Im Stadtlohner Lokschuppen diskutierte Ali Mahlodji (4.v.l.) mit Yvonne Brüninghoff (kaufmännische Leiterin Bewital, l.) sowie den Azubis Yannick Geuking, Marlene Lindenbuß, Lisa Bone, Marvin Kramer, Marie-Claire Knobloch und Nico Terhörne (v.l.).

© Michael Schley

Ali Mahlodji stärkt Azubis: „Folgt euren Träumen, entfaltet eure Potenziale"

rnAzubi-Talk

Mit seinem Lebenslauf sei Ali Mahlodji ein „Fehler im System", wie der Top-Speaker selbst sagt. Heute gibt er jungen Menschen eine Orientierung. Darüber sprach er nun mit Auszubildenden.

Südlohn

, 27.06.2020, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Corona-Krise zwingt Unternehmen zum Umdenken. Die klassischen Wege, um künftige Auszubildende zu erreichen, sind weggebrochen. „Deshalb setzen wir auf den digitalen Weg“, berichtet Yvonne Brüninghoff, kaufmännische Leiterin bei der Unternehmensgruppe Bewital. Der Top-Speaker Ali Mahlodji kam zum After-School-Talk in den Lokschuppen nach Stadtlohn, um dort mit sechs Bewital-Azubis über die ungewisse Zeit nach der Schule, über Zukunftsängste und über die Sinnhaftigkeit im Beruf zu sprechen. Das Besondere: Via Livestream auf YouTube konnten vor allem künftige Auszubildende diese Diskussion live verfolgen. „Dieses Konzept wird Schule machen", zeigte sich der international renommierte Gründer überzeugt.

Als EU-Jugendbotschafter hat es sich Ali Mahlodji (l.) zur Aufgabe gemacht, junge Menschen zu inspirieren und ihnen eine Orientierung zu geben.

Als EU-Jugendbotschafter hat es sich Ali Mahlodji (l.) zur Aufgabe gemacht, junge Menschen zu inspirieren und ihnen eine Orientierung zu geben. © Michael Schley

Er selbst sei ein Beispiel dafür, dass im Leben nicht alles planbar sei. „Schulabbrecher, gefühlt 40 Berufe angefangen. Irgendwann hat es Klick gemacht“, erklärt der Wiener. Er selbst sagt von sich: „Eigentlich bin ich mit meinem Lebenslauf ein Fehler im System.“ Auch so habe er den Zugang zum Thema gefunden, sich mit jungen Menschen zu beschäftigen, sie zu inspirieren, ihnen Orientierung zu geben: „Der Mensch hat so viele Potenziale, man muss sie nur freilegen. Man muss den Jugendlichen Chancen geben, sich zu entfalten.“

Jetzt lesen

Eine wesentliche Rolle spiele dabei das Umfeld, nicht nur das berufliche: „Auch Freunde und Familie muss man sich erarbeiten, um dauerhaft zu einer Balance, zu einer inneren Zufriedenheit zu finden.“ Weiter: „Junge Menschen gehen immer dorthin, wo sie Wertschätzung finden.“ Als EU-Jugendbotschafter nehme er gerne eine Vermittlerrolle ein – so wie am Donnerstag im Lokschuppen.

Yvonne Brüninghoff (l.), kaufmännische Leiterin bei Bewital, ermutigte junge Menschen, den eigenen Weg zu finden.

Yvonne Brüninghoff (l.), kaufmännische Leiterin bei Bewital, ermutigte junge Menschen, den eigenen Weg zu finden. © Michael Schley

Und das Thema Wertschätzung war auch ein zentrales Thema der Diskussionsrunde. „Auszubildende sollten einen hohen Stellenwert genießen, sie sind die Führungskräfte von morgen“, berichtete Yvonne Brüninghoff. „Ich bin meinem Bauchgefühl gefolgt“, erklärte Lisa Bone. Dass der Weg nicht immer geradlinig sein muss, davon zeugt nicht nur der Lebenslauf von Ali Mahlodji, Marie-Claire Knobloch absolviert bei Bewital ihre zweite Ausbildung: „Macht das, was Ihr fühlt“, riet auch sie den Zuschauern. Marvin Kramer ergänzte, dass eine Gemeinschaft auf Augenhöhe und die nötige Rückendeckung im Unternehmen das Selbstwertgefühl eines jeden Auszubildenden stärken.

