
© Stephan Teine
Südlohner Mühlenwehr soll im Sommer 2020 umgebaut werden
Raue Rampe
Das Mühlenwehr in Südlohn wird im Sommer 2020 umgebaut, damit Fische die Staustufe überwinden können. Das haben die Politiker entschieden. Doch die Anwohner machen sich weiter Sorgen.
Die Raue Rampe am Südlohner Mühlenwehr kann gebaut werden. Das hat der Bauausschuss in seiner Sitzung am Mittwochabend beschlossen – einstimmig.
Wie Ingenieur Hans Georg Flick zunächst erklärte, sei die Schlinge dann vom Mühlenwehr in Oeding bis zur Quelle nahe Gescher durchgängig. Ja, die Umsetzung sei kompliziert, funktioniere aber.
Aktuell stürzt das Wasser am Südlohner Wehr rund 90 Zentimeter in die Tiefe. Für Fische eine unüberwindbare Barriere. Dieser Höhenunterschied soll in Zukunft durch mehrere kleine Becken überbrückt werden. Dazu werden neun Schwellen in die Schlinge eingebaut. Grobe Steine werden dazu im Bett der Schlinge verteilt. Die Anwohner fürchten, dass durch den Umbau ihre Häuser beschädigt oder überflutet werden.
Wasserspiegel verändert sich nur leicht
Durch den Einbau der Rauen Rampe werde der Pegel oberhalb des jetzigen Wehrs leicht fallen. Unterhalb wird das Wasser etwas ansteigen. „Ein Gutachter begleitet die Bauphase“, erklärte der Ingenieur. So sollen auch mögliche Folgen für die umliegenden Häuser erfasst werden.
Doch vor der Entscheidung folgte noch einmal eine lange Diskussion. Für die Anwohner trug Franz Telöken noch einmal die Bedenken vor. Die reichten von den Folgen bei einem möglichen Hochwasser über die mögliche Verbreitung von Ratten bis hin zum hohen Instandhaltungsaufwand für das umgebaute Flussbett. Ausgeräumt scheinen sie immer noch nicht komplett. Das letzte Argument griff auch Dieter Valtwies, sachkundiger Bürger im Ausschuss, auf: „Wie wird eigentlich das Sediment aus den groben Steinen herausgeholt, wenn es sich dort festsetzt“, fragte er.
Gewässer soll so natürlich wie möglich fließen
Gar nicht. Denn: „Der dynamische Sedimenttransport gehört zu einem natürlichen Gewässer dazu“, erklärte Hans Georg Flick. Das sei ja Sinn und Zweck der ganzen Übung: „Die Schlinge soll so natürlich wie möglich gestaltet werden.“ Dass sich dabei zum Beispiel auch Sediment in den Lücken ablagert, sei gewünscht.

Bei der Anwohnerversammlung am Dienstagabend hatten Anwohner und Planer des Projekts ihre Standpunkte ausgetauscht und eine Reihe von Fragen klären können. © Georg Beining
Vergleichbare Projekte gebe es beispielsweise schon in Rhede oder Gescher. Auch mitten im Ortskern oder zwischen Wohnhäusern. Bedenken habe es auch dort gegeben. Probleme seien ihm jedoch nicht bekannt.
Gemeinde kommt am Umbau nicht vorbei
Steffen Schültingkemper (CDU) setzte der Diskussion schließlich ein Ende: „Laut EU-Recht müssen wir den Umbau so oder so machen. Worüber reden wir also? Es geht doch nur darum, ob wir die Förderung bekommen oder alles selbst zahlen müssen“, sagte er.
Nicken von den anderen Ausschussmitgliedern und der Verwaltung. Der abschließende Beschluss folgte einstimmig. Darin wurde aber auch verankert, dass die Gebäude an der Schlinge bis zur Brücke an der L572 von einem Gutachter überwacht werden und dass auch der Keller des alten Mühlengebäudes von Franz Telöken gegen ein mögliches Hochwasser geschützt werden soll.
Gespräche zum Wehr in Oeding laufen
Auch das Mühlenwehr in Oeding wurde noch einmal Thema: Im Gegensatz zum Südlohner Wehr liegt das Staurecht dort in privater Hand. Auch dieses Wehr soll früher oder später umgebaut werden. Wie Bürgermeister Christian Vedder erklärte, gebe es erste Gespräche mit dem Eigentümer. „Da sind aber noch dicke Bretter zu bohren“, sagte er.
Bereits am Dienstagabend hatte Heinz-Georg Flick mit den Anwohnern über Details der Planung gesprochen. Die Anwohnerversammlung im Haus Wilmers hatte knapp zwei Stunden gedauert. „Trotzdem eine sehr gute Veranstaltung“, erklärte er im Bauausschuss.
Diskussion zum Umbau läuft sei Juni 2018
Die Diskussion um den Umbau des Südlohner Mühlenwehrs läuft schon seit Juni 2018. Damals wurden die Pläne im Bauausschuss vorgestellt. Um die Fördermittel zu bekommen, hatte der Bauausschuss bereits da den Planungen zugestimmt. Die Anwohner fühlten sich damals von den Plänen überrumpelt.
Wenn nun alles nach Plan verläuft, soll die Raue Rampe noch im Sommer 2020 eingebaut werden. Das Projekt kostet rund 141.000 Euro. 80 Prozent davon werden durch Fördermittel vom Land NRW getragen.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
