
© Michael Schley
Raum für Neues: Offensive gegen Leerstand setzt Anreize für Gründer mit Ideen
Nachmiete
Leerstand ist in Südlohn und Oeding eigentlich kein Kernproblem, die Gemeinde geht diesen dennoch aktiv an. Bei zwei Objekten. Potenziellen Nachmietern bietet sie ein attraktives Sprungbrett.
Es ist März 2020, Rita Penno hat einen potenziellen Nachmieter für das Ladenlokal an der Winterswyker Straße, ehemals Bistro Malibu, gefunden und stellvertretend für die Familie einen unterschriftsreifen Vertrag ausgefertigt. Dann kam Corona und traf auch sie, wie so viele. Die Nachfolge blieb ungeklärt. Bis heute.
„Dass jemand in dieser Situation nicht ins Risiko geht, das muss man verstehen“, blickt sie zurück. Nun setzt die Oedingerin ihre Hoffnungen in ein Förderprogramm des Landes, eine Offensive gegen den Leerstand. Dieses attraktive Sprungbrett liefern die Gemeinde Südlohn und der Somit Unternehmern und Gründern.
Nein, Leerstand sei kein Kernproblem in Südlohn und Oeding. Bürgermeister Werner Stödtke betont im Gespräch dennoch, dass man gerne das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in NRW“ in Anspruch genommen hat. „Auch um Erfahrungswerte zu sammeln, mit Projekten lernen wir“, betont er.
Die Frage ist schließlich auch, wie gut die Gewerbetreibenden aus dieser Krise herauskommen werden. Ursprünglich hatte man für diese Offensive gegen den Leerstand in NRW vier Objekte ins Auge gefasst, nun konzentriert sich dieses auf zwei Ladenlokale, eines in Südlohn, eines Oeding.
Je ein Objekt in Südlohn und Oeding
Zum einen wird über das Programm ein Nachmieter für das Ladenlokal von Demes Raumausstattung direkt an der Vitus-Kirche in Südlohn gesucht. „Die Raumausstattung als Geschäft bleibt bestehen, es geht allein um die Nachmiete für das Ladenlokal“, betont Philipp Ellers, hauptamtlicher Mitarbeiter des Somit. Leerstand gibt es dort aktuell keinen. Da spreche allein die zentrale Lage für sich, meint Stödtke.
Und in Oeding steht eben das ehemalige Bistro Malibu am Rathaus Interessenten offen. Holzofen, Küche, Tische und Bestuhlung seien vorhanden, „es muss natürlich renoviert werden, ein großer Teil ist aber da“, erklärt Rita Penno. Sie sieht das Lokal aber nicht allein auf gastronomische Angebote beschränkt. „Ich könnte mir auch Ausstellungen vorstellen“, nennt sie eine Idee.
Grundsätzlich müsse man nun auch die Chance nutzen, „einmal anders oder auch neu zu denken“, ergänzt Werner Stödtke. Dies sei auch ein Ziel des Programms, auch neue Geschäftsmodelle sollen entwickelt werden. Er nennt auch Beispiele: Pop-up-Geschäfte oder Co-Working-Spaces, Spezialitätenladen, besondere Praxisangebote oder sogar ein Repair Café.
„Vielleicht ist jetzt genau die richtige Zeit, einmal Mut zu fassen“, so Stödtke. Mit dem Somit habe man einen starken Partner an der Seite, der dabei unterstütze. „Da das Risiko minimiert wird, ist der eine oder andere sicher noch motivierter“, meint Rita Penno.
Bis zu 80 Prozent der Kaltmiete können gespart werden
Was ist Inhalt des Förderprogramms? Mit dem „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in NRW" werden – begrenzt auf maximal 24 Monate – sehr günstige Mietpreise für die Ladenlokale in Südlohn oder Oeding angeboten. Eine Reduzierung um bis zu 80 Prozent der alten Kaltmiete steht in Aussicht. Das Prinzip: Städte und Gemeinden übernehmen Ladenlokale zu einem reduzierten Mietzins und vermieten die Flächen noch günstiger an Gewerbetreibende.
Eine Win-win-Situation, wie auch Werner Stödtke weiß. Das habe er unter anderem aus der Nachbargemeinde Vreden vernommen, wo das Programm sehr erfolgreich genutzt werde. Gründer senkten zum Beispiel ihr Risiko, die Gemeinde holt sich Frequenz in den Ort. 17,7 Millionen Euro von insgesamt knapp 70 Millionen Euro, die das NRW-Heimatministerium im „Sofortprogramm Innenstädte“ 2020 und 2021 bewilligt hat, gehen in den IHK-Bezirk Nord Westfalen.
Bis man das Programm nun offensiv bewerben konnte, habe man schon ein wenig vorgefühlt, berichtet Philipp Ellers. „Wir mussten ja auch erst einmal schauen, ob das jeweilige Objekt auch förderfähig ist“, so Ellers. Betroffen sind beispielsweise Gastronomie-Startups, Dienstleistungsgewerbe mit Publikumsverkehr, der Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte oder auch die kulturelle Nutzung von Einrichtungen. Nun, da der Förderbescheid vorliege, könne man „damit auch arbeiten“, erklärt Werner Stödtke.
Konzepte sollen sich letztlich langfristig tragen
Philipp Ellers selbst habe Rita Penno seinerzeit kontaktiert, berichtet diese. Sie hofft nun, dass es mutige Interessenten für eine Nachnutzung gibt, die diesen besonderen Anreiz nutzen. „Letztendlich wünschen wir uns auch ein tragfähiges Konzept, das sich am Markt etabliert“, blickt Werner Stödtke schon einen Schritt voraus. Das Programm sei schließlich auch befristet, ergänzt Ellers.
Letztlich gehe es nicht nur darum, die Ladenlokale zu vermieten, sondern auch die Vielfalt der Angebote zu erhöhen. „Wir müssen auch mal anders denken“, ermutigt der Bürgermeister noch einmal und hofft, den einen oder anderen mit dieser Unterstützung „anpiksen“ zu können. „Es gibt doch viele gute Ideen“, weiß Rita Penno.
Wessen Interesse geweckt worden ist, der kann Kontakt zum Somit (Philipp Ellers), Tel. (02862) 417626 und E-Mail: touristinfo@suedlohn.de, aufnehmen.