen werden. Die bisherigen Maßnahmen griffen schließlich schon. „Wir wollten die Älteren schützen, das haben wir gut erreicht“, so Frank Frericks.

Zu den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums zählt auch, dass ab Mitte Oktober Schnelltests kostenpflichtig werden sollen, da dann allen ein Impfangebot gemacht wurde. Ausgenommen sind die, für die es keine Impfempfehlung gibt.

Jetzt lesen

„Wer sich nicht impfen lassen will, der sollte den Test bezahlen.“ Klar ist die Aussage von Ottilie Steinhauer, die mit Mann und Rad am Donnerstagmorgen auf der Durchreise ist aus dem bayerischen Gemünden. Ähnlich sieht es Martina Loker. Die Südlohnerin kann Einschränkungen für Ungeimpfte nachvollziehen. „Das sollte aber nicht von heute auf morgen passieren“, erklärt sie.

In Österreich sind Einschränkungen für Ungeimpfte in Teilen Usus

Seine Erfahrungen aus dem Österreich-Urlaub bringt Norbert Schültingkemper ein: „In gewisse Gaststätten kommt man dort als Ungeimpfter oder Ungetesteter gar nicht hinein.“ Da würde auch gar nicht diskutiert. Ganz unabhängig davon, dass Tests bald womöglich nicht mehr kostenlos angeboten werden, hält er es eigentlich für eine Bürgerpflicht, sich und andere zu schützen: „Wie lassen uns trotz Impfung weiter testen, das geht auch ganz unkompliziert.“ Unabhängig von möglichen Kosten.

Jetzt lesen

Den gleichen Ton schlägt Martina Loker an, die deshalb auch skeptisch auf den Zeitpunkt blickt, „wenn nicht mehr überall Teststationen angeboten werden“. Wie Urban Albersmann sieht sie es auch kritisch, dass nun womöglich gar Impfstoff weggeworfen werden muss: „Erst haben doch alle danach gerufen.“

Desiree Kallwitz hat sich selbst für die Impfung entschieden, der Entschluss dazu solle aber jedem individuell überlassen werden.

Desiree Kallwitz hat sich selbst für die Impfung entschieden, der Entschluss dazu solle aber jedem individuell überlassen werden. © Michael Schley

Madita Thormann hält nichts von einer Impfpflicht: „Das müssen die Leute selbst wissen.“ Sie müssten dann aber auch damit rechnen, „gewisse Dinge nicht tun zu dürfen“. Sie glaubt auch, dass sich die Wogen irgendwann glätten werden. Schließlich gebe es doch auch eine Pflicht zur Masernimpfung.

Dass eine Impfung jedem selbst überlassen werden solle, das meint auch Desiree Kallwitz. Aufgrund ihres jungen Alters sei sie zunächst auch noch skeptisch gewesen, hat sich dann doch dafür entschieden: „Vor allem in der Verantwortung meinen Mitmenschen gegenüber.“

Jetzt lesen

Übrigens: Dass Veranstaltungen und Hotel- und Restaurantbesuche ab September nur noch unter der Prämisse „3G“ besucht werden dürfen sollen und dass bis ins Frühjahr auch eine Maskenpflicht für Geimpfte und Genesene gelten soll, das wird nahezu unisono in Südlohn als gegeben angesehen. Man hat sich daran gewöhnt…