Anja Beyer (53), Inhaberin des Edeka-Marktes, berichtet von Lieferschwierigkeiten. Aktuell hat sie auf einer Liste 230 Artikel, die nicht lieferbar sind.

Anja Beyer (53), Inhaberin des Edeka-Marktes, berichtet von Lieferschwierigkeiten. Aktuell hat sie auf einer Liste 230 Artikel, die nicht lieferbar sind. © Stephan Rape

Lieferprobleme: Im Edeka von Anja Beyer bleiben einige Regale leer

rn„Längerfristig nicht lieferbar“

230 Artikel sind in Anja Beyers Edeka-Markt in Südlohn nicht oder sogar längerfristig nicht lieferbar. Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Das stößt einigen Kunden übel auf.

Südlohn

, 19.07.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Lücken in den Regalen sind noch recht gut kaschiert, doch Anja Beyer (53) weiß nicht, wie lange das noch klappt: Die Inhaberin des Südlohner Edeka-Marktes blickt auf eine Rechnung. Auf viereinhalb Din-A4-Seiten reihen sich da die nicht-lieferbaren Artikel untereinander.

Insgesamt 230 Posten quer durch das ganze Trockensortiment. Von den Grundnahrungsmitteln über Drogerieartikel und Genussmittel bis hin zu Tierfutter und Zigaretten. Teilweise gebe es die Rohstoffe nicht mehr.

Papier fehlt an allen Ecken und Enden

Oft scheitere eine Lieferung aber auch an so banalen Dingen wie der Verpackung: „Seit der Krieg ausgebrochen ist, ist Papier Mangelware. Auch für Verpackungen“, erklärt sie. Und ohne Verpackung keine Lieferung.

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Zigaretten seien zum Teil gleich doppelt betroffen: Sowohl die Hülsen als auch Schachteln oder Stangen würden nicht in ausreichender Menge produziert.

Seitenweise nicht lieferbare Artikel: Ein Blick auf die aktuellen Rechnungen des Edeka-Marktes Beyer zeigt das Problem.

Seitenweise nicht lieferbare Artikel: Ein Blick auf die aktuellen Rechnungen des Edeka-Marktes Beyer zeigt das Problem. © Edeka Beyer

„Für viele Dinge gibt es nicht einmal ein mögliches Lieferdatum“, sagt die Südlohnerin. Andere Posten seien immer mal wieder vorrätig, würden dann aber sofort wieder komplett abverkauft. Große Hamsterkäufe wie zu Beginn der Pandemie und dann wieder zum Beginn des Ukrainekriegs gebe es so nicht mehr. „Das hat sich alles relativiert“, schildert sie.

Kaufverhalten der Kunden hat sich stark verändert

Aber das Kaufverhalten der Menschen habe sich radikal verändert: „Sie kaufen viel bewusster ein“, sagt Anja Beyer. Und würden genauer auf Preise achten.

Und offenbar direkt vor der Kasse noch einmal genau durchrechnen. „Wir finden viel häufiger als gewöhnlich Artikel, die direkt vor der Kasse in anderen Regalen abgelegt werden“, sagt Anja Beyer.

Auch die hauseigenen Discountmarken würden durch die Bank viel stärker nachgefragt als gewöhnlich. Und seien entsprechend häufiger ausverkauft oder schwer lieferbar. „Die Lieferanten können ja auch nicht einfach die Produktion hochfahren“, sagt die Supermarkt-Betreiberin. Teurere Markenprodukte würden hingegen öfter stehen bleiben.

Mit den Problemen muss sich aber nicht nur Anja Beyer in Südlohn herumschlagen. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung klagten Anfang Juli 77 Prozent der Lebensmitteleinzelhändler über Schwierigkeiten, bestellte Waren rechtzeitig zu bekommen. Einzelhandelsverbände gehen dabei davon aus, dass sich die Probleme noch weit bis 2023 hinziehen.

Verärgerte Kunden wegen leerer Plätze im Regal

Ein fehlendes Produkt sorge bei dem ein oder anderen Kunden schon für Ärger: „Da wurden einige schon sehr wütend, wenn es einige Artikel auch mehrfach nicht gab.“ Sie schüttelt den Kopf.

Dabei könne sie oder ihr Personal doch nichts dazu: „Wir machen das ja nicht absichtlich und würden alle Regale natürlich gerne auffüllen.“ Bei einigen Kunden sei das aber anscheinend nicht angekommen.

Laut schimpfend hätten die das Geschäft wieder verlassen. „Keine Stammkunden“, wie sie schnell erklärt. Die Südlohner seien eigentlich durchweg liebe und verständnisvolle Kunden. „Wir kennen uns ja schon seit Jahrzehnten“, sagt Anja Beyer.

Über 25 Jahre führt sie die Geschäfte in Südlohn schon. Seit vergangenem Februar in der neuen Filiale direkt an der L572. Das ist für sie gleich in mehrfacher Hinsicht ein enormer Fortschritt. Nicht nur wegen der deutlich größeren Verkaufs- und Lagerfläche. Immerhin hat sich der Südlohner Edeka-Markt von knapp 720 Quadratmetern auf 1300 Quadratmeter Verkaufsfläche fast verdoppelt.

Neue Filiale macht viele Dinge einfacher

Regelrecht dankbar ist Anja Beyer für die neue Haus- und Heiztechnik. „Ich kann das gesamte Gebäude über die Abwärme der Kühlschränke und -truhen beheizen, bin also vom Gas unabhängig“, sagt sie.

An die alte Gasheizung im ehemaligen Markt möchte sie da lieber nicht zurückdenken. Auch die Lage direkt an der Ortsumgehung sei mit Blick auf Kunden von außerhalb natürlich viel besser.

Aber auch Anja Beyer ist als Endkunde von Lieferverzögerungen betroffen: Eigentlich sollten auf dem Parkplatz längst die beiden Ladestationen für E-Autos in Betrieb sein. Doch noch ist davon nichts zu sehen. Die Kabel sind verlegt. Lieferdatum für die Ladeboxen: unbekannt.