Spritpreise explodieren – Familie Terhörne kämpft: „Alles nervenaufreibend“
Ukraine-Krieg
Gastronom und Taxiunternehmer Helmut Terhörne sieht sich nervenaufreibenden Zeiten ausgesetzt. Corona, höherer Mindestlohn, Personalengpässe. Nun kommen die exorbitanten Spritpreise hinzu.

Klimaschutz im Blick: Helmut und Nicole Terhörne haben die Umstellung auf E-Fahrzeuge bereits vor den explodierenden Spritpreisen eingeleitet. Doch auch dabei stellen sich aktuell noch einige Hürden in den Weg. © Markus Gehring
„Nervenaufreibend.“ In einem Wort fasst Helmut Terhörne die aktuelle Gemengelage für einen Taxiunternehmer zusammen – dies vor dem Hintergrund der schwierigen Rahmenbedingungen beim zweiten Standbein, der Gastronomie. Blickt er auf die aktuellen Spritpreise, so wird die Gefühlslage des Südlohners noch deutlicher: 2,30 Euro für den Liter Diesel zeigte die Tafel am Donnerstag (10. März) an.
Und angesichts der ungewissen Lage im Zuge des Ukraine-Kriegs ist ein Ende dieser Preisspirale noch nicht abzusehen. Was Helmut Terhörne mindestens genauso beschäftigt, ist die Personalsituation. Bei beiden Standbeinen.
Einfach die höheren Kosten auf die Kunden umlegen, das geht nicht. Zum einen müssten die Kunden diese erst einmal annehmen. Stichwort: weiter steigende Lebenshaltungskosten. Zum anderen sind die Unternehmer an die Tarife, die der Kreis vorgibt, gebunden. Mit Blick auf die Krankenfahrten sind die Krankenkassen erste Ansprechpartner hinsichtlich der Verträge. Anfragen gibt es, berichtet Helmut Terhörne.
Höherer Mindestlohn tritt am 1. Oktober in Kraft
Auslöser war dabei eigentlich der höhere Mindestlohn. Zieht man alles zusammen, bedeutet die kommende Steigerung eine Lohnerhöhung von noch einmal über zehn Prozent. Dass 12 Euro ab dem 1. Oktober nach 10,45 Euro ab dem 1. Juli eigentlich immer noch schmal seien, dessen ist sich der Südlohner bewusst.

Vor fast genau zwei Jahren stand der gesamte Fuhrpark nahezu still, nur noch Krankenfahrten liefen. Nun sind die Anfragen wieder da, aber Spritpreise, der höhere Mindestlohn und Personalengpässe machen das Alltagsgeschäft nicht einfach. © Markus Gehring
Das Problem: Der Abstand zu den Vollzeitkräften, die Verantwortung übernähmen zum Beispiel bei Unterweisungen der Aushilfen, werde so vor allem immer geringer. Das Verhältnis passe nicht mehr, es wiederherzustellen, würde zu weiteren Kostensteigerungen führen. „In der Großstadt kannst du sicher anders rechnen, aber auf dem Land hast du vielfach auch mal Wartezeiten während der Schicht.“
Vor diesem Hintergrund dramatisierten die aktuellen Benzinpreise die Entwicklung weiter, ob im Tagesbetrieb, bei Klubtouren oder auch Krankenfahrten. „Ein Beispiel: Wir haben Angebote bei Preisen von 1,40 Euro für den Liter abgegeben, nun stehen wir bei 2,30 Euro“, fasst Helmut Terhörne die Lage in Zahlen. Viele zeigten Verständnis, aber eine Frage sei berechtigt: „Wohin geht das noch?“
In einer „Branche im Corona-Schlaf“ seien gerade die Krankenfahrten in den vergangenen zwei Jahren ein Fundament gewesen, das etwas Sicherheit verliehen habe. „Die Umsätze haben aber auch dafür gesorgt, dass viele aus der ersten Runde bei den Überbrückungshilfen rausgefallen sind“, so der Südlohner. Die Anpassung der Kriterien habe dann bei den nächsten Auflagen der staatlichen Unterstützung geholfen.
Umstellung auf E-Fahrzeuge mit vielen Hürden verbunden
Was tun? „Wir haben die ersten E-Autos im Fuhrpark“, nennt Helmut Terhörne einen wichtigen Weg. Gerne würde man weiter aufstocken, doch der Prozess sei vielfach mühsam. BAFA-Anträge zur Förderung dauerten auch mal 24 Monate. Bei der Umsetzung der Idee einer eigenen E-Tankstelle gebe es enorme Wartezeiten. „Und die Fahrzeuge müssen auch eine Schicht durchhalten“, so Terhörne. Sprich: mindestens 350 Kilometer.
Gemeinsam mit Frau Nicole macht sich Helmut Terhörne seine Gedanken. „Dass man sich überhaupt Gedanken macht, ist doch das A und O“, ergänzt er. Und lenkt den Blick wieder aufs Personal, in der Corona-Krise seien vielen 30 bis 40 Prozent weggebrochen. Vielfach Festangestellte, die nicht mehr zurückkämen. Mit Blick auf den Taxidienst: „Wer ist überhaupt noch da von den Aushilfen?“ Vor allem am Wochenende sei er auch auf jüngere Fahrer angewiesen. Und dies in einer Situation, in der es in Sachen Anfragen eigentlich wieder super aussieht.
Für den gesamten Dienstleistungssektor wünschen sich die Terhörnes mehr Sicherheit. Unterkriegen lasse man sich von dem neuerlichen Rückschlag, den Spritpreisen, nicht. „Wir kämpfen weiter“, betont Helmut Terhörne. Rund 30 Jahre seien sie nun in dem Geschäft, für das ihr Herz brenne.
Doch eines sei gewiss: „Die Zeit bleibt in jeglicher Hinsicht nervenaufreibend.“ Für den Zeitpunkt, vielleicht mal anders zu denken – so wie es andere Gastronomen in der Region schon getan hätten –, sei es noch zu früh.