Landwirte: „Wir werden doppelt bestraft“

Geplante Strom-Autobahn

Die Schweinepest war wie überall Tagesordnungspunkt bei den Landwirten. Sorgen und Ärger bereitete ihnen aber auch die von Amprion geplante Strom-Autobahn durch ihre Flächen.

Südlohn/Oeding

, 22.01.2018, 18:29 Uhr / Lesedauer: 2 min
Hinter dem Hof Schnelting (unten) in der Fresenhorst soll die Trasse für die Erdverkabelung entlangführen. Foto:

Hinter dem Hof Schnelting (unten) in der Fresenhorst soll die Trasse für die Erdverkabelung entlangführen. Foto: © Bernd Schlusemann

Rund 40 Landwirte des Landwirtschaftlichen Ortsverbands Südlohn-Oeding trafen sich am vergangenen Donnerstag im Burghotel Pass, um sich zu informieren und Aktuelles zu diskutieren. Ganz vorne an standen die Pläne des Unternehmens Amprion, seine Stromtrasse A-Nord auch unter den Äckern der Südlohner und Oedinger Landwirte zu verlegen. Das sagte der Vorsitzende des Ortsverbands, Dieter Valtwies, am Montag im Gespräch mit der Münsterland Zeitung.

Das Erdkabel soll – so schlägt Amprion es vor – durch die Bauerschaften Venn, Wienkamp, Feld, Sickinghook, Fresenhorst und Pingelerhook verlaufen. Aber auch eine Alternativtrasse würde Südlohner und Oedinger Gebiet komplett berühren, betonte Dieter Valtwies.

Maria Leveling-Hoppe machte in Oeding den Standpunkt des Landwirtschaftlichen Kreisverbands deutlich, der, wie berichtet, am Donnerstag auch den Amprion-Vertretern am Rande eines Behördentermins in Ahaus als Resolution überreicht worden war. Die Sorgen und Kritikpunkte teilten auch die Südlohner und Oedinger Landwirte. Der Kreis Borken sei von vielen Trassen weit mehr betroffen als die Nachbarkreise, wohl wegen seiner Grenzlage. „Im Grunde genommen sorgen der Kreis Borken und wir als Gemeinde für die Infrastruktur in der Bundesrepublik. Wir stellen Boden für die Trasse bereit und werden doppelt bestraft“, kritisierte Dieter Valtwies.

Der Vorstand des Landwirtschaftlichen Ortsverbands Südlohn-Oeding (v. l.): Felix Icking-Schrote, Ludger Gröting, Dieter Valtwies, Florian Musholt, Christian Hardt, Friedhelm Paß und Bettina Hueske. Es fehlt Gerhard Engering. Foto: Stephan-Wolfert

Der Vorstand des Landwirtschaftlichen Ortsverbands Südlohn-Oeding (v. l.): Felix Icking-Schrote, Ludger Gröting, Dieter Valtwies, Florian Musholt, Christian Hardt, Friedhelm Paß und Bettina Hueske. Es fehlt Gerhard Engering. Foto: Stephan-Wolfert

Denn, wie berichtet, müssen für die Trassenfläche im Kreis rund 500 Hektar für den Umweltausgleich zur Verfügung gestellt werden. „Die Flächen sind knapp und können nicht vermehrt werden. Jeder Quadratmeter, der der Landwirtschaft nicht zur Verfügung steht, fehlt auch den Landwirten vor Ort“, blickte er auf die Flächen, die der Natur zur Verfügung gestellt werden müssten. Auf dieser Fläche könnten etwa 40 Vollerwerbsbetriebe wirtschaften, zog er einen Vergleich.

Das Verständnis für den Umweltausgleich für eine Ökostromtrasse, der im gleichen Umfang erfolgen müsse wie etwa bei der Realisierung eines Baugebiets, halte sich bei den Landwirten in Grenzen: „Während der Bauphase ist es sicher ein Eingriff“, sagte Dieter Valtwies.

Politiker gefordert

Aber nachher sei ein Beackern der Fläche möglich, und die Natur könnte sich über den Erdkabeln sicher auch wieder ansiedeln. Die Landwirte setzten darauf, dass ihr Anliegen von den heimischen Abgeordneten in die Koalitionsverhandlungen getragen werde. Das hofften auch die Mitglieder der Bürgerinitiative „Keine Stromtrasse in Südlohn und Oeding“, die an der Versammlung teilnahmen und nochmals ihre Ablehung der Amprion-Pläne bekräftigten.

Zum Thema Hofnachfolge gab Maria Leveling-Hoppe vom Kreisverband Borken den Landwirten dann mit auf den Weg, viel Zeit einzuplanen, um eine vernünftige Regelung zu schaffen. Es sei ein komplexes Thema.

Weniger betroffen als zum Beispiel Stadtlohn-Almsick seien Südlohn und Oeding, was das Vorkommen von Wildschweinen angehe. Aber: Das Risiko der Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest durch Wildschweine wie auch durch den Transitverkehr aus Osteuropa gelte es zu minimieren. Maria Leveling-Hoppe teilte mit, welche Maßnahmen der Kreisverband dafür ergreifen wolle.

Die Trasse A-Nord ist eine geplante Gleichstromleitung zwischen dem windreichen Norden, den Verbrauchszentren im Westen und Süden Deutschlands. Der Netzbetreiber Amprion plant das Projekt „A-Nord“ und lädt am Dienstagabend zu einem Bürgerinformationsmarkt ein, um die Planung noch einmal zu erläutern. Beginn ist um 18 Uhr in der Jakobihalle Oeding, Pfarrer-Becker-Straße 11. Anmeldungen sind nicht erforderlich.