In der Kita St. Barbara gilt in generelles Foto-Verbot. In der Projektwoche zum Thema Kinderrechte haben die Erzieherinnen Kathinka Amerongen (l.) und Sandra Dechering den Kindern zudem erklärt, dass sie selber entscheiden dürfen, wer sie fotografiert. Aus diesen Gründen zeigen wir die Gesichter der Kinder nicht.

© Victoria Garwer

Kinderrechte: Südlohner Kinder wissen jetzt, wer sie fotografieren darf

rnKindergarten

In der Kita St. Barbara haben Kinder gelernt, welche Rechte sie haben. Wann darf jemand sie fotografieren? Wann ist Gewalt Gewalt? Und ist es in Ordnung, jemanden nicht mitspielen zu lassen?

Südlohn

, 19.11.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wieso darf Fritz nicht mit Fußball spielen? Das können die Kinder im Kindergarten St. Barbara in Südlohn gar nicht verstehen. „Fritz gehört dazu! Fritz gehört dazu!“, rufen sie lautstark immer wieder. Schließlich wissen sie spätestens seit dem Projekt zum Thema Kinderrechte, dass kein Kind benachteiligt werden darf.

Die Generalversammlung der Vereinigten Nationen hat die Kinderrechtskonvention am 20. November 1989 verabschiedet. Seitdem gilt der 20. November als Tag der Kinderrechte. Aus diesem Anlass haben die Erzieherinnen in der Kita St. Barbara zwei Wochen lang jeden Tag ein konkretes Recht mit den Kindern besprochen.

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„Vieles wissen sie ganz intuitiv. Dass ein Erwachsener einem Kind nicht weh tun und ihm zum Beispiel an den Hals fassen darf, das ist ihnen klar“, sagt Erzieherin Kathinka Amerongen. Thematisiert wurde dabei aber auch, dass Gewalt nicht gleich Gewalt ist.

Raufen und Toben ist mit Regeln erlaubt

In der Turnhalle durften die Kinder zwischen zwei und sechs Jahren miteinander raufen und toben. Wichtig waren jedoch Regeln und Grenzen. „Wenn jemand Stopp gesagt hat, musste man aufhören“, sagt ein kleines Mädchen bei der Abschlussveranstaltung am Freitagvormittag.

Die Erzieherinnen Kathinka Amerongen und Sandra Dechering fassen mit den Handpuppen Oskar und Stine die Kinderrechte noch einmal zusammen. „Warum sitzt du im Rollstuhl, Stine?“, fragt ein Junge. Sandra Amerongen erklärt für die Handpuppe: „Ich bin mal ganz schlimm hingefallen und kann jetzt meine Beine nicht mehr bewegen. Aber ich will trotzdem Rennfahrerin werden.“

In einem Rollenspiel fasste Erzieherin Kathinka Amerongen mit Handpuppe Oskar die Kinderrechte noch einmal zusammen,

In einem Rollenspiel fasste Erzieherin Kathinka Amerongen mit Handpuppe Oskar die Kinderrechte noch einmal zusammen, © Victoria Garwer

Gar kein Problem, da sind sich die Kinder einig. Schließlich ist auch das eines der Kinderrechte: Behinderte Kinder haben das Recht auf besondere Fürsorge und Förderung, damit sie aktiv am Leben teilnehmen können.

In den beiden Projektwochen durften auch die Kindergartenkinder überlegen, welchen Beruf sie mal ergreifen möchten. Schließlich haben sie das Recht auf Bildung und können werden, was sie wollen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung und Beteiligung thematisierten die Erzieherinnen, indem die Kinder abstimmen durften, welche neue Tonie-Figur mit welchem Hörspiel gekauft werden soll.

Kinder haben ein Recht am eigenen Bild

An einem anderen Tag machte eine Erzieherin Fotos von den Kindern. Doch Handpuppe Oskar fand das gar nicht gut: „Ich möchte nicht fotografiert werden.“ Kathinka Amerongen berichtet: „Erst nach dieser Aussage fingen die Kinder an, darüber nachzudenken, ob sie das eigentlich wollen oder nicht.“ Sie lernten an diesem Tag, dass zunächst sie selber entscheiden dürfen, ob jemand sie fotografieren darf.

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Beim Thema Schutz im Krieg und auf der Flucht wurde es für die Kinder etwas unkonkreter. „Das betrifft sie selber nicht, da wurde es etwas schwierig“, sagt Kathinka Amerongen. Deswegen haben sie ein Haus aus Lego gebaut. Doch die Lego-Familie hat zuerst das Haus verloren, dann waren plötzlich auch der Tisch, die Stühle und die Betten weg. „Das konnten die Kinder schon begreifen. Sie waren dabei sehr empathisch“, berichtet die Erzieherin.

Bei dem abschließenden Rollenspiel wird deutlich, wie viel die Kinder aus dieser Woche mitgenommen haben. Die Redakteurin der Münsterland Zeitung, die Fotos von den Erzieherinnen macht, beäugen sie sehr misstrauisch. „Sie hat uns vorher gefragt und wir haben ja gesagt“, erklärt deswegen Sandra Dechering.

Auf die Fragen von den Handpuppen Oskar und Stine kennen die Kinder zudem jede Antwort. „Darf die Mama Fritz verbieten, zu spielen?“, will Kathinka Amerongen wissen. „Nein“, brüllen die Kinder laut und selbstsicher. „Jedes Kind darf spielen.“

Die wichtigsten zehn Kinderrechte in Kurzform

  • Gleichheit: Alle Kinder haben die gleichen Rechte. Kein Kind darf benachteiligt werden.
  • Gesundheit: Kinder haben das Recht gesund zu leben, Geborgenheit zu finden und keine Not zu leiden.
  • Bildung: Kinder haben das Recht zu lernen und eine Ausbildung zu machen, die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht.
  • Spiel und Freizeit: Kinder haben das Recht zu spielen, sich zu erholen und künstlerisch tätig zu sein.
  • Freie Meinungsäußerung und Beteiligung: Kinder haben das Recht bei allen Fragen, die sie betreffen, mitzubestimmen und zu sagen, was sie denken.
  • Schutz vor Gewalt: Kinder haben das Recht auf Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung.
  • Zugang zu Medien: Kinder haben das Recht, sich alle Informationen zu beschaffen, die sie brauchen, und ihre eigene Meinung zu verbreiten.
  • Schutz der Privatsphäre und Würde: Kinder haben das Recht, dass ihr Privatleben und ihre Würde geachtet werden.
  • Schutz im Krieg und auf der Flucht: Kinder haben das Recht im Krieg und auf der Flucht besonders geschützt zu werden.
  • Besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung: Behinderte Kinder haben das Recht auf besondere Fürsorge und Förderung, damit sie aktiv am Leben teilnehmen können.