
Die modernen Technik in seinem neuen LKW begeistert Fahrer Erol Ögrünc. © Luca Füllgraf
Spedition Hoeper investiert: Zufriedenheit der Fahrer wichtiger denn je
Logistik
Die Oedinger Spedition Hoeper und ihre Tochter Driveserv Transports kommen gut durch die Corona-Zeit. Die Wertschätzung für LKW-Fahrer steigt. Einer der davon profitiert ist Erol Ögrünc.
Erol Ögrünc hat zum ersten Mal seit Ewigkeiten durchgeschlafen. Eigentlich wacht der Lastwagenfahrer jede Nacht mit Rückenschmerzen auf. Im August bekam er von seinem Arbeitgeber einen neuen LKW – unter anderem mit einem elektrisch verstellbaren Bett. Für den 57-Jährigen soll es der letzte Lastwagen in seinem langen Leben als Fahrer sein. „Ich habe gemeinsam mit meinem Chef entschieden, dass ich mit der Zugmaschine in die Rente gehe“, sagt er.
„Die Fahrer sind unser wichtigster Teil“, sagt Michael Hoeper, Geschäftsführer der Oedinger Spedition Hoeper. Sie ist die Muttergesellschaft der Tochter Driveserv Transports. Gemeinsam kommen beide auf 39 Fahrzeuge und 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
LKW ist eine Visitenkarte
Michael Hoeper und Mark Paehler – Geschäftsführer von Driveserv Transports – können auf einen Kern aus vielen langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bauen. Hinzu kommen sechs Auszubildende. „Wir haben gerade Glück und alle Stellen sind besetzt“, sagt Michael Hoeper. In der Branche nehme die Wertschätzung für die Fahrer gerade stark zu. Das sei vor 20 Jahren noch nicht so gewesen, sagt er ehrlich.
Und das fange beim Lastwagen an. „Ein LKW ist wie eine Visitenkarte für uns“, erläutert er. LKW-Fahrer hätten da ein genaues Auge und das sie sich bewerben, weil ihnen der LKW positiv aufgefallen ist, sei keine Seltenheit. Schließlich verbringen die Fahrer viel Zeit in ihren Zugmaschinen.
Auch Erol Ögrünc kommt nur am Wochenende nach Hause. Unter der Woche ist er in ganz Deutschland und manchmal auch in Österreich auf Achse. „Unsere Kinder hat vor allem meine Frau erzogen“, gibt er zu. Mit ihr teilt er sich auch ein Auto. Aber er hat zuhause extra noch einen Parkplatz für seine Zugmaschine.

Drei neue LKWs von der Firma DAF gab es für die Fahrer Dirk Andres, Erol Ögrünc und Ronald Boerman. © Luca Füllgraf
Die Freude über den neuen Komfort ist daher groß. Er demonstriert sein neues Bett, das elektrisch in der Höhe verstellbar ist und fährt es hoch und runter. Weil der obere und der untere Teil des Betts sich separat verstellen lassen, könnte er das Bett auch bequem zum Fernsehsessel umfunktionieren. Nur der Fernseher fehlt noch. „Aber der wird bald noch eingebaut“, sagt Erol Ögrünc. Genau wie ein zweiter Kühlschrank. Einer für Lebensmittel, einer für Getränke.
Dank einer neuen Federung schwebe der schwere Laster förmlich über die Straße, mit dem neuen Sitz könne er sich komplett um die eigene Achse drehen. Doch nicht nur der Komfort steigt, sondern auch die Sicherheit.
Erol Ögrünc entschied sich genau wie sein Kollege Ronald Boerman für digitale Rückspiegel. Über ein Kamerasystem sollen so Unfälle beim Abbiegen verhindert werden. Aktuell müsse Erol Ögrünc sich noch an die neue Perspektive gewöhnen. Eine weitere Kamera beobachtet den toten Winkel an der rechten Flanke des LKW.
Verbrauch sinkt dank Aerodynamik
Auf seinen ersten 4000 Kilometern – so lange hält eine Tankfüllung – habe er durchschnittlich nur 21,5 Liter Diesel pro 100 Kilometern verbraucht, so Erol Ögrünc. Das klingt auf den ersten Blick viel, ist aber im Vergleich zum vorherigen Verbrauch von 26 oder 27 Litern pro 100 Kilometern eine deutliche Ersparnis. In einem Monat verbrauchen Hoeper und Driveserv Transports zusammen zwischen 110.000 und 115.000 Litern Diesel. Aufs Jahr hochgerechnet sind das rund 1,5 Millionen Liter. Die steigenden Kosten für Sprit seien da eine große Belastung.
Die drei neuen LKW seien das Modernste, was es auf dem Markt in puncto Luftwiderstand gebe, sagt Ralf Kremerskothen, geschäftsführender Gesellschafter von Nutzfahrzeuge Wietholt. Die Firma vertreibt Fahrzeuge der Marke DAF und setzt sie in Stand. Die Front der neuen Modelle sei deutlich aerodynamischer.
Beim Luftwiderstand lasse sich noch deutlich mehr Energie einsparen, als am Motor selbst. LKW-Hersteller DAF sei außerdem die erste Firma, die eine neue EU-Richtlinie ausnutzt und deshalb die Fahrerkabine um 45 Zentimeter verlängern durfte, so Ralf Kremerskothen.

Weil direkt vor dem hohen LKW ein toter Winkel entsteht, helfen dem Fahrer eine Kamera und ein digitaler Assistent. © Luca Füllgraf
Wie lange ein neuer LKW von einer Firma genutzt werde, sei ganz unterschiedlich, so der geschäftsführende Gesellschafter Ralf Kremerskothen. „Hier werden sie recht lange gefahren, anderswo nach drei Jahren schon wieder weitergegeben“. Bis zu eine Million Kilometer könne mit den LKW gefahren werden, deshalb sei es nicht nötig, sie direkt weiterzugeben.
15 neue Mitarbeiter seit Juni 2020
„Das sind schon außergewöhnlich gute Fahrzeuge“, sagt Michael Hoeper. Trotz Corona-Krise und Inflation zu investieren, sei eine bewusste Entscheidung gewesen. Anders als andere Unternehmen in der Logistik-Branche kamen beide Firmen gut durch die Zeit. Mit rund 13 Millionen Euro Umsatz planen sie für das Geschäftsjahr 2022. Zehn Fahrzeuge und 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kamen seit Juni 2020 hinzu.
„Auch bei uns sind in der vergangenen Monaten Kunden weggebrochen“, so Mark Paehler von Driveserv Transports. Weil beide Firmen nie von einzelnen Großkunden abhängig, sondern breit aufgestellt waren, wurde das nie zum ganz großen Problem. Man habe aber sicher auch etwas Glück gehabt, dass frühzeitig viele Weichen richtig gestellt gewesen waren, so Michael Hoeper.
Inzwischen sei das Unternehmen gut vernetzt, sodass die Zahl der Leerfahrten auf dem Rückweg gen null gehe. Das sei zu Pandemiebeginn vor zweieinhalb Jahren noch anders gewesen, gibt Mark Paehler zu. Beide Speditionen haben in den vergangenen Jahren ihr Portfolio erweitert. Es gehe nicht nur darum, Waren von A nach B zu fahren, sondern die gesamte Logistik samt Lager und Handling zu übernehmen.
Neu in Ahaus, neu im Münsterland und neu in NRW. Aber ein frischer Blick auf die Dinge soll ja bekanntlich helfen, zumindest hofft er das. Pendelte beruflich bisher zwischen Lokal- und Sportjournalismus und kann sich nur schwer entscheiden.
