Der „Kaiser von Hundewick“ könnte jetzt in sein neues Reich umziehen

© Anne Winter-Weckenbrock

Der „Kaiser von Hundewick“ könnte jetzt in sein neues Reich umziehen

rnObdachloser in der Brookhütte

Nun sind alle theoretischen Voraussetzungen geschaffen für einen Umzug des Obdachlosen, der seit Jahren die Radschutzhütte im Eschlohn bewohnt. Alle Seiten hoffen auf den nächsten Schritt.

Südlohn

, 24.08.2019, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die unendliche Geschichte könnte nun ihrem Ende entgegengehen: Der selbst ernannte „Kaiser von Hundewick“, der seit Jahren die öffentliche Radschutzhütte Brook in der Südlohner Bauerschaft Eschlohn bewohnt, könnte in ein anderes Domizil im Außenbereich ziehen, das die Gemeinde Südlohn organisiert hat. Die Verträge seien von allen Beteiligten unterschrieben, bestätigte Bürgermeister Christian Vedder auf Anfrage.

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So sind eigentlich alle Voraussetzungen dafür gegeben, dass der 68-jährige Obdachlose, der in seiner eigenen Welt lebt, die Brookhütte verlässt. Ein kleines Gebäude mit Strom und WC im Dreiländereck Stadtlohn/Südlohn/Vreden, aber auf Vredener Gebiet, hatte die Gemeinde Südlohn für den „Kaiser von Hundewick“ ausfindig gemacht und mit dem Eigentümer Einigkeit erzielt. Das war im Frühjahr.

Anfang dieser Woche hat der rechtliche Betreuer des Obdachlosen die Schlüssel für das Vredener Gebäude erhalten. Der hat die Schlüsselgewalt an Helmut Seifer weitergegeben. Der Gescheraner hatte vor Jahren den „Kaiser“ zufällig kennengelernt, kümmert sich seither in Absprache mit dem rechtlichen Betreuer ehrenamtlich um den Obdachlosen und ist wohl der einzige, der zu ihm durchdringt.

Kreis-Betreuungsstelle musste eingeschaltet werden

Warum das mit der Schlüsselübergabe so lange gedauert hat, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Wie berichtet, hatte Südlohns Bürgermeister dem rechtlichen Betreuer des Obdachlosen Jürgen Rensinghoff Untätigkeit vorgeworfen und beim zuständigen Amtsgericht beantragt, die Betreuungsperson zu wechseln. Er sei nicht erreichbar gewesen und habe nicht auf Anrufe und Mails reagiert, dabei bleibt der Bürgermeister.

Der rechtliche Betreuer sagt mit Hinweis auf seine Schweigepflicht nichts zu den Vorwürfen, Helmut Seifer hat aber eine klare Meinung zu dem Vorgang: Was der Bürgermeister sage, könne nicht der Wahrheit entsprechen. Für ihn sei der rechtliche Betreuer immer erreichbar und melde sich auch verlässlich zurück.

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Letztlich wurde die Betreuungsstelle des Kreises eingeschaltet und „ermittelte den Sachverhalt“, hieß es Anfang August von der Pressestelle des Kreises. Mittlerweile habe die Mitarbeiterin Kontakt mit allen Beteiligten gehabt und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass es Kommunikationsprobleme und Missverständnisse gegeben habe, die aber nun ausgeräumt seien, sagte Kreis-Pressesprecher Karl-Heinz Gördes.

Der Vorschlag der Betreuungsstelle, den bisherigen rechtlichen Betreuer weiter im Amt zu lassen, liege dem Amtsgericht Borken nun vor. Dies wird entscheiden, wird danach der Öffentlichkeit die Entscheidung aber nicht mitteilen. Betreuungssachen seien sensibel zu behandeln, hieß es von dort auf Anfrage der Redaktion.

Ehrenamtlicher Begleiter macht dem „Kaiser“ das Gebäude schmackhaft

Aktuell aber ist der bisherige rechtliche Betreuer im Amt, hat für den Obdachlosen den Vertrag für das Gebäude unterschrieben und auch den Schlüssel weitergegeben. Nun hat sich Helmut Seifer der Aufgabe angenommen, dem selbst ernannten „Kaiser“ sein neues Reich und die Vorteile des Gebäudes aufzuzeigen. Für den ehrenamtlichen Begleiter steht fest, dass das von der Gemeinde Südlohn organisierte Gebäude eine absolute Verbesserung für den Obdachlosen darstellen würde. Und weil es auch versteckt im Außenbereich liegt, müsste es auch dem Kaiser passen.

Nur, ob er denn auch bald oder sofort umzieht, ist die Frage. Am Mittwoch ist die Redaktion zusammen mit Helmut Seifer an der Brookhütte bei dem 68-jährigen Obdachlosen zu Gast. Er probiert gerade neue Schuhe an, die er sich morgens gekauft hat. Er ist viel zu Fuß unterwegs und präsentiert Helmut Seifer das neue Schuhwerk. Der Gescheraner hat seinem Bekannten Obst und etwas zu essen mitgebracht.

„Ich bin kein Wanderer“

Das Gespräch ändert sich, als der „Kaiser“ die Fototasche beim Besuch bemerkt. Er fängt an, zusammenhangslos zu erzählen. Die „Presse“, wie er bemerkt, darf aber trotzdem ein Foto machen. Eine junge Frau mit Hund steigt gerade aus dem Auto und begrüßt den Obdachlosen freundlich: „Du bist ja ein Star!“, sagt sie lachend.

„Ich bin kein Wanderer“, sagt er, als beim Fotografieren die Sprache auf die Holzstangen kommt, die an der Hütte („Meine Wohnung, die ich verlassen soll“) rechts und links lehnen. Was er im Gegensatz ist, erklärt er – jedoch so, dass es nicht zu verstehen ist. Dass seine alten Schuhe auch mit aufs Foto kommen, amüsiert ihn.

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Vielleicht fährt er ja bald mehr Fahrrad. Denn die Gemeinde Südlohn hat ein verkehrstüchtiges Fahrrad, eine Fundsache, das sie ihm zur Verfügung stellen würde. Dies steht aber noch im Rathaus und hätte eigentlich mit dem Schlüssel an den rechtlichen Betreuer übergeben werden sollen. Das klappte nicht, muss aber ja nicht so lange dauern wie die Schlüsselübergabe für die neue Hütte.

„Es würde auch nicht daran scheitern, wir können es da hinbringen“, sagte Bürgermeister Christian Vedder am Freitag. Vonseiten der Gemeinde sei nun der „größtmögliche Einsatz für eine vernünftige Lösung“ erfolgt, hielt der Bürgermeister fest.

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