
© Michael Schley
Patrick Rennar zählt zu den besten Azubis seines Fachs – das Finale folgt noch
Ausbildung
Das Dachdeckerhandwerk hat Patrick Rennar auf dem „zweiten Bildungsweg" gelernt. Mit durchschlagendem Erfolg. Er ist in seinem Fach der beste Azubi des Landes, fährt nun zum Bundesentscheid.
Eigentlich hat er ja das Tischlerhandwerk gelernt, umso beachtlicher ist der Erfolg, der nun zu Buche steht: Patrick Rennar hat sich als Sieger des Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks im Kammerbezirk Münster und auch auf Landesebene für den Bundesentscheid qualifiziert. Und zwar als Dachdecker.
Diese Ausbildung hatte der 22-Jährige bei Wehr-Bedachungen in Südlohn noch „nachgeschoben“, in einer auf zwei Jahre verkürzten Lehrzeit. Nun bereitet er sich auf den Bundeswettbewerb in Lübeck am 8. und 9. November vor. Ganz entspannt. Eingeladen hat ihn der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks.
Das Handwerk war Patrick Rennar quasi in die Wiege gelegt worden, sein Vater ist Tischler. Und den Weg zum Dachdecker habe er auch eben dadurch gefunden, dass er in seinem ersten Betrieb als Tischler in einer Bauschreinerei tätig gewesen sein.
Erst noch im Innenausbau. „Dann hat mich das Ganze gereizt“, so der Südlohner. Und so nahm er eine zweite Ausbildung in Angriff. Sehr erfolgreich, wie sich herausstellte.

Bei seiner zweiten Ausbildung zum Dachdecker konnte der Südlohner auf den Erfahrungsschatz der ersten Lehre zum Tischler zurückgreifen. © Michael Schley
Mit sehr gutem Prüfungsergebnis wurde er Innungsbester, ebenso Bester im Kammerbezirk Münster und dann sogar Sieger auf Landesebene. „Danach hatte es nach der Zwischenprüfung noch nicht ausgesehen“, erinnert sich der 22-Jährige und lacht.
Geholfen hätten ihm neben der „tollen Unterstützung“ in der Firma vor allem die Grundlagen, die durch die erste Ausbildung gelegt wurden. „Meine beiden Meister haben mich gefordert, aber wenig genervt“, schmunzelt Patrick Rennar.
Corona ändert die Rahmenbedingungen
Aufgrund der Corona-Situation waren die Rahmenbedingungen anders als gewöhnlich. Die Sieger wurden von der Handwerkskammer (HWK) Münster auf Basis der Niederschrift des Praxisteils ihrer Gesellenprüfung ermittelt. Wegen der Corona-Pandemie entfielen in dem Berufswettkampf die Arbeitsproben und Bewertungen der Gesellenstücke – und somit auch der Vergleich mit den Mitbewerbern. Ebenso auch auf Landesebene.
„Ein wenig konnte ich das Niveau bei der praktischen Prüfung einschätzen, ich habe mich aber eigentlich auf meine Arbeit konzentriert“, so Patrick Rennar. Und die wurde für sehr gut befunden.
In Lübeck wird er nun wieder gefordert werden. „Am ersten Tag muss ich eine Arbeitsprobe nach eigenem Ausbildungsschwerpunkt anfertigen“, erklärt der Geselle.
Ein Thema gilt es noch zu finden, berichtet Fabian Wehr, der als Meister in der vierten Generation ins Familienunternehmen wächst. Geführt wird dieses seit 1997 von Reinhard Wehr, der von Frau Rita Wehr unterstützt wird.
Thema könne zum Beispiel folgendes sein: „Unterlegte Kehle im Biberschwanzdach“. „Da stecken wir die Köpfe noch mal zusammen“, blickt Fabian Wehr voraus. Die große Herausforderung wartet dann am zweiten Tag, wenn es zwei unbekannte Vorgaben frei zu lösen gilt. „Da wird sich dann die Spreu vom Weizen trennen“, ist sich Reinhard Wehr sicher.

Mit Reinhard (r.) und Fabian Wehr hat den erfolgreichen Auszubildenden die dritte und vierte Generation des Familienbetriebes begleitet. © Michael Schley
Patrick Rennar ist übrigens nicht der erste Azubi, der es aus dem Unternehmen Wehr zum Landeswettbewerb geschafft hat. „Der Erfolg ist meines Erachtens aber umso bemerkenswerter, da Patrick ja eine verkürzte Lehre absolviert hat“, meint Rita Wehr.
Insgesamt 19 junge Menschen habe man seit 1997 ausgebildet, in diesem Jahr habe es erstmals keine Anfrage gegeben. Dabei sei gerade das Dachdeckerhandwerk sehr attraktiv – nicht nur wegen der guten tariflichen Bezahlung.
„Jedes Dach ist anders, jede Baustelle ist anders“
Für Patrick Rennar ist es vor allem die Vielfältigkeit des Jobs. „Wir führen ja nicht nur klassische Dacharbeiten aus“, erklärt Reinhard Wehr. die Sanierungsleistungen zum Beispiel umfassten alle wichtigen Bereiche an Steildach, Flachdach, Fassade sowie sämtliche Klempnerarbeiten.
Und er führt die Vorteile eines eher kleinen Betriebs an: „Bei uns muss jeder alles können.“ Natürlich würde jeder Mitarbeiter auch nach seinen besonderen Stärken eingesetzt.
Täglich geht es für Patrick Rennar in Zweier- oder Dreierteams auf die Baustelle. Auch deshalb muss er früh viel Verantwortung übernehmen. Und er stellt dabei noch einmal die Abwechslung in diesem Beruf heraus: „Jedes Dach ist anders, jede Baustelle ist anders.“ Und damit ist auch jeder Tag anders.
Wie stellt er sich denn die Zukunft vor? „Ich habe zwar schon ein Gesellenjahr gehabt, doch jetzt will ich erst mal arbeiten“, sagt er. Den Meister hat er natürlich auch im Blick, das Schulbankdrücken reiche aber vorerst.

An der Abkantbank: Insbesondere die Vielfältigkeit des Dachdeckerhandwerks hat Patrick Rennar angesprochen. © Michael Schley
Kurzfristig freut er sich auf den 30. Oktober. Dann werden in Bielefeld die Landessieger geehrt. Was es als Preis gibt, das weiß der Südlohner noch gar nicht. „Auch nicht entscheidend“, erklärt er in seiner ruhigen Art. Eine gute Woche darauf geht es dann Richtung Norden zum Bundesentscheid. Auch dem sieht er gelassen entgegen.
Reinhard Wehr erklärt auch warum: „Er hat ja nichts zu verlieren.“ Gewonnen hat er schließlich schon – vor allem an Erfahrung, die im Handwerk unersetzlich ist.
„Reife braucht Zeit. Und eine gute Ausbildung“, lautet ein Spruch der Imagekampagne des Handwerks. Und der passt bei Patrick Rennar bestens – gleich mit „doppeltem Boden".