
Auf Hinweis von Anwohnern hatte die WSO um Maik van de Sand Fragen zum Zustand der Rauen Rampe an die Verwaltung gestellt. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sei das aktuelle Niedrigwasser eine Chance, diesen Hinweisen mit Nachdruck nachzugehen. Eine offizielle Schlussabnahme soll in Kürze erfolgen. © Montage: Leonie Sauerland
Sorge um Zustand der Rauen Rampe: „Erfüllt sie so überhaupt ihren Zweck?“
Fischtreppe
Seit einem halben Jahr ist die Raue Rampe in Betrieb. Eine Abnahme ist noch nicht erfolgt. Das und der aktuelle Zustand werfen Fragen auf. Die Verwaltung verweist auf den Probebetrieb.
Ein gutes halbes Jahr ist mittlerweile seit der Inbetriebnahme der Rauen Rampe in der Schlinge am Mühlenwehr vergangen. Das Projekt wirkt auf den ersten Blick ansehnlich. Maik van de Sand hat aber mal genauer hingeschaut – auch auf Hinweise der direkten Anwohner hin, unter anderem mit Bildmaterial. „Ich bin kein Experte, aber da sind Dinge wie Efeu und Wurzelwerk zu sehen, die für mich da nicht hingehören und mich an der Funktionsweise der Fischtreppe zweifeln lassen“, erklärt der Fraktionsvorsitzende im Gespräch. Er rede nicht von Glas oder Müll.
Deshalb habe die WSO die Chance im jüngsten Umweltausschuss und in der Ratssitzung wahrgenommen, einmal nachzuhaken, wie der Stand der Dinge sei. Die Kernaussage seitens der Verwaltung: Es laufe noch der Probebetrieb, eine Schlussabnahme habe es noch keine gegeben. Und gerade Letzteres sorgt mit Blick auf den Kalender bei Maik van de Sand für Stirnrunzeln: „Warum noch nicht?“
Schon Leo Schrote hatte für die WSO im Umweltausschuss auf den vermehrten Unrat sowie das niedrige Wasser und den geringen Fischbestand hingewiesen. Die Verwaltung wolle die Angelegenheit prüfen, so lautete die Aussage. Den Faden nahm Maik van de Sand dann im Rat vor zehn Tagen wieder auf, passiert war – dem Vernehmen nach – in der Zwischenzeit nichts Neues.
„Kribbelige Baustelle“ erfordere eine gewisse Sensibilität
„Ich betone noch einmal: Ich bin kein Experte. Aber ich zweifle bei dem ganzen Wildwuchs plus Versandung schon daran, dass das Prinzip hier funktioniert.“ Er blickt auch auf den Selbstreinigungsprozess und auch auf die „Geröllrampe“ ein paar hundert Meter weiter auf Höhe des Sport Campus Südlohn. „Kommen da Fische noch durch, treten die gewünschten Effekte ein?“, fragt der Oedinger.

Aktuell führt die Schlinge am Mühlenwehr kaum Wasser. Laut Verwaltung wird aktuell der Betrieb bei unterschiedlichen Wasserständen getestet. © Michael Schley
Natürlich sei die Raue Rampe nicht verantwortlich für den geringen Fischbestand. „Aber: Es ist doch insgesamt eine kribbelige Baustelle, da muss man doch mal ein Auge drauf werfen – auch wenn es zeitlich und personell eng ist“, so van de Sand. Schließlich sei auch eine sechsstellige Summe investiert worden, wenn auch mehrheitlich aus Fördergeldern finanziert. „Aber es sind immer noch Steuergelder“, betont van de Sand.
Ein Rückblick: Seit 2018 hatte es Diskussionen um die Fischtreppe am Mühlenwehr gegeben. Es gab Proteste im Rat, Anwohner fühlten sich nicht mitgenommen bei diesem Projekt. Es folgten zwei Anwohnerversammlungen, der Bauausschuss gab Anfang 2020 grünes Licht. Eigentlich sollten die Arbeiten daraufhin bereits im Sommer 2020 durchgeführt werden. Der Start erfolgte dann Mitte 2021. Beim Umbau war darauf geachtet worden, dass möglichst erschütterungsarm gearbeitet wird.
Projekt hat eine mehrjährige Vorgeschichte
Schon nach kurzer Zeit folgte ein Baustopp, die Unterbrechung der Arbeiten sei notwendig geworden, um konkrete Details zur Ausführung der Arbeiten mit der beauftragten Firma abzustimmen, hieß es seinerzeit. Die erste Fischtreppe dieser Art in der Doppelgemeinde konnte dann Ende 2021 fertiggestellt werden. Die Gemeinde Südlohn setzte die EU-Wasserrahmen-Maßnahme „Wiederherstellung der Durchgängigkeit am Stauwehr Südlohn“ um. Die Kosten beliefen sich auf rund 320.000 Euro. Die Förderung beträgt 80 Prozent der anrechenbaren Kosten.
Seit der Fertigstellung ist nun ein halbes Jahr vergangen. Eine offizielle Schlussabnahme habe es noch nicht gegeben, wie Markus Lask, Leiter des Fachbereichs Zentrale Dienste und Zentrale Steuerung, auf Nachfrage bestätigt – angedeutet worden war dies bereits in der jüngsten Ratssitzung. Der Abnahmetermin werde jedoch in Kürze zwischen der Gemeinde und dem Auftragnehmer abgestimmt. „Sollten bei der Abnahme bautechnische Mängel festgestellt werden, sind diese vom Auftragnehmer im Rahmen der gesetzlichen Gewährleistung zu beseitigen“, so Lask.
Aktuell befinde man sich übrigens bei der Rauen Rampe noch im Probebetrieb und beobachte den Wasserabfluss und die Auswirkungen von wechselnden Wasserständen. Ziel des Umbaus war es, dass die Fische die Staustufe überwinden können. Bisher war die Klippe am Wehr für Fische nämlich unüberwindbar.
Fehlende Abnahme darf Pflegemaßnahmen nicht behindern
Für Maik van de Sand ist die gesamte Situation unbefriedigend: „Mit fehlt da die Konsequenz.“ Er merkt an, dass die Gemeinde Südlohn hinsichtlich der Pflegemaßnahmen auch eine Verpflichtung eingegangen sei. „Sollte man zu der Erkenntnis kommen, dass aktuell keine Maßnahmen notwendig sind, dann ist das ja in Ordnung. Aber: Sollte man das Niedrigwasser jetzt nicht nutzen, um Vorsorge zu leisten?“ Das wäre womöglich wirtschaftlicher, als Maßnahmen bei höheren Wasserständen im Herbst vorzunehmen. Auf die Folgekosten hätten übrigens auch die Anwohner im Vorfeld schon hingewiesen. Die fehlende Abnahme dürfe kein Grund sein, nur zuzusehen, dann müsse mit mehr Nachdruck auf diese hingewirkt werden.
Maik van de Sand will auch gar nicht nachkarten, sondern nach vorne schauen: „Wir müssen da Ruhe hineinbekommen. Die Hinweise der Anwohner sollten ernstgenommen werden.“ Ebenso wie es die Aufgabe der Politik sei, sich dieser anzunehmen.