Mit ihren 37 Jahren ist Irina Schweitzer schon ein „alter Hase“. Zumindest in ihrem Job als Flüchtlings- bzw. Integrationsberaterin. Schon während ihres Studiums der Sozialarbeit schnupperte die junge Frau in diesen Bereich hinein und stellte schnell fest: „Die Arbeit ist genau mein Ding.“
Das war im Jahr 2014 und seitdem ist Irina Schweitzer beruflich schon viel herumgekommen, arbeitete als Begleiterin für Asylsuchende und Flüchtlinge schon für mehrere Arbeitgeber im Ruhrgebiet und im Münsterland.

Seit 1. September in Südlohn
Seit dem 1. September ist sie nun bei der Gemeinde Südlohn in der Abteilung Ordnung und Soziales angestellt und kümmert sich hier zurzeit um derzeit 264 Flüchtlinge. Aber nicht nur. Zu ihren Aufgaben gehört es schließlich auch, sich um die soziale Begleitung von anderen Menschen, zum Beispiel von Obdachlosen, zu kümmern. „Auch wenn man es nicht immer glaubt, auch hier in der Gemeinde Südlohn kommt so etwas vor. Erst vor einigen Tagen gab es da einen Fall“, erzählt die 37-Jährige.
„Diese Arbeit bewältige ich nicht alleine“, gibt die junge Frau mit Blick auf ihren Chef Matthias Lüke sofort zu verstehen. „Wir arbeiten hier im Team.“ So gebe es jede Woche eine Besprechung. „Vor allem, wenn es Neuzuweisungen von Flüchtlingen gibt, sind diese sehr wichtig“, erklärt sie. Hier werde noch mal überlegt, wer mit wem wo untergebracht werden könne.
„Da muss man ja Fingerspitzengefühl beweisen“, meint sie. Herkunftsland, Religion, Geschlecht, Alter, Familie – es seien da viele Punkte zu beachten. „Nicht jeder kann mit jedem in einem der 33 Häuser und Unterkünfte in der Gemeinde untergebracht werden“, macht sie deutlich.
Besuche in den Unterkünften
Natürlich könne es sein, dass man da mal eine falsche Einschätzung treffe, aber dann werde eben eine Änderung vorgenommen. „Ich bin ja regelmäßig in den Unterkünften. Jetzt in der Anfangsphase sowieso, um die Menschen kennenzulernen und auch um zu sehen, ob sich alle an die vorgegebenen Spielregeln halten“, sagt die Gemeindemitarbeiterin.
Sollte letzteres nicht der Fall sein, müsse sie auch mal klare Ansagen machen. Als Beispiel nennt sie hier, dass notorische Deutschunterrichtschwänzer zum Beispiel mit Kürzungen ihrer finanziellen Zuwendungen rechnen müssten. Gleiches gelte, wenn sie nicht ihre gemeinnützige Arbeit verrichten würden.
Büro im Rathaus in Oeding
Neben diesen Besuchen vor Ort kümmert sich Irina Schweitzer auch in ihrem Büro im Rathaus in Oeding um die Alltagssorgen der Hilfesuchenden. Vor allem erklärt sie ihnen Schreiben und Dokumente von Behörden, Ämtern, Versicherungen, Krankenkassen und Ärzten und hilft, diese adäquat zu beantworten.
Von Vorteil für diese Arbeit ist dabei, dass Irina Schweitzer Deutsch, Englisch und Russisch spricht. Sollte dieses nicht ausreichen, gibt es im Rathaus auch noch ein Übersetzungsgerät. „Im Notfall können wir auch noch einen Übersetzer vom Kreis Borken anfordern“, erklärt sie weiter.
Neben dieser Hilfe arbeitet sie außerdem eng mit der Polizei und anderen Behörden zusammen. Ihr Ziel dabei: „Ich möchte den Menschen helfen, sich auf Dauer hier alleine zu Recht zu finden. Am Anfang zeige ich ihnen hierfür einen Weg auf. Ob sie diesen dann gehen, ist aber ihre eigene Entscheidung.“
Arbeit eine Wundertüte
Ihre Arbeit beschreibt die junge Frau als eine Art Wundertüte. „Jeder Tag ist anders“, findet die Gemeindemitarbeiterin. Man wisse morgens nie, wer auf einmal in der Tür steht und vor allem, was er für eine Geschichte mit sich bringe.
„Die Männer und Frauen sind ja nicht einfach so hier. Sie kommen aus Krisengebieten und haben viel erlebt und Traumata“, erklärt sie. Das müssten diese auch erst einmal verarbeiten. „Manchmal möchten sie dann auch über Erlebtes erzählen“, sagt Irina Schweitzer. Das sei nicht immer gut zu ertragen, vor allem wenn diese dann Fotos zeigen wollen. „Da muss man für sich auch wissen, wo die rote Linie ist und dieses notfalls sagen“, erläutert die Flüchtlings- und Integrationsbegleiterin weiter. Zum Glück sei sie vom Typ aber nicht jemand, der alles mit nach Hause nehme. „Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich schon so lange diese Arbeit mache. Ich habe da schon einiges gesehen und erlebt“, sagt sie und lässt hier durchblicken, dass sie halt ein „alter Hase“ ist.
Flüchtlingszahlen in der Gemeinde Südlohn (Stand: 5.11.2024)
- Bewohner insgesamt: 264
- Anerkannt: 202; Gestattet: 43; Geduldet: 19
- Frauen: 90; Männer: 174; Erwachsene: 195; Kinder (bis 17): 69
- Herkunftsländer: Ukraine (90); Syrien (68); Afghanistan (30); Irak (19); Iran (12); Guinea (10), Sonstige (35).
- Häuser: 33; davon 15 eigene und 18 gemietete; Belegung eigene Häuser (134); Belegung gemietete Häuser (130).
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