Dandy Tschentscher (l.) und Michael Robers betreiben gemeinsam diverse Corona-Teststellen. Die neue Testverordnung setzt auch ihnen schwer zu.

Dandy Tschentscher (l.) und Michael Robers betreiben gemeinsam diverse Corona-Teststellen. Die neue Testverordnung setzt auch ihnen schwer zu. © Michael Schley

Teststellenbetreiber: „Corona-Testverordnung ist Spiegelbild der Corona-Politik“

rnTeststellen-Chaos

Die neue Corona-Testverordnung schlägt immer noch Wellen. Den Kunden die Kosten zu erlassen, ist der falsche Weg, findet Dandy Tschentscher, der mit Michael Robers viele Teststellen betreibt.

Oeding

, 04.07.2022, 15:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Diese Corona-Testverordnung ist das Spiegelbild der Corona-Politik der letzten beiden Jahre." Dandy Tschentscher, der mit Michael Robers diverse Teststellen in Oeding, Ahaus, Rhede und Dülmen betreibt, fällt ein hartes Urteil. „Die Vorgaben, die da an die Teststellenbetreiber und an die Kunden gestellt werden, sind schon extrem schwierig umzusetzen", so Tschentscher weiter.

An ihren Teststellen hätte die neue Verordnung, auch wegen der Kurzfristigkeit, für „totales Chaos" gesorgt. „Da versucht der Bund, durch die neue Testverordnung Geld einzusparen. Der bürokratische Aufwand ist jedoch so hoch, dass ein Vielfaches von dem eingesparten Geld aufgefressen wird", ist sich Dandy Tschentscher sicher, dass der eingeschlagene Weg vollkommen falsch ist.

Kunden mit Symptomen werden weggeschickt

Vor allem die Tatsache, dass Kunden mit Symptomen nicht mehr an den Teststellen getestet werden dürfen, sondern den Hausarzt aufsuchen sollen, sorgt auf beiden Seiten für Unverständnis. „Die Kunden gehen zum Hausarzt und sind kurze Zeit später wieder da, weil beim Arzt ohnehin schon genug zu tun ist", so Tschentscher.

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Neben den bürokratischen Hürden, die durch die Vielzahl von Nachweisen und Formularen, die man inzwischen für einen kostenlosen oder einen Drei-Euro-Test vorweisen muss, sei auch die Bezahlung ein zusätzliches Problem für die Teststellen-Betreiber. „Wir arbeiten mit der Chayns-App, über die man ja auch bezahlen kann. Aber es gibt auch Menschen, die keine Kreditkarte haben oder keinen Paypal-Zugang, um selbst auch über die App abrechnen zu können", schildert Tschentscher.

Auch hier wurde eine Lösung gefunden. „Wir kaufen Chayns-Gutscheine und verkaufen sie dann an die Kunden weiter", so Tschentscher. Zwar mache man dabei auch einen kleinen Verlust, aber immerhin könne man so den Betrieb der Teststellen aufrecht erhalten.

Kosten für Kunden übernehmen ist der falsche Weg

Zwischenzeitlich war offenbar darüber nachgedacht worden, an den Teststellen im gesamten Kreis Borken auf die Erhebung der Kosten zu verzichten, um bürokratische Hürden abzubauen. Dem widersetzt sich Dandy Tschentscher aber: „Das wäre aus meiner Sicht das falsche Signal. Die Politik setzt die Hürden so hoch an. Wenn wir jetzt auf das Erheben der Gebühren verzichten, dann wäre ja alles gut für die Politik und wir würden in die Röhre schauen", ist sich Tschentscher sicher, dass man eine Teststelle mit dem bürokratischen Mehraufwand und Subvention der Kosten der Kunden nicht mehr wirtschaftlich betreiben kann.

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Dass die neue Corona-Testverordnung nah am Rohrkrepierer ist, zeigt auch der Brandbrief, den die Kassenärztliche Vereinigung an den Bundesgesundheitsminister verfasst hat. Sie könnten „die Prüfung der Abrechnung der Tests nicht mehr durchführen und deswegen keine Auszahlungen vornehmen", heißt es in dem Schreiben.

Schon vor der Änderung der Testverordnung habe sich gezeigt, dass die von den Kassenärztlichen Vereinigungen durchgeführte Abrechnungsprüfung Betrugsfälle nicht verhindern könne.

Nach der neuen Testverordnung müssten nun zusätzlich detaillierte Anspruchsvoraussetzungen (es gibt zehn Fallgruppen) nachgewiesen werden, um Anspruch auf einen Bürgertest zu haben und diesen rechtskonform zu erbringen. Das sei nicht zu leisten. Die Arztpraxen sollten deshalb genau prüfen, ob sie weiterhin Bürgertests anbieten wollen, heißt zum Abschluss.

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„Gut, dass es nun von offizieller Seite auch Gegenwind gibt. Vielleicht führt das ja zu einem Umdenken in der Politik", hofft Dandy Tschentscher. Ansonsten, so glaubt er, werde es in näherer Zukunft kaum noch Teststellen geben.