Sprechstunde für Grenzgänger
Euregio hilft
In Deutschland wohnen und in den Niederlanden arbeiten? Personal aus dem Nachbarland einstellen? Und wie läuft das überhaupt mit der Rente? Fragen, die viele Grenzgänger beschäftigen. Hilfe bekommen sie bei der Sprechstunde vom Grenzinfopunkt der Euregio.

Euregio-Berater Herman Lammers (l.) im Gespräch mit dem 18-jährigen Sebastian Eli Oberließen aus Borken, der gerne in den Niederlanden arbeiten würde.wojtasik
Jeden zweiten Dienstag im Monat kann Herman Lammers mindestens eine Überstunde einplanen. Dann ist nämlich wieder Grenzgängersprechstunde im Oedinger Rathaus. Offiziell immer von 18 bis 19 Uhr, aber selbst an Tagen mit normalem Andrang wie am vergangenen Dienstag dauert es schnell mal länger. Erst gegen 20 Uhr schließt der Niederländer das Büro ab. Jetzt liegt "nur" eine gute Stunde Heimweg bis nach Oldenzaal vor ihm.
Spezialgebiet Arbeitsmarkt
Lammers ist Berater beim deutsch-niederländischen Zweckverband Euregio mit Sitz in Gronau. Der Verband setzt sich für den Aufbau und die Verstärkung der Zusammenarbeit im Grenzgebiet zwischen Deutschland und den Niederlanden ein. Lammers' Spezialgebiet ist der Arbeitsmarkt. Er kennt sowohl das deutsche als auch das niederländische System, die Gesetzgebung der Europäischen Union und das internationale Arbeitsrecht. "Wir kennen aber auch unsere Grenzen", betont er. "Ich bin kein Steuerberater. Aber ich kenne ein paar sehr gute Steuerberater und Mitarbeiter beim Finanzamt."
Finanzamt vor Ort
Eine sitzt gleich im Büro nebenan. Für Christina Bruning vom Finanzamt endet die Sprechstunde diesmal pünktlich. Drei Personen waren da - alles Niederländer, die in Deutschland ihr Geld verdienen. "Fragen zur Besteuerung der Rente in Deutschland haben wir hier sehr oft", sagt Christina Bruning.
Für Sebastian Eli Oberließen ist das Thema Rente noch weit weg. Der 18-jährige Borkerner steht am Anfang seiner beruflichen Laufbahn. Er möchte ins Nachbarland gehen, sein Schul-Niederländisch auf Muttersprachniveau bringen und dann eine Ausbildung zum Ambulanzfahrer machen. "Die dauert in den Niederlanden nur sieben Monate", sagt der 18-Jährige. Wie genau das mit den Steuern funktioniert, ob Pendeln sich eher lohnt als ein Umzug und wie es im Nachbarland um den Mindestlohn steht, sind nur einige der Fragen, die er mitgebracht hat. Herman Lammers beantwortet sie so gut er kann, gibt dem jungen Mann zwei Namen und Telefonnummern und rät ihm, einen Beratungstermin in Gronau zu vereinbaren. "Da habe ich pro Person bis zu 45 Minuten Zeit."
Kein Standard-Fall
Draußen wartet derweil noch eine echte Grenzgängerin. Monique Kamphuis, 53, wohnt in Winterswijk und arbeitet als selbstständige Osteopathin in Vreden. Auch sie hat hauptsächlich Fragen zur Rente - und geht mit der Gewissheit, dass es sich nicht unbedingt lohnen würde, ihre Praxis ins neue Eigenheim in Winterswijk zu verlegen.
Den Standard-Fall gebe es allerdings nicht, so Herman Lammers. "Meistens geht es aber um Rentenaufbau, Umzüge oder Krankenversicherungen."