
© Markus Gehring
Situation rund um den Kaiser von Hundewick eskaliert nach Angriff auf den Bürgermeister
Obdachloser in der Brookhütte
Der Obdachlose, der die Brookhütte bewohnt, hat Bürgermeister Christian Vedder mit einer Holzstange angegriffen. Der hat den Obdachlosen angezeigt, nimmt ihn aber gleichzeitig in Schutz.
Seit Jahren lebt der Obdachlose in der Brookhütte, einer Fahrradschutzhütte in der Bauerschaft Eschlohn. Bisher weitestgehend friedlich. Das ist seit Montagnachmittag anders. Mit einer langen Holzstange hat der Mann Bürgermeister Christian Vedder angegriffen. Der wurde dabei leicht verletzt.
Der Obdachlose hatte in den vergangenen Tagen die Hütte mit Ästen und Zweigen umstellt. „Verbarrikadiert“, nennt es Bürgermeister Christian Vedder. Passanten hatten das beobachtet und bei der Gemeinde gemeldet sowie auf Facebook veröffentlicht. Für die Gemeinde war an diesem Punkt der Moment gekommen, zu handeln.
Gefährliche Situation durch offenes Feuer und Äste
„Der Mann nutzt in der Hütte einen Campingkocher, also offenes Feuer“, sagt Christian Vedder. Zusammen mit den aufgestellten Ästen sei so eine durchaus gefährliche Situation entstanden.
Davon habe er sich am Montag vor Ort selbst überzeugen wollen. Dabei habe er auch begonnen, einzelne Äste aus der Barrikade zu ziehen. „Die Hütte gehört der Gemeinde. Als Bürgermeister darf ich also nachsehen, wie es dort aussieht und was da passiert“, erklärt Bürgermeister Christian Vedder. Das habe der Obdachlose jedoch offenbar anders gesehen, ihn erst unvermittelt bedroht und dann angegriffen.
Stöße in den Bauch und ein Schlag auf den Rücken
Wie die Polizei bestätigt, habe der Obdachlose dem Bürgermeister mit einer langen Stange erst zweimal in den Bauch gestoßen und ihm dann auf den Rücken geschlagen. Der Bürgermeister trug dabei leichte Verletzungen davon. Er habe noch versucht, zu deeskalieren, sei dann aber angegriffen worden, so Christian Vedder weiter.
Den ganzen Vorfall hatten mehrere Zeugen beobachtet. Bürgermeister Christian Vedder rief die Polizei und zeigte den Obdachlosen an. Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung.
„Das Ganze wird auf jeden Fall ein juristisches Nachspiel haben“, erklärt Christian Vedder. „Wir sind dem Mann von der Gemeinde aus lange und viel entgegengekommen“, sagt er. Aber irgendwann sei jedes Maß voll.
Bürgermeister nimmt Obdachlosen in Schutz
Trotz allem nimmt Bürgermeister Christian Vedder den Obdachlosen weiter in Schutz: „Ich habe den Eindruck, dass er tatsächlich mit der Idee lebt, dass es seine Hütte ist und er dort sein Hausrecht wahrgenommen hat.“ Er gehe auch nicht davon aus, dass von dem Mann eine allgemeine Gefahr ausgehe. Auch das soll aber im Zuge der nun anlaufenden Ermittlungen geprüft werden.
Weiter will der Bürgermeister jeder Form von Selbstjustiz oder Ausgrenzung gegen den Mann entschieden einen Riegel vorschieben. „Es darf nicht sein, dass der Mann nun in der Gemeinde in irgendeiner Art und Weise angegangen wird“, sagt er. Dennoch sollen nun weitere Schritte geprüft werden. Zurzeit ist der Obdachlose weiter auf freiem Fuß unterwegs.
Gemeinde baut Hütte zum Teil ab, um sie zu sanieren
Nach dem Polizeieinsatz am Montagnachmittag hat die Gemeinde die Hütte teilweise abgebaut und abgesperrt. Die Wände und Möbel wurden demontiert. „Die waren teilweise auch beschädigt und sollen jetzt saniert werden“, erklärt Bürgermeister Christian Vedder.
Am Dienstagvormittag war der Obdachlose wieder an der Brookhütte und machte sich dort an den Absperrungen zu schaffen. Gegenüber unserer Redaktion erging er sich da in unzusammenhängenden Erzählungen über seine Herkunft und sein Recht dort in der Hütte zu leben.
Alternative zur Brookhütte besteht seit einigen Wochen
Noch einmal zur Vorgeschichte: Seit einigen Wochen hätte der Obdachlose die Möglichkeit, in einer Hütte zwischen Südlohn, Stadtlohn und Vreden zu leben. Die Anmietung der Hütte hatte die Gemeinde Südlohn vermittelt. Bisher lebt der mann aber weiter in der Brookhütte. Höchstens für einzelne Nächte hat er sein neues Domizil bisher genutzt.
In diesen Tagen sollte die Brookhütte endgültig geräumt werden. Den Termin hatte die Verwaltung über den rechtlichen Betreuer und den ehrenamtlichen Begleiter des Obdachlosen weitergegeben. „Danach hat er begonnen, die Äste an der Hütte aufzustellen“, so Christian Vedder weiter.
Am Montag eskalierte die Situation dann.
Ehrenamtlicher Begleiter kann sich Situation nicht erklären
Helmut Seifer aus Gescher, der dem Obdachlosen als ehrenamtlicher Begleiter zur Seite steht, hat am Dienstagmorgen noch nichts von dem Vorfall gehört. Dass die Situation so eskaliert sei, könne auf keinen Fall von dem Obdachlosen ausgegangen sein. „Der ist ganz fromm“, so Seifer. Er könne sich nur vorstellen, dass der Mann bedrängt worden sei und sich in die Enge gedrängt gefühlt habe.
In seinen Augen besonders ärgerlich, da der Umzug in die neue Hütte so gut wie erledigt gewesen sei. „Ich hatte ihn fast soweit“, sagt er am Telefon. „Die neue Hütte gefiel ihm immer besser.“ Auch habe er schon mehrere Nächte dort übernachtet.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
