
© Markus Gehring
Auch in Südlohn und Oeding sind Elektroautos unterwegs aber Ladestationen sind noch rar
E-Mobilität
Wer an ein neues Auto denkt, kommt ins Grübeln. Vielleicht ein Elektroauto? Entscheidend ist meist nicht der Kaufpreis, sondern das „Tanken“, besser: das Aufladen. Da tauchen Fragen auf.
Seit 2015 fährt Marco Nienhaus einen E-Golf. Der selbstständige Elektrotechnikermeister aus Südlohn nutzt das Auto als Firmen- und Familienwagen. Eine Ladung reicht für etwa 140 bis 150 Kilometer und eine Spitzengeschwindigkeit von über 160 km/h. Doch auch nach vier Jahren Elektromobilität hat Nienhaus festgestellt: „Ladestationen sind hier doch eher knapp. Man muss schon vorausschauend fahren.“ Dabei setzte sich der Firmenchef schon beim Kauf des Autos mit zwei Fragestellungen auseinander: Wohin fahre ich damit und wie sieht die Ladesituation aus?
Strom aus der Solaranlage
Nienhaus tankt seinen E-Golf meistens zu Hause, er hat eine „Zapfsäule“ für Strom vor der Haustür, gespeist aus der heimischen Solaranlage. „Das funktioniert super, der Überschuss der Anlage wird ins Auto geladen.“
Die weiteste Strecke ist Marco Nienhaus mit seinem E-Auto bis nach Münster gefahren. Für längere Strecken nutzt er ein Zweitfahrzeug mit Verbrennungsmotor. Ist er mit seinem E-Golf in Ahaus unterwegs, wird das Fahrzeug schon mal an der Ladestation am Krankenhaus, am Kirmesplatz oder am Schwimmbad aufgeladen.
Beispiel Norwegen
Der Ausbau der Infrastruktur geht Marco Nienhaus deutlich zu langsam. „In Norwegens Hauptstadt Oslo kann ich mein E-Auto an jeder zweiten Straßenlaterne aufladen. Dort gibt es zum Beispiel einen riesigen Parkplatz nur für E-Autos.“ Davon sei man in Deutschland noch weit entfernt. Marco Nienhaus hat eine Vermutung: „Ich weiß nicht, ob die Automobilindustrie die E--Mobilität überhaupt will.“
Wo kann ich mein E-Auto in Südlohn aufladen? Wie weit komme ich mit einem E-Auto? Wie läuft die Abrechnung? Wir haben Antworten auf wichtige Fragen.
? Wie viele E-Autos sind im Kreis Borken zugelassen?
Zum Jahreswechsel 2018/19 waren es laut Zulassungsstelle 340 E-Autos – bei insgesamt 315.473 zugelassenen Fahrzeugen im Kreis.
? Wie viele öffentliche Ladepunkte gibt es in Südlohn?
Momentan gibt es eine Säule mit zwei Ladepunkten vor dem Rathaus in Oeding. Die wurden von den SVS-Versorgungsbetrieben zusammen mit der Gemeinde aufgestellt. Fahrer von E-Autos tanken dort kostenlos Strom.
? Wieviel Ladestationen gibt es in Deutschland?
Ende April 2019 gab es in Deutschland laut Bund der Energie- und Wasserwirtschaft rund 17.400 öffentliche Ladestationen, davon 2000 Schnelllade-Stationen. Die Bundesnetzagentur hat eine Karte veröffentlicht, auf der alle Ladepunkte verzeichnet sind.
? Welche Ausbaupläne für Ladestationen gibt es für Südlohn?
Über das Versorgungsunternehmen – SVS Stadtlohn – sollen zusätzlich zwei Säulen in Oeding und zwei Säulen in Südlohn mit jeweils zwei Ladepunkten errichtet werden. Die SVS hat einen entsprechenden Förderantrag (Progres-NRW) gestellt und wartet derzeit auf die Bewilligung.
? Fährt die Gemeindeverwaltung Südlohn selber E-Autos?
Die Gemeindeverwaltung Südlohn hat bereits im Jahr 2012 den Dienstwagen der Gemeindeverwaltung auf ein Elektroauto umgestellt. Das Fahrzeug wird überwiegend von der technischen Abteilung des Rathauses genutzt. Zudem steht den Mitarbeitern der Verwaltung ein Pedelec für kurze Dienstfahrten zur Verfügung, das oft genutzt wird.
? Wie sind die Erfahrungen der Verwaltung mit dem E-Auto?
„Es ist ein Elektroauto der „frühen“ Generation“, erklärt Werner Stödtke, allgemeiner Vertreter von Bürgermeister Christian Vedder. Demnach sei die Reichweite auch mit Blick auf die lange Ladezeit für weitere Strecken noch nicht ausreichend. „Für den überwiegenden Dienstverkehr innerhalb der Gemeindegrenzen oder im Kreisgebiet ist es gut nutzbares und umweltfreundliches Fahrzeug. Je nach Einsatzzweck wird die Gemeinde auch bei zukünftigen Beschaffungen wieder auf E-Mobilität setzen.
Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.

Christian Bödding, Jahrgang 1966, ist bekennender Westfale, aber kein Sturkopf. Er schreibt gerne tiefgründig und am liebsten über lokale Themen, über die sich andere nach der Lektüre seiner Texte aufregen.