Mut zeigen, gewisse Schubladen zu verlassen

„Dann sind Noten auch mal zweitrangig, wenn ich gute Arbeit mache“, pflichtete Yannick Geuking bei. Viele Erwachsene hätten noch nicht wirklich realisiert, welche Potenziale in jungen Menschen steckten, sagte Nico Terhörne: „Man muss das Selbstvertrauen entwickeln, aus gewissen Schubladen herauszukommen.“ Ein Zeichen von Wertschätzung sei es zudem, wenn man in einem Unternehmen auch mal über den Tellerrand hinaus blicken könne, ergänzte Marlene Lindenbuß.

Die sechs Auszubildenden gewährten spannende Einblicke in die Gedankenwelt junger Menschen. Das Thema Wertschätzung spielte dabei eine große Rolle.

Die sechs Auszubildenden gewährten spannende Einblicke in die Gedankenwelt junger Menschen. Das Thema Wertschätzung spielte dabei eine große Rolle. © Michael Schley

Dass man den Spieß ruhig einmal umdrehen sollte, das hob Ali Mahlodji hervor: „Es macht in der heutigen Zeit Sinn, dass auch einmal die jungen Mitarbeiter den älteren etwas beibringen. Stichwort Social Media.“ Auch Auszeiten sollten wie Brüche keine Hindernisse darstellen.

„Die Arbeitswelt ist keine Einbahnstraße"

Und so sei ein klassischer Satz aus einem Bewerbungsgespräch heute überholt: „Wo siehst du dich in zehn Jahren?“ „Karriere ist eben nicht immer planbar. Die Arbeitswelt ist keine Einbahnstraße, lebt Euren Traum, nutzt die Chancen“, betonte Ali Mahlodji noch einmal. Er rief junge Menschen dazu auf, sich „jetzt schon Gedanken über die Welt zu machen“: „Dafür müsst ihr nicht erst 60 werden.“

Via Livestream auf YouTube konnten Interessierte die Diskussionsrunde verfolgen und gleichzeitig aktiv teilnehmen.

Via Livestream auf YouTube konnten Interessierte die Diskussionsrunde verfolgen und gleichzeitig aktiv teilnehmen. © Michael Schley

Und dass dies bei den Teilnehmern der Fall sei, darin habe ihn die Schlussrunde bestätigt: Unter dem Thema „Was wollt ihr der Welt erzählen?“ gab es spannende Einblicke in die Gedankenwelt junger Menschen, die Corona-Krise habe dabei sogar noch für weitere Tiefenschärfe gesorgt. Solche Auszubildende bräuchten Hidden Champions sowie gerade kleine und mittlere Unternehmen dringender denn je zuvor.

Ali Mahlodji betonte, er sei das beste Beispiel dafür, dass die Arbeitswelt heute keine Einbahnstraße ist.

Ali Mahlodji betonte, er sei das beste Beispiel dafür, dass die Arbeitswelt heute keine Einbahnstraße ist. © Michael Schley

Vom Schulabbrecher zum EU-Jugendbotschafter

  • Ali Mahlodji ist Wiener mit persischen Wurzeln und wurde 1981 in Teheran geboren.
  • Weil er stotterte und Angst vor der Abschlussprüfung hatte, brach er sechs Monate vor dem Abschluss der Schule diese ab und jobbte in seinem Leben in über 40 verschiedenen Jobs.
  • Nach einem Burnout beschloss er, seinem Leben einen Sinn zu geben und wurde Lehrer.
  • Als er sah, dass Orientierungslosigkeit immer noch das größte globale Problem der Jugend war, beschloss er 2010 seine Kindheitsidee, das Handbuch der Lebensgeschichten, selbst umzusetzen.
  • Auf der von ihm geschaffenen Internetplattform Whatchado.com erzählen inzwischen tausende Menschen aus über hundert Nationen - vom Präsidenten über Friedensnobelpreisträger bis hin zum Nachbarn von nebenan - in kurzen Videoclips, wer sie sind, was sie tun und wie sie zu dem wurden, wer sie heute sind.
  • Whatchado machte Ali Mahlodji in kurzer Zeit zum Unternehmer und gefragten Keynote-Speaker. Das Unternehmen arbeitet heute international und zählt hunderte Organisationen und Unternehmen zu seinen Partnern.
  • Ali Mahlodji wurde für Whatchado national und international mehrfach ausgezeichnet. Er ist unter anderem Gastprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien, an der Johannes Kepler Universität Linz und an weiteren Universitäten im deutschsprachigen Raum.
  • 2012 wurde er vom österreichischen Staatssekretär Sebastian Kurz zum Integrationsbotschafter, 2013 von der Europäischen Union zum Jugendbotschafter auf Lebenszeit ernannt.