
© Montage: Leonie Sauerland
Raue Rampe ist fertig: Fische können „Klippe“ am Mühlenwehr nun überwinden
Hochwasserschutz
Seit 2018 hatten sich die Diskussionen um die Fischtreppe am Mühlenwehr in Südlohn gezogen. Auch die Bauarbeiten mussten unterbrochen werden. Mittlerweile erfüllt die Raue Rampe ihren Zweck.
Der Start im Juli war holprig, nun konnte die Baumaßnahme Raue Rampe abgeschlossen werden. Die sogenannte Fischtreppe am Mühlenwehr ist die erste ihrer Art in der Doppelgemeinde. Bei diesem Projekt wurden auch Hochwasseraspekte berücksichtigt.
„Wir beobachten nun die weitere Entwicklung“, richtet Markus Lask, Leiter des Fachbereichs Zentrale Dienste und Zentrale Steuerung bei der Gemeinde Südlohn, den Blick bereits nach vorne. Die Gemeinde Südlohn ist in diesem Fall zuständig, weil sie das Staurecht an dem Wehr hat.
Im Juli starteten die Umbauarbeiten zwischen Mühlenwehr und Brücke an der L572. Es folgte kurz darauf ein Baustopp. Die Unterbrechung der Arbeiten sei notwendig geworden, um konkrete Details zur Ausführung der Arbeiten mit der beauftragten Firma abzustimmen, teilte Markus Lask seinerzeit mit. Fortgesetzt wurden die Arbeiten im Herbst, in der Folge verliefen diese planmäßig.
Fische können in der Schlinge nun flussaufwärts schwimmen
Ziel des Umbaus war es, dass die Fische später die Staustufe überwinden können. Bisher war die Klippe am Wehr für Fische nämlich unüberwindbar. Das Prinzip: Durch den Umbau wurde die Längsdurchgängigkeit in der Schlinge durch Umgestaltung des Absturzes in eine raue Rampe mit Niedrigwasserkorridor im Hauptverlauf wiederhergestellt.

Auf 90 Metern wurden neun Grundschwellen eingerichtet. Die Fische können in der Schlinge nun auch flussaufwärts schwimmen. © Skizze: Gemeinde Südlohn
„Zur Überwindung des Höhenunterschiedes sind auf einer Länge von 90 Metern neun Grundschwellen eingebaut worden, die jeweils um sieben Zentimeter ansteigen“, erklärt Markus Lask das Prinzip der „Treppe“. Dazwischen wurden Vertiefungen eingelegt, so dass die Fische bei Niedrigwasser durch diese neun Becken den Höhenunterschied überwinden können.
Im Bett der Schlinge wurden zudem große Steine abgelegt, um die Fließgeschwindigkeit und den Wasserspiegel so anzupassen, dass Fische die Möglichkeit haben, das Gewässer flussaufwärts zu schwimmen.
Im Vorfeld hatten Anwohner befürchtet, dass durch den Umbau die anliegenden Häuser beschädigt oder überflutet werden könnten. Beim Umbau war entsprechend darauf geachtet worden, dass möglichst erschütterungsarm gearbeitet wird.
Dies vor allem bei der notwendigen Beseitigung der Betonschwellen des Wehrs. Auch dessen Mechanik war demontiert worden. Darüber hinaus wurde ein neues Geländer auf der Brücke angebracht.
Planung berücksichtigte auch Hochwasseraspekte
„Bei der Planung und der wasserrechtlichen Genehmigung wurden auch Hochwasseraspekte berücksichtigt und entsprechende Maßnahmen ergriffen“, erklärt Markus Lask. So werden bei Mittel- und Hochwasser die Grundschwellen überflutet, wodurch unter anderem Treibgut abgespült werden soll. Auch wurden Maßnahmen für den Hochwasserfall zum Schutz der Mühle ergriffen.
Die Gemeinde Südlohn setzt damit mit Fördermitteln des Landes NRW (Richtlinie für die Förderung von Maßnahmen in der Wasserwirtschaft für das Hochwasserrisikomanagement und zu Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie) die EU-Wasserrahmen-Maßnahme „Wiederherstellung der Durchgängigkeit am Stauwehr Südlohn" um.
Diskussion um den Umbau zog sich über mehr als drei Jahre
Die Diskussion über den Umbau des Mühlenwehrs zog sich über mehr als drei Jahre. 2018 waren schon Pläne im Bauausschuss beschlossen worden, um Fördermittel zu erhalten.
Es gab Proteste im Rat, Anwohner fühlten sich nicht mitgenommen bei diesem Projekt. Es folgten zwei Anwohnerversammlungen, der Bauausschuss gab Anfang 2020 grünes Licht. Eigentlich sollten die Arbeiten daraufhin bereits im Sommer 2020 durchgeführt werden.
„Nun sammeln wir Erfahrungen hinsichtlich der Unterhaltung“, erklärt Markus Lask. Die Schlussrechnung liege dem Fachbereich Bauen und Planen noch nicht vor, wie er mitteilt. Als Zwischenstand beliefen sich die Kosten bisher auf rund 320.000 Euro. Die Förderung beträgt 80 Prozent der anrechenbaren Kosten.